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Jimmy Hendrix

© Baron Woman

Ausstellung: Gibson oder Fender?

Sechs Saiten, die die Welt bedeuten: Eine Ausstellung widmet sich dem Faszinosum E-Gitarre.

Ohne E-Gitarren gäbe es keine Rockmusik. Und ohne Rockmusik? Wo wären wir denn da? Eben. Insofern kann man dankbar sein, dass vor 61 Jahren ein junger Instrumentenbauer namens Lester Polfus ins Büro des Präsidenten des amerikanischen Gitarrenherstellers Gibson marschierte und ihm eine selbst entwickelte, elektrische Gitarre vorstellte. Der wollte diesen „Besenstiel mit Tonabnehmern“ allerdings nicht ins Programm nehmen und schickte Polfus wieder weg. Ein schwerer Irrtum, wie sich wenige Jahre später herausstellen sollte, als die Konkurrenzfirma Fender die erste E-Gitarre auf den Markt brachte. Gibson musste nachziehen und kam dabei erst recht wieder auf Lester Polfus zurück, dessen Künstlername „Les Paul“ deshalb bis heute unzählige Gibson-Gitarren ziert.

„Gibson oder Fender?“ gehört genauso wie „Beatles oder Stones?“ und „Lennon oder McCartney?“ zu den großen Fragen der Rockmusik. Zumindest eine Hälfte dieser Geschichte ist nun im Rahmen der Ausstellung „Gibson Through The Lens“ in der Pool Gallery in Berlin zu sehen: Rockfotografen wie Jim Marshall, dessen Bilder nicht nur in Musikmagazinen wie dem „Rolling Stone“ veröffentlicht werden, sondern auch mehr als 500 Plattencover zieren, haben Musiker in Augenblicken großer Intimität, ja beinahe Verschmelzung mit dem Instrument abgelichtet. Nicht nur der junge Keith Richards ist da zu sehen, sondern auch B.B. King, Bob Dylan, John Lennon, Bruce Springsteen, Lenny Kravitz, Noel Gallagher und Frank Zappa

„Gibson oder Fender?“, das sei auch eine Entscheidung zwischen basslastigem, weichem und höhenreichem, hellem Sound, wie Holger Hartmann, Gitarrenspezialist im „Sound & Drumland“ in Prenzlauer Berg erklärt. Der Unterschied entstehe vor allem durch das verwendete Holz und die Tonabnehmer. Man könne zwar mit Effektgeräten viele verschiedene Klänge simulieren, „wenn du Metal spielen willst, kannst du eine Fender Stratocaster aber wegschmeißen.“ Die Stratocaster ist die populärste Gitarre der Welt, sie wurde und wird unter anderem von Eric Clapton und Mark Knopfler (Dire Straits) verwendet. Auch Bob Dylan spielte auf einer „Strat“, als er bei seiner legendären 1966er Tour von der akustischen auf die E-Gitarre wechselte und mit diesem Stilbruch Fans seiner Folk-Songs vor den Kopf stieß.

Die Markentreue bei Gitarrenkäufern sei heute nicht mehr so ausgeprägt wie damals, sagt Holger Hartmann. „Es gibt natürlich Leute, die sagen: ‚Was anderes als eine Gibson kommt mir nicht ins Haus’, aber das sind sehr wenige.“ Viele Gitarristen haben Modelle unterschiedlichster Marken für verschiedene Zwecke. Er selbst spiele gerade am liebsten die Stratocaster von Fender. Manche Kunden lassen sich bei der Instrumentenauswahl weniger von der Marke als von ihren musikalischen Vorbildern leiten. „Die gehen dann sehr zielstrebig in das Eck, wo die Gitarre von Metallica oder Rammstein steht.“ Anderen wiederum sei der Showeffekt sehr wichtig. Für diese Klientel gibt es etwa die Flying-V von Gibson, eine Gitarre in V-Form, die vor allem von Rockbands der härteren Gangart gerne verwendet wird.

Für Einsteiger bieten sich aber wohl eher Billigversionen der Gitarrenklassiker aus Fernost an. Fender etwa vertreibt solche Modelle selbst unter dem Namen Squier ab etwa 300 Euro, während eine USA-Fender nur schwer unter 1000 Euro zu haben ist, bei Gibson wird es sogar schon unter 2000 Euro knapp mit dem Angebot. Daneben gibt es aber noch zahlreiche Firmen, die die bewährten Gitarren möglichst originalgetreu zu kopieren versuchen und mit kleinen Änderungen relativ günstig auf den Markt bringen. Die Billiganbieter haben mittlerweile eine „erschreckend gute Qualität“ erreicht, sagt Holger Hartmann. „Trotzdem sind es eher Einstiegsmodelle. Viele Kunden steigen später auf teurere Originale um.“ Gibson etwa, oder Fender.

Pool Gallery, Tucholsky- /Ecke Auguststraße, Mitte, bis 28. Juli, Montag bis Freitag 12 bis 20 Uhr, Sonnabend 12 bis 18 Uhr

Michael Luger

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