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weihnachtsbaum

© Thilo Rückeis

Ausstellung: Rein ins Grüne

Im Heimatmuseum Charlottenburg wird Weihnachtsbaumgeschichte gezeigt: Vom U-Boot in der Tanne bis zum Multifunktionsständer made in DDR.

Die Grünen haben jetzt Hoch-Zeit. Wer sich in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum leisten möchte, muss allerdings tiefer in die Tasche greifen – drei bis vier Euro mehr soll eine zwei Meter hohe Nordmanntanne kosten, also rund 38 Euro. Grund sei die hohe Nachfrage – so dazu jüngst Bernd Oelkers, Chef des Verbands der deutschen Weihnachtsbaumanbauer.  Danach bevorzugten drei Viertel der Weihnachtsbaumkunden die Nordmanntanne. Insgesamt 27 bis 28 Millionen Bäume würden jährlich verkauft – eben so viele wie in den USA. Damit sei Deutschland der größte Weihnachtsbaummarkt in Europa.

Das würzig duftende und stachlig piekende Immergrün trat als geschmücktes Requisit des Weihnachtsfestes erst im Laufe des 18. Jahrhunderts seinen  Siegeszug an. Dessen historische Spuren kann man jetzt im Heimatmuseum Charlottenburg höchst sehenswert verfolgen – „Vom Wintergrün zum Lichterbaum“ heißt dort bis zum 11. Januar eine Ausstellung zur Geschichte des Weihnachtsbaumes.

Ursprünglich sollte er in der dunklen Jahreszeit Haus und Hof vor Unheil schützen. Tannen- und Fichtengrün hing dazu über der Haustür oder von der Zimmerdecke herab. Dort hingen auch die ersten Weihnachtsbäume – nicht nur, weil klein und preiswert und vor Kinderhand sicher, sondern vor allem wegen der beengten Wohnverhältnisse der niederen Stände.

Aus der Zeit stammt die Berliner Pyramide – ein mit Tanne umwickeltes Gestell. „Um Berlin herum gab es damals nicht genügend vernünftige Bäume“, sagt Museumsdirektorin Birgit Jochens. Die frühesten Weihnachtsbäume seien im 16. Jahrhundert im Oberrheingebiet belegt. Hängende Weihnachtsbäume gab es noch bis in die 30er und 50er Jahre hinein in Franken und Thüringen – 2005 waren sie in New York der „Dernier Cri“.

Der letzte Schrei um 1880 waren Weihnachtsbäume, die mit aktuellen Errungenschaften geschmückt waren. Da hängen U-Boote, Zeppeline und Schiffe am grünen Ast, treten zwei Radfahrer kräftig in die Pedale ihres Tandems und galoppieren Reiter durchs Tannendickicht. Ab 1908 wurde der Weihnachtsbaum im Jugendstil silbern geschmückt – „in Hamburg waren bunte Bäume noch in den 60er Jahren als unfein verpönt“, erinnert sich die Historikerin Birgit Jochens.

Baumschmuck aus Wachs, aus gepresster Pappe, aus Zinn und Glas macht die von Klaus Schulze gestaltete Weihnachtsbaumausstellung zu einer kleinen musealen Kostbarkeit. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin und dem thüringischen Museum Meiningen.

Vom ersten Lametta aus Metallfäden bis hin zum multifunktionalem Weihnachtsbaumständer made in DDR – nichts, was zur Geschichte des Weihnachtsbaums vom „Wintergrün zum Lichterbaum“ gehört, wurde in der Ausstellung vergessen. Auch nicht die teilweise märchenhaft weihnachtlich gestalteten Einkaufstüten hiesiger Konsumtempel und auch nicht die Weihnachtspostkarte, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Deutschland in Mode kam. Die zauberhafte Kollektion in der diesjährigen Weihnachtsausstellung verdankt das Heimatmuseum Christiane Wolff. Sie bekam Weihnachtspost aus aller Welt – auch „Christmas Greetings“ aus der Welt der Cowboys. Mitten in Monument Valley reichen sich da zwei ansehnliche Exemplare hoch zu Pferd die Hand zum weihnachtlichen Gruß.

„Vom Wintergrün zum Lichterbaum“ – Heimatmuseum Charlottenburg, Schloßstraße 69, dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

Heidemarie Mazuhn

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