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© Thilo Rückeis

Biergarten: Lorettas letzte Saison

Am 21. März beginnt die Saison für den Biergarten-Klassiker am Wannsee - zum letzten Mal. Im Herbst muss die Traditionsgaststätte schließen.

Für Freunde des großen Biergartens Loretta am Wannsee die gute Nachricht zuerst: Das erste Bier der neuen Saison wird am 21. März ausgeschenkt. Weil die Bäume noch kahl sind, ist ein weithin freier Blick auf den Wannsee garantiert. Die schlechte Nachricht: Das letzte Bier fließt am 30. September aus dem Hahn. Dann ist das Ende der Saison. Und überhaupt: Das Ende von Loretta.

Mit 1200 Plätzen gehört der Biergärten zu den größten der Stadt. In den siebziger Jahren eingerichtet, ist er ein Klassiker der Branche. Aber was hilft’s: Pächterin Stephanie Schade kam mit dem neuen Eigentümer des einstigen Bahngeländes nicht mehr klar. Sie spricht von dessen Angebot für einen neuen Mietvertrag, der mit hohen Eigeninvestitionen und höherer Pacht verbunden gewesen sei. Die Unterschriften unter einem neuen Vertrag kamen jedenfalls nicht zustande. „Ab Oktober gibt es Loretta nicht mehr“, sagt Stephanie Schade. Wie es weitergehen soll, weiß sie auch nicht. Das Gelände dürfe nur gastronomisch genutzt werden, sagt sie. Der neue Eigentümer, Harald G. Huth, will sich nicht äußern, hinter den Kulissen aber ist zu hören, dass er renovieren und modernisieren und mit einem neuen Pächter das Ausflugslokal weiterbetreiben will. Eröffnung könnte schon nächstes Jahr sein.

Huth ist Bauherr des Steglitzer Einkaufszentrums „Das Schloss“. In Zehlendorf Mitte, an der Clayallee Ecke Berliner Straße, will er ein kleines Einkaufsschloss bauen. Er hat auch Flächen des Güterbahnhofs Schlachtensee erworben und möchte schon seit geraumer Zeit die einstigen Wannsee-Terrassen wiederaufbauen und beleben. Der Baustadtrat von Steglitz-Zehlendorf, Uwe Stäglin (SPD), bestätigt, dass der Loretta-Altbau unterm Biergarten, ein dunkles Backsteingebäude aus den dreißiger Jahren, unter Denkmalschutz steht. Der Bebauungsplan lasse auf dem Plateau einen Ausflugspavillon zu. „Wir sind gespannt und warten auf ein Konzept“. Dabei geht es auch um das ebenfalls von Huth erworbene Areal zwischen Loretta und dem S-Bahnhof Wannsee mit dem Park-and-Ride-Gelände. Daneben gibt es eine Senke, der Boden gilt als problematisch. Der Bezirk kann sich ein Parkhaus vorstellen. Schon vor 20 Jahren war ein solcher Bau vorgesehen, dann aber vom Senat auf unabsehbare Zeit verschoben worden. Sie scheint jetzt absehbar.

Auf dem Loretta-Hügel am Kronprinzessinnenweg Ecke Königstraße hatte einst der „Kaiserpavillon“ gestanden, ein eindrucksvoller Jahrhundertwendebau. Vom umlaufenden Balkon bot sich den Gästen des Ausflugslokals eine „majestätische Sicht“ über den Großen und Kleinen Wannsee. Im Krieg wurde der Pavillon zerbombt, später abgerissen. Und seit gut 30 Jahren wird nun hier an einer Reihe von Ständen ausgeschenkt, es gibt einen Spielplatz unter hohen Bäumen, deren Bestand in den letzten Jahren allerdings ein wenig gelichtet wurde. Mit dem Effekt, dass zumindest die Sicht auf den Großen Wannsee immer besser wurde. Nun kündigen sich ganz andere Aussichten an. Christian van Lessen

Christian van Lessen

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