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Stadtleben: Blech gehabt

Ein Auto zum Musizieren: Im Admiralspalast wird auf Kadetts eingehämmert.

Der Mann sagt, kein Auto klinge so schön wie der Opel Kadett E. Damit meint er aber nicht den Motor, sondern die Karosserie: Keiner anderen könne man solche Klänge entlocken, wenn man sie bearbeite – mit den Fäusten, mit dem Vorschlaghammer, mit der Flex.

Christian von Richthofen hat das ausgiebig getestet, er war auf zahllosen Schrottplätzen, auf der Suche nach dem perfekten Blechinstrument. „Auto Auto“ heißt die Show, mit der der Hamburger Musiker diesen Freitag und Sonnabend im Admiralspalast auftritt. Im Laufe von 90 Minuten schafft er es, einen zumindest äußerlich intakten Opel so stark zu bearbeiten, dass am Ende bloß Schrott übrig bleibt – beim Kaputtmachen aber erstaunliche Klänge entstehen. Wenn von Richthofen etwa das Autoblech mit Schmirgelpapier aufreibt, kommt das durchaus einer Melodie nahe. Und wenn er später mit dem Vorschlaghammer im Takt von Mozarts Schwanensee zuschlägt, sieht das spektakulärer aus als bei Trommelshows a la Stomp. Die Orchesterbegleitung kommt vom Band, viel lieber würde der Musiker aber gemeinsam mit einem echten Symphonieorchester spielen. Vielleicht sogar in der Berliner Philharmonie. Oder gerne auch mit dem Filmorchester Babelsberg. Hat aber bisher nicht geklappt.

Die Idee zum Auto-Instrument kam von Richthofen – einem entfernten Verwandten des „Roten Barons“ – in Hamburg während eines Trommelworkshops. Seitdem tourt er mit seiner Show durch Deutschland. Gelegentlich tritt der Künstler auf Weihnachtsfeiern großer Unternehmen auf. Auch Autohersteller haben ihn schon gebucht. Aber die bestanden jeweils darauf, dass Konkurrenzprodukte verschrottet wurden. Da ist von Richthofen kompromissbereit.

Der Mann hat auch Feinde. Zum Beispiel die Mitglieder des deutschen Opel-Fanclubs. Die lehnten seine Show aus „ideologischen Gründen“ an, wie von Richthofen sagt. Aber auch aus ganz praktischen: Weil der Musiker so einen hohen Verschleiß an alten Kadetts hat, klagen die Clubmitglieder über Ersatzteil-Mangel auf deutschen Schrottplätzen.

Die Shows beginnen jeweils um 20 Uhr. Karten ab 22 Euro gibt es telefonisch unter der Nummer 4799 7499 oder im Internet: www.admiralspalast.de

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