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Wasserschlacht auf der Oberbaumbrücke (2008)

© Henning Onken

Das Matsch-Match: Wasserschlacht kehrt auf die Oberbaumbrücke zurück

Am 28. August fliegt wieder faules Obst und Gemüse auf der Oberbaumbrücke. Bei der sogenannten Wasserschlacht bewerfen sich Friedrichshainer und Kreuzberger mit allem, was weich ist.

Und sie fliegen doch. Faule Tomaten, glitschige Birnen und natürlich jede Menge Wasser wird es am 28. August auf die Oberbaumbrücke zwischen Kreuzberg und Friedrichshain regnen. Nachdem die offiziell „Wasserschlacht“ genannte Veranstaltung, die je nach Betrachtungsweise eine Demo, eine Schlacht oder einfach nur ein großer Spaß ist, 2010 ausgefallen ist, wird sie nun wiederbelebt. „In den Anfangsjahren war es politischer, dann ging es mehr um Konsum und Spaß“, sagt Hauke Stiewe, der zusammen mit Alexander Morlang die Wasserschlacht 2011 angemeldet hat. Den ersten Kampf gab es bereits 1998.

Gemeinsam ist beiden Anmeldern, dass sie sich wieder mehr „Demonstrationscharakter“ wünschen und dass beide in Kleinparteien aktiv sind: Morlang bei den Piraten und Stiewe bei der außerhalb Friedrichshains kaum bekannten Bergpartei. Außerdem betreibt Stiewe den Club „Lovelite“ in der Simplonstraße. „Es geht darum, Bezirksbelange wieder mehr in den Vordergrund zu rücken und zu zeigen, dass die von bürgerlichen Parteien durchgeboxte Zusammenlegung von Friedrichshain und Kreuzberg falsch war“, sagt Morlang. Als wichtigste Regel für die Schlacht wird auch 2011 gelten: Nur was weich ist, darf auf den „Feind“ geworfen werden. Die Anmelder müssen anschließend die Reinigung der Brücke bezahlen. Dafür sammeln sie Spenden.

Als Wasserschlacht-Veteran kann Stiewe einige Geschichten aus den wilden Jahren erzählen. Weil die Friedrichshainer 2004 über mehrere Ecken gehört hatten, dass Kreuzberg an einem Wasserwerfer baut, haben sie sich nicht lumpen lassen und ein riesiges sowjetisches Militärfahrzeug selbst zum Wasserwerfer umgerüstet. Die Kreuzberger aber hatten gar kein schweres Gerät eingeplant und entsprechend schlechte Karten.

Da sich auf der Oberbaumbrücke nicht nur zwei ehemals eigenständige Bezirke, sondern auch die ehemals strikt getrennten Bereiche Politik und Spaß treffen, wird aber auch in diesem Jahr mit Touristen gerechnet. „Was mich stört sind die vielen Menschen, die nicht in den Vierteln verwurzelt sind, aber trotzdem zur Schlacht kommen – und sich dann aufregen, wenn ihre Klamotten versaut werden“, sagt Stiewe. „Aber wir sehen das so: mit Spaß Politik machen“, geben Morlang und Stiewe die Parole aus. Die Spree als natürliche Grenze wird so schnell wohl nicht wieder zu einer politischen werden. Aber Protest mit einer matschigen Melone in der Hand ist ja schließlich ein großes Vergnügen.Nik Afanasjew

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