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© Doris Spiekermann-Klaas

Deutschland gegen England: Britischer Botschafter: "Da werden wir sicher gewinnen"

Der britische Botschafter in Berlin, Sir Michael Arthur, im Tagesspiegel-Interview zum Länderspiel Deutschland gegen England am Mittwochabend im Olympiastadion.

Sir Michael, sind Sie denn überhaupt Fußballfan?

Natürlich, das muss man als Brite sein. Obwohl ich gestehen muss, dass ich in eine Schule gegangen bin, wo eine andere Sportart erfunden wurde, eine Schule in der Stadt Rugby. Ich habe zwei Lieblingssportarten: Fußball und Rugby.

Wie ist Ihre Prognose für das Spiel am Mittwochabend? Müssen Sie da diplomatisch sein?

Nein nein. Da werden wir sicher gewinnen.. (lacht). Nun ja, ich hoffe es.

Worauf gründet Ihre Zuversicht? In den letzten Jahren sah es ja nicht immer gut aus für England.

Wir haben jetzt gute, junge Leute, eine neue Mannschaft, mit einigen neuen Gesichtern. Da kommt was Gutes bei raus. In der Vergangenheit haben wir allerdings oft auch Pech gehabt. Ich bin jedenfalls Optimist. Yes we can!

Aha. Und Fabio Capello ist der Obama des englischen Fußballs?

(lacht) So weit würde ich nicht gehen.

Immerhin haben die Amerikaner einen Mann aus dem eigenen Land gewählt. Sie brauchen einen aus Italien als Trainer.

Unser Fußball ist immer sehr international, schon seit Jahrzehnten. Wie ja auch die britische Gesellschaft. Wir sind ein sehr internationales Land. Das hilft der Wirtschaft und dem Sport. „Globalisation“ klingt auf englisch viel positiver als „Globalisierung“ auf Deutsch. Was ich übrigens komisch finde, weil Deutschland, der Exportweltmeister, so viel von der Globalisierung profitiert hat.

Gehen Sie zum Fußball in Berlin?

Am Mittwochabend bin ich natürlich da.

Und sonst? Hertha?

Ehrlich gesagt nicht häufig genug. Ich habe so wenig Zeit und reise viel in Deutschland herum. Das ist wichtig für mich. Berlin ist toll, aber es ist nicht Deutschland. Man muss auch Kiel kennen lernen oder Stuttgart. Aber wir haben an der Botschaft einen Fanklub, der regelmäßig zu Hertha geht.

Welche politischen Gäste werden zum Spiel in Berlin erwartet?

Nicht so viele. Sie haben in dieser Zeit sehr viel anderes zu tun und es ist ja auch kein WM-Spiel. Allerdings kommt Mervyn King, der Chef der Bank of England.

Obwohl er ja in diesen Zeiten der Finanzkrise sicher auch gut beschäftigt ist…

Das stimmt. Aber er ist ein großer Fußballfan. Er unterstützt Aston Villa, eine Mannschaft aus Birmingham mit vielen jungen englischen Spielern.

Vor Ihrem Wechsel nach Berlin waren Sie Botschafter in Indien, einem Land ohne große Fußballkultur. Waren Sie froh, als Sie den Job in Deutschland bekamen, in einem fußballverrückten Land?

Immerhin gibt es in Indien ja Kricket, ein weiteres wichtiges Spiel für uns Briten. Leider ist Kricket nicht überall auf der Welt populär. In Indien gibt es eine echte Kricketmania. Die Inder sind sogar ein bisschen besser als wir, muss ich ehrlich sagen.

Ihre Botschaft liegt jetzt wieder mitten in Berlin. Erkennen Sie in der Stadt noch Unterschiede zwischen Ost und West?

Ich persönlich habe diesen Eindruck weniger, als es mir oft von Berlinern gesagt wird. Ich finde, Berlin hat jetzt eine gute Mischung. Was früher Ostberlin war, ist ja eigentlich das Zentrum der Stadt und sehr lebendig geworden. Berlin ist einzigartig in Deutschland, eine wirklich internationale Stadt. „It’s a happening place“, wie meine Kinder mir sagen, ein Ort, an dem viel los ist. Deshalb kommen auch so viele britische Touristen nach Berlin. Da stehen wir ganz vorn.

Ihre Botschaft liegt fast direkt am Holocaust-Mahnmal. Wie sehen die Briten heute den Umgang der Deutschen mit der Nazizeit? Früher hieß es ja: Don’t mention the war, erwähnt den Krieg bloß nicht.

Natürlich gibt es immer noch Kritik an Deutschland wegen der Vergangenheit, vor allem in der britischen Boulevardpresse. Was aber anerkannt wird und viel wichtiger ist: Das Selbstbewusstsein der Deutschen verbindet sich jetzt mit dem Wunsch nach Versöhnung. Ich finde das Holocaust-Mahnmal großartig. Ich sage das meinen Landsleuten immer: Dass so ein riesiges Monument hier im Zentrum von Berlin entstanden ist, einer der wichtigsten Plätze der Stadt zum Mahnmal gemacht wurde, und dann auch noch so gelungen, das finde ich prima. Kein anderes Land der Welt hat das so gemacht.

Ein bisschen gedauert hat es ja…

Aber irgendwann ist es fertig geworden. So, wie es beim Flughafen Schönefeld ja auch sein wird. Nein, ernsthaft: Das ist ein bemerkenswertes Mahnmal. Und ich bin sehr froh, dass unsere Fußballfans am Mittwoch dort gemeinsam mit den deutschen Fans gedenken werden.

Das ist auch eine Aktion für das nicht immer gute Image englischer Fußballfans. Nicht alle sind ja so besonnen. Machen Sie sich Sorgen, dass auch wieder Hooligans kommen?

Bei der WM in Deutschland haben sich unsere Fans eigentlich sehr gut verhalten, mit einigen Ausnahmen, die es immer gibt, aber sicher nicht schlechter als andere. Ich glaube, dass der schlechte Ruf von vor fünfzehn Jahren nicht mehr zutrifft. Ich hoffe, dass unsere Fans fröhlich mitfeiern und dabei gern auch ein Bier trinken.

Anders als bei der WM, als viele Familien und Gelegenheitsfans dabei waren, kommt jetzt zum Testspiel eher der harte Kern der englischen Fans. Da könnte es eher unruhig werden. Wie sind Sie darauf vorbereitet?

Man kann Probleme natürlich nie ausschließen. Wir von der Botschaft stehen jedenfalls in engem Kontakt mit der Polizei und den deutschen Organisatoren, um zu vermeiden, dass es zu Problemen kommt. Unsere Konsulate werden auch am Abend des Spiels arbeiten, um sofort helfen zu können. Dazu sind wir da.

Das Gespräch führte Markus Hesselmann.

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