zum Hauptinhalt

Popette Betancor: Die Eintags-Galeristin

Die Popette Betancor singt nicht nur, sie malt auch. Aber nur heute stellt sie ihre Bilder aus.

Vom Malen hat sie bisher nur gesungen. „Ich male mir ein Vorbild“, heißt ein Refrain auf der neuen Platte der Popette Betancor. Folgerichtig sind auf ihren Bildern in erster Linie Menschen zu sehen. Vorbilder? „Unbedingt“, sagt sie, „denn es gibt ja nicht nur positive Vorbilder, sondern auch negative, die zeigen, wie man’s nicht machen soll.“

Und so finden sich unter den Leinwänden, die aneinandergelehnt in ihrer Küche in Kreuzberg stehen, zum Beispiel Bilder von Hillary Clinton oder Franz Müntefering, die sie beide zu ihren positiven Vorbildern zählt – für ihre Hartnäckigkeit. Die Collage mit dem SPD-Chef hat sie mit einer Textzeile aus einem ihrer Programme garniert: „Ich ging kurz raus und war nie weg. Wer bleibt, versaut sich das Comeback.“ Zum ersten Mal will Susanne – alias Popette – Betancor nun zeigen, dass sie vom Malen nicht nur singt. Am heutigen Donnerstag zeigt sie eine Auswahl ihrer Bilder. Nur für einen Tag.

Ein bisschen erinnert sie die Situation an einen Abend im Jahr 1994, als sie erstmals als selbst ernannte Kammerpop- Chansonette mit ihrem Siegel „Popette“ im BKA am Kreuzberger Mehringdamm auftrat. Nachdem sie mit der bunten Truppe des „College of Hearts“ Erfolge feierte, wollte es die Songschreiberin allein probieren. „Keiner wusste, worauf man sich einlässt“, sagt sie heute, „mich eingeschlossen.“ Und so wird es auch heute sein, wenn sie sich als Malerin vorstellt.

Dabei waren die ersten Reaktionen auf ihr rund 40 Werke umfassendes Œvre nicht nur ermutigend. Ein guter Freund beanstandete zum Beispiel ihren Hang, das Bild mit Buchstaben, Parolen oder Satzfragmenten zu garnieren. Seine Kritik: Du entwertest die Malerei. „Das stimmt“, hat sie ihm entgegnet, „aber ich kann nicht anders.“ Denn genauso wie ihre Lieder sind ihre Bilder improvisiert. Am Ende entstehen Textbilder, mal ironisch, mal melancholisch, ähnlich wie ihre Songs.

Die Künstlerin hat ein Selbstbildnis mit „Blond“ überschrieben, obwohl die Figur auf der Leinwand eine grüne Kappe trägt. Daneben hängt ein quadratisches Gemälde der Mediaspree – ihr Heimatbild. Denn Berlin, die Stadt, in der sie seit 20 Jahren lebt, ist die Stadt, in der sie sich wohlfühlt, trotz aller Ambivalenz, die sie spürt, wenn sie sich ärgert, „zum Beispiel über den Hang, alles was an die DDR erinnert, auszumerzen.“ Schmücken wird sie ihre Vernissage mit einem Auftritt ihrer Band. „Das gehört für mich zum Gesamtkunstwerk.“ Ein großes Wort. Richard Wagner erlag einst dem Wahn des künstlerischen großen Ganzen. Bei diesem Stichwort zieht sie ein passendes Bild aus ihrer Sammlung – eine Collage aus Wolfgang Wagner, wie er von seiner Tochter Katharina geherzt wird. „Götterdämmerung“ hat Susanne Betancor es überschrieben.

Sie selbst hat sich ein bisschen rar gemacht auf der Bühne. Das soll nicht immer so bleiben. Eine neue Platte ist geplant und auch wieder mehr Auftritte. Gleichzeitig mit ihren Bildern startet sie ihre neue Internetseite, mit einem Online-Shop, in der ihre Fans sich ihre Betancor-Platten selber zusammenstellen können. Die Popette wird sie brennen und das Cover entwerfen. Außerdem arbeitet sie an der Erweiterung ihres künstlerischen Spektrums. So spukt durch ihren Kopf schon lange ein Konzept für einen autobiografischen Roman. Die Popette hat noch viel vor.

Donnerstag, 22. Januar 19 bis 24 Uhr (Eintritt frei; Konzert ab 22 Uhr 8 Euro) Ballhaus Ost Berlin, Pappelallee 15, Prenzlauer Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false