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Dreharbeiten

© dpa

Dreharbeiten: Alles nur Kulisse

Ein Hauch von Hollywood weht dieser Tage durch die Wälder von Königs Wusterhausen. Große Teile des Stauffenberg-Films mit Tom Cruise werden hier entstehen.

Hollywood kommt in die Brandenburger Provinz – und von Glamour ist keine Spur. Ganz so verwunderlich ist das nicht, denn von heute an soll ja auch hart gearbeitet werden. Südlich von Königs Wusterhausen sollen heute offiziell die Dreharbeiten für den Tom-Cruise-Streifen beginnen. Nahe den beschaulichen Flecken Groß Köris, Klein Köris, Löpten und Hermsdorf-Mühle stehen bereits Kulissen für die Hollywood-Verfilmung des gescheiterten Hitlerattentates vom 20. Juli 1944.

Die Filmleute bewegen sich dabei auf durchaus geschichtsträchtigem Terrain. Ganz in der Nähe, rund um das Dorf Halbe, tobte am Ende des Zweiten Weltkrieges eine der letzten großen Kesselschlachten mit Zehntausenden Toten. Deshalb wurden die Kiefernwälder beiderseits der Bundesstraße 179 zwischen Berlin und Lübben vorher akribisch nach Blindgängern abgesucht.

Die Dorfbewohner sind inzwischen Experten in Sachen Promi-Gucken geworden, auch wenn es weder Willkommens- transparente noch Spruchbänder gibt. „Der Cruise war doch schon da“, behauptet eine ältere Frau in einem Vorgarten in Klein Köris. „Ein riesiger schwarzer Wohnwagen. Da saß er drin.“ Ihre Nachbarin widerspricht heftig. „Da waren doch alle Scheiben verdunkelt. Da kann ja sonst jemand drin gesessen haben.“ Tatsächlich fahren in diesen Tagen viele Autos mit blickdichten Scheiben durch die Dörfer in der Nähe. Ihr Ziel ist zum einen der einstige Flugplatz der DDR-Luftwaffe in Löpten. Hier sind die in der Schweiz gecharterten Junkers Ju-52 stationiert, beide in den Originalfarben der Nazizeit. An ihren Leitwerken prangen Hakenkreuze. Mit einer Maschine dieses Typs war Stauffenberg nach dem Attentat vom Hitlerquartier in der „Wolfsschanze“ in Rastenburg, dem heutigen polnischen Ketrzyn, nach Berlin geflogen. In der Wolfsschanze selbst, die genau wie der Flugplatz als zweite Kulissenstadt in einem Kiefernwäldchen nachgebaut wird, hatte Stauffenberg während einer Lagebesprechung eine Bombe explodieren lassen. Sie verletzte Hitler aber nur leicht.

In Löpten suchen manche Einwohner deshalb mit Ferngläsern den Himmel ab. „Man erkennt leider viel zu wenig“, beklagt ein Mann in der Dorfstraße. Die Absperrungen seien viel zu weiträumig, um etwas zu sehen. „Bei jedem Flugzeuggeräusch renne ich aus dem Haus“, verrät der Anwohner weiter. Bislang habe er aber nur neuzeitliche Cessnas am Himmel gesehen, aus denen Fotoreporter Luftbilder machen. Das ist auch der beste Weg, um den Dreh zu beobachten. Denn die Filmcrew hat eine große Schar an Sicherheitsleuten engagiert. Sie sperren die Zufahrtsstraßen zu den beiden Kulissenplätzen rigoros ab und haben die Order, „ganz zielgerichtet nach Paparazzi Ausschau zu halten“, wie ein junger Wachschützer aus der Gegend verrät. Quer durch den Wald sind schwarz-gelbe Absperrbänder gespannt, so dass Neugierige nicht weit kommen. Das Tom-Cruise-Fieber hält sich in den Dörfern deshalb wohl auch in Grenzen.

Der zuständige Amtsdirektor Ulrich Arnts freut sich über die Dreharbeiten – nicht wegen der Werbung für seine Region, sondern aus historischen Gründen. „Wenn sich Hollywood des Stoffs über die Attentäter des 20. Juli annimmt, werden viele Leute erreicht, die sich für das Thema sonst wenig interessieren“, sagt er. Zudem könne der Film ein positives Bild über den deutschen Widerstand in die Welt tragen.

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