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Stadtleben: Ein Konzert für Berlin – und den Vater Lucia Aliberti singt in der Philharmonie

Sie hat dramatische Stunden hinter sich und klingt tieftraurig. Man hatte Lucia Aliberti nicht gesagt, wie schlecht es um ihren Vater stand.

Sie hat dramatische Stunden hinter sich und klingt tieftraurig. Man hatte Lucia Aliberti nicht gesagt, wie schlecht es um ihren Vater stand. Sie feierte Triumphe in Thailand, wo sie ein Konzert für Königin Sirikit gab. Als es aber zu Ende ging mit ihrem geliebten Vater Salvatore, den seine Freunde „Turrido“ nannten, nach dem jungen Bauern aus „Cavalleria Rusticana“, rief man sie zurück nach Sizilien. „Ich glaube, Papa hat nur noch auf mich gewartet.“ Nach dem Wiedersehen starb der 76-jährige Gitarrist. Für die Diva war er zeitlebens der wichtigste Mentor und Motivator gewesen. Schon sein eigener Vater war ein Musiker, der sieben Instrumente beherrschte.

Das erste Konzert nach diesem Verlust führt Lucia Aliberti ausgerechnet nach Berlin, wo sie an der Deutschen Oper so oft triumphal gefeiert wurde und sich 2003 mit einem Solo-Konzert in der Philharmonie einen lang gehegten Traum erfüllt hat.

Auch das erste Konzert nach dem Tod des geliebten Vaters findet in der Philharmonie statt. „Ich freue mich sehr zurückzukehren an diesen Ort mit der wunderbaren Akustik“, sagt sie. Natürlich singt sie alte Favoriten, „Ardon gl’incenci“ aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ zum Beispiel und Arien von Bellini. Aber sie hat auch neue Stücke dabei, aus „Aroldo“ von Verdi beispielsweise oder aus Puccinis „Edgar“. Ihr eigenes Lieblingsstück „Casta Diva“ aus Bellinis „Norma“ wird auch dabei sein.

„Ich werde das Konzert meinem Papa Turrido widmen“, sagt sie und klingt dabei sehr traurig. Aber oft sind Künstler dann am besten, wenn sie traurig sind. Mit ihrer neuen DVD „Live at the Semperoper Dresden“ ist die perfektionistische Künstlerin, die normalerweise sehr selbstkritisch mit sich umgeht, erstmals ganz zufrieden. Kürzlich bekam sie den „Premio Callas“ der Opernfreunde der Stadt Mailand, letztes Jahr die „Goldene Fähre“ in Hamburg.

Weihnachten wird sie wohl mit Mutter, Bruder und Schwester auf Sizilien verbringen. Verheiratet war sie nie, hat ihr ganzes Leben der Musik gewidmet: „Musik ist treu“, sagt sie, „Männer sind es nicht.“ Allerdings weiß sie, wie wichtig gute Freunde sind. Und sie selbst kann wohl auch eine gute und treue Freundin sein.

Lucia Aliberti mag nicht nur Oper, auch neapolitanische Lieder gefallen ihr, Songs von Sinatra, Jazzmusik. Musik ist immer in ihrem Kopf. Sie gibt sich nicht zufrieden mit Erreichtem: In der Opernwelt ist es so, dass wir uns jeden Abend neu verdienen müssen.“ Sie ist tapfer, denn die Musik tröstet sie. „Ich versuche, meine Energie dem Publikum zu widmen“, sagt sie. Das wird es ihr auch diesmal wieder danken. Elisabeth Binder

Philharmonie, 19. Dezember, 20 Uhr, Tickets unter 01805-44 70 oder www.berlin-ticket.de. Die neue DVD gibt es auch im Tagesspiegel-Shop in der Potsdamer Straße 77–87 in Tiergarten.

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