zum Hauptinhalt
325733_0_dd674fdf.jpg

© Label

Joss Stone: Eine Frage des Tonfalls

Wunder- oder Sorgenkind, Diva oder Profi – über Joss Stone gehen die Meinungen auseinander. Am Donnerstag singt sie im Huxleys.

Wenn es um Joss Stone geht, geht es immer um dieselbe Frage: Woher hat das weiße, britische Mädchen diese warme, tiefe, gänzlich „unweiße“ Soulstimme?

Da es auch nach sechs Jahren keine Antwort darauf gibt, ist es Zeit für eine neue Fragestellung, und die geht so: Wie tickt eine junge Sängerin, die im zarten Alter von 22 Jahren auf vier Albumveröffentlichungen, mehrere Grammy-Auszeichnungen und insgesamt mehr als zehn Millionen verkaufte Alben zurückblicken kann? Die seit ihrem Debüt mit 16 als Soul-Wunderkind galt und andauernd mit großen Namen wie Aretha Franklin, Janis Joplin oder Diana Ross verglichen wird? Ihr Kontostand soll heute acht Millionen Pfund anzeigen. Stone gilt als eine der erfolgreichsten britischen Musikerinnen der Nullerjahre.

Glaubt man ihren Landsleuten, ist der Dame der frühe Erfolg ordentlich zu Kopf gestiegen: Dort wirft man ihr „Diva-Attitüden“ und einen „rechthaberischen Befehlston“ vor. Vergangenen Herbst besuchte die „Sunday Times“ die junge Britin auf ihrem Landsitz in der englischen Grafschaft Devon und schrieb: „Ihr Ansehen befindet sich in einem Sturzflug“, ihr herrischer Ton, ihre exzentrische Lebensweise und der stark vom Amerikanischen geprägte Akzent würden dem Publikum missfallen.

Dem kann man sich anschließen – oder mit Joss Stone telefonieren, schließlich tritt sie am Donnerstag im Neuköllner Huxleys auf. Für Stone ist ihr angekratztes Ansehen in ihrem Heimatland zunächst einmal Anlass zum Scherzen: „Es ist wahr: Ich bin am Boden zerstört und ein Fall für die Nervenklinik.“ Kurzes Lachen, kurze Pause. „Ich habe keine Erklärung dafür, aber ehrlich gesagt geht es mir wunderbar, ich darf Musik machen, das ist ein Segen.“

Wirklich ernst wird Joss Stone erst, wenn es um ihr Faible für exotische Haarfarben geht und den Dauerdisput mit ihrem Label EMI. Mit Erscheinen ihres dritten Albums „Introducing Joss Stone“ färbte sie sich ihre wilde Mähne pink – zum Ärger ihrer Manager. „18 Monate hatte ich an dem Album gearbeitet, ich ging zu meinem Plattenlabel, damals mit braunen Haaren, und alles, was ich hörte, war: ‚Du solltest deine Haare wieder blond färben.‘ Es ging überhaupt nicht um meine Musik. Da blieb mir nichts anderes übrig, als sie in pinke Farbe zu tünchen.“ Mittlerweile sind die Haare wieder dunkelblond, glücklich hat Stone ihre Chefs aber auch mit ihrem aktuellen Album nicht machen können: „Colour me free“ nahm sie innerhalb einer Woche in dem Liveclub ihrer Mutter im englischen Wellington auf, ohne das Label davon in Kenntnis zu setzen. „Ich lasse mir eben nicht gerne reinreden.“ Bei EMI war man wenig begeistert.

„Sie macht das, worauf sie Lust hat – ohne ihren Erfolg zu kalkulieren“, sagt Joachim Winterscheidt, MTV-Moderator und großer Joss-Stone-Fan. Während der MTV European Music Awards vergangenen November in Berlin moderierten sie zusammen den roten Teppich vor der O2-Arena: „Zuckersüß, toll, großartig“, lauten die Adjektive, die ihm im Stone-Zusammenhang einfallen. Und: „Wir haben uns erst kurz vorher kennengelernt, waren komplett unvorbereitet und sehr aufgeregt.“ Die Nervosität hätten sie mit purem Wodka und englischem Wortwitz behandelt, „es war ein Riesenspaß.“ Von Divengetue habe er nichts gemerkt, „im Gegenteil: Die ist komplett auf dem Teppich geblieben und sehr professionell.“ Und schöne Füße habe sie.

Das Konzert beginnt am Donnerstag um 20 Uhr. Karten kosten 41 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false