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Empfang: Bundespräsident trifft engagierte Bürger

Ehrenämtler haben sich beim traditionellen Neujahrsempfang im Schloss Bellevue mit Horst Köhler getroffen. Der Bundespräsident war aber nicht der einzige Spitzenpolitiker, den sie live erlebten.

Einmal im Jahr können führende Politiker im Schloss Bellevue besichtigen, wo Deutschland kreativ, selbstlos und zupackend ist, wo positives Denken widrige Verhältnisse überwindet. Beim Neujahrsempfang trafen Bundespräsident Horst Köhler und Frau Eva Luise gestern vor den Spitzenvertretern des öffentlichen Lebens und dem Bundeskabinett traditionell wieder eine Reihe von ehrenamtlich engagierten Menschen, die fernab vom Rampenlicht den Alltag lebenswerter machen und bei diesem Anlass bekannte Politiker auch mal live sehen konnten.

Mit dabei war Gabriela Schrader aus Schäpe in der Nähe von Beelitz. Irgendwann fiel ihr auf, dass Kinder auf der Straße herumhingen, später stellte sie fest, dass viele von ihnen Hunger hatten, weil die Eltern „andere Prioritäten beim Geldausgeben hatten“. Sie schuf Freizeitangebote, kochte für die Kinder, gründete eine Tafel und betreibt inzwischen in einer ehemaligen Kita ein Zentrum. Die Mutter von vier Kindern überlässt das Geldverdienen jetzt ihrem Mann, gab den Beruf als Krankenschwester auf: „Hier kann ich mir auch Erfolgserlebnisse verschaffen“, sagt sie stolz.

Das tut auch Mustafa Akcay, der seit 35 Jahren in Deutschland ist. 1998 verlor der Sprachlehrer seine Arbeit, engagiert sich seitdem im Türkisch-Deutschen Zentrum in Neukölln. Er will „dem Staat etwas zurückgeben für die Transferleistungen. Wir dürfen nie vergessen, dass wir es im Vergleich zur Türkei hier immer noch besser haben.“ Unter anderem berät er Familien, die Probleme mit Behörden und Formularen haben. Oder auch mit ihren Kindern.

Hans-Georg Müller ist seit 31 Jahren in einem Altenheim in Senftenberg ehrenamtlich aktiv. Hauptberuflich DJ, hat der 65-Jährige ein hauseigenes Fernsehen mitaufgebaut, damit die alten Menschen erfahren können, was in der unmittelbaren Umgebung vor sich geht, wenn sie das Haus nicht mehr verlassen können.

Als Bergmann verdient Dietmar Piesker sein Geld in Cottbus, hatte aber mit 40 das Gefühl, noch mal was Neues machen zu müssen und begann, angewandte Psychologie zu studieren. Heute hilft er jugendlichen Strafgefangenen und ist stolz darauf, dass noch keiner von seinen Schützlingen rückfällig geworden ist.

Dieter Frommelt konnte zu DDR-Zeiten seinen Berufswunsch Musiker nicht verwirklichen, war dann über 50 Jahre lang Lehrer und über 30 Jahre lang Leiter eines Kinderchores, der auch in Opern auftrat. Nach seiner Pensionierung fiel ihm in Sepopol in Polen auf, wie arm die Schulkinder dort waren. Also begann er eine Sammelaktion: „Für 15 Euro kann ein Kind dort einen ganzen Monat lang jeden Morgen frühstücken.“

Wie man in diesen Adel des Herzens aufsteigt, ist kein Geheimnis. Befragt nach der Initialzündung für ihr Engagement, geben viele die gleiche Antwort: „Offene Augen.“ Elisabeth Binder

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