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Belle et Fou_1800

© ddp

Erotik-Show: Ein Kessel Busen

Könnte es sein, dass die Marktlücke "seriöse erotische Show" am Ende doch keine ist? Jeder findet etwas anderes aufregend - bittere Erkenntnis für Hans Peter Wodarz, der mit "Belle et fou“ im vorigen Jahr dramatisch gescheitert war. "Liberté" ist seine neue Show.

Könnte es sein, dass die Marktlücke „seriöse erotische Show“ am Ende doch keine ist? Jeder findet etwas anderes aufregend – eine bittere Erkenntnis für Hans Peter Wodarz, der mit „Belle et fou“ im vorigen Jahr dramatisch gescheitert war. Über drei Millionen Euro Miese, die Spielbank stieg aus, die „Treugast“ ein, dazu ein paar andere Investoren aus Berlin, die als „Preussen Invest“ firmieren. Wodarz ist Aushängeschild und Ideengeber, das Sagen haben andere.

Zu viele andere, wie man nach der Premiere der neuen Show „Liberté“ wohl feststellen muss. Eine wirklich schlüssige Dramaturgie ist nicht erkennbar, stattdessen wird praktisch unentwegt gestrippt, wenn nicht gerade Akrobaten auftreten, die mit der niedrigen Bühne des Theaters ihre liebe Not haben. Der größte Fehlgriff ist Claudio Maniscalco, der einen irgendwie ölig-zynisch angelegten Conferencier gibt, doch mit ideenfreiem Liebesgesäusel nur offenbart, dass der Etat nicht für einen Profi-Autor gereicht hat – ein Rückfall in die erste Variante der Show, die unter den hölzernen Dialogen eines zankenden Ehepaars ächzte.

Die Optik ist zweifellos gekonnt inszeniert, ausgefeilte Choreografie, souveräne Artistik. Die Themen und Musikstile purzeln bunt durcheinander, Hafenbar, Ferrari, Dessous-Shopping, wir sehen eben „die Welt der Erotik in all ihren Facetten“, ein Kessel Busen für die ganze Familie. Doch die erotische Spannung bleibt bei null, kein Wunder, wenn eine Artistin als eine Art Sex-Göttin annonciert wird, dann aber abrupt zu turnen beginnt. Der Pantomime Serge stolpert mit seinen Dirk-Bach-Nummern immer dann auf die Bühne, wenn sich was entwickeln könnte, und selbst der vermeintliche Höhepunkt, die, Zitat, „Fetisch-Performance in Lack und Leder“, bleibt künstlich, artifiziell, die versprochenen wilden Seiten der Liebe wirken so authentisch wie eine Seite im Fetisch-Katalog.

Mit schwarzem Leder in die schwarzen Zahlen? Mit dieser viel zu beliebig an der Oberfläche entlang inszenierten Show dürfte das kaum gelingen. bm

Spielbank, Marlene-Dietrich-Platz, Mi–Sa, 21 Uhr, Karten ab 39 Euro. www.belle-et-fou.de

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