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Pornfilmfestival

© ddp

Filmfestival: Sex ist Politik

Heute beginnt das Pornfilmfestival. Die Veranstalter wollen ein verkanntes Genre aufwerten. Ein Drittel der Filme wird mittlerweile von Frauen und damit meistens auch für Frauen gemacht.

„Was Public Viewing und Fanmeile für den Sport, das ist das 2. Internationale Pornfilmfestival für den Sexfilm.“ Derart selbstbewusst kündigen die Organisatoren ihre heute beginnende Veranstaltungsreihe an, mit der sie das Genre Pornografie aus der Anonymität holen und ins große Kino bringen. Zum Auftakt läuft der Dokumentarfilm „5 Sex Rooms und eine Küche“ im Kant-Kino.

Der Anspruch an ihr Festival formulieren die Macher so: Porno kann „unterhaltsam, horizonterweiternd, lustig, schamlos, verblüffend und sexy sein“. Billige Massenware habe hier keinen Platz. Und während Alice Schwarzer die „PorNo“- Kampagne wiederbelebt, soll das Festival eine eigene Antwort auf billige, einfallslose und frauenfeindliche Sexfilme geben. Jürgen Brüning, Festivalgründer und selbst Filmemacher, hat dafür unabhängige Produzenten, Künstler und Regisseure zusammengebracht, die Sexualität mit einem anderen Blick, mit anderen Bildern darstellen wollen. Weil dreißig Prozent der Filme von Frauen gemacht werden, so sagt Brüning, steht die weibliche Sicht der Dinge im Mittelpunkt. Neben Sexfilmen, widmen sich Dokumentationen, Podiumsdiskussionen und Workshops dem Thema Sex und Sexarbeit.

Internationales Festival

Im Programm sind 100 Filme aus mehr als 20 Ländern. „Jeder Film hat einen besonderen Dreh, mit Humor und Politik wird das Genre Porno gesprengt“, sagt Manuela Kay, Chefredakteurin des Lesbenmagazins L-mag und Mitorganisatorin“. Sie freue sich über „den progressiven, politischen und weiblichen Blick auf Sexualität“ des Festivals. Für die Festivalatmosphäre ist gesorgt: Die Mehrzahl der Filmemacher ist anwesend und steht für Fragen zur Verfügung, das „Lux“ in Kreuzberg fungiert als Ort für Gespräch und Party nach dem Filmprogramm

Für den Filmjournalisten Jochen Werner „ist Pornografie noch eine offene Form mit viel Potenzial für Entwicklungen. Das findet man in der Kultur sonst nicht“. Werner ist Filmredakteur des Magazins für Gegenwartskultur „Goon“ und hat in diesem Jahr die Filme mit ausgewählt. Der Filmjournalist erkennt zwei unterschiedliche Strömungen in der alternativen Pornografie. Die eine setze beispielsweise auf mehr Handlung, die anderen sei experimentell. „Die Experimentellen haben gute Chancen sich durchzusetzen“, lautet seine Prognose. Auch wenn das Festival nicht ausschließlich Pornos zeigt, wollten die Macher bewusst nicht auf das Wort „Porno“ im Titel verzichten. „Ich bin da altmodisch und benutze gerne Begriffe, die jeder versteht. Es heißt eben Porno und nicht subversive Body Performance“, sagt Manuela Kay. Festivalbegründer Jürgen Brüning findet, dass der Begriff Pornografie politisch besetzt werden muss. Das Festival soll einen Beitrag dazu leisten.

Pornfilmfestival bis 28. Oktober im Kant-Kino, Xenon und Eiszeit. Infos unter www.pornfilmfestivalberlin.de

River Tucker

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