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Filmschauspielschule: Das Glück, entdeckt zu werden

Atina Tabiei Razligh von der Filmschauspielschule Berlin hat eine Rolle am Schlossparktheater ergattert. Heute gibt es wieder die Chance.

Und plötzlich glaubt man sich im Märchen: Draußen rieselt der Schnee auf die Dächer von Charlottenburg. Drinnen auf der Fensterbank sitzt eine junge Frau mit langen dunklen Locken, die aussieht, wie Kinder sich Schneewittchen vorstellen. Kein Wunder, dass sich ein Prinz in die 25-Jährige verliebt hat – und ihretwegen sogar zum Islam übertreten will. Nun ja, zumindest auf der Bühne des Schlossparktheaters, wo das „Schneewittchen“ Atina Tabiei Razligh zurzeit in der Satire „König der Herzen“ spielt.

Eine Hauptrolle – und das, obwohl sie erst am Freitag ihr Zeugnis von der Charlottenburger Filmschauspielschule Berlin bekommt. Die Abschlussprüfung hat sie zwar schon bestanden. Aber am Donnerstag, Sonnabend und Sonntag steht sie noch einmal auf der Bühne im Saal der Schauspielschule: Bei der Veranstaltung „Highlights“ zeigen die besten Schüler, was sie gelernt haben. Nach jedem Semester gibt es so eine Vorführung und sie ist auch eine Art Jobbörse. Regisseure und Castingagenturen suchen sich hier Nachwuchs.

Beim letzten Mal saß Dieter Hallervorden, Leiter des Schlossparktheaters, im Publikum. „Da war ich total aufgeregt“, sagt Atina Tabiei Razligh. Aber zum Glück wirkt Aufregung bei ihr konzentrationsfördernd. Und so wurde sie entdeckt – für eine Rolle als religiöse Kopftuchträgerin. Dabei hat die Schauspielerin mit Religion sonst nichts am Hut: „Ich glaube nur an das Gute im Menschen.“ Genauso wie ihre Eltern, die mit ihr aus dem Iran nach Britz gekommen sind, als sie noch sehr klein war: „Sie wollten, dass ihre Kinder bessere Möglichkeiten haben.“ Und zwar ohne Kopftuch. Trotzdem hat sich ihre Mutter gefreut, dass ihre Tochter die Rolle am Schlossparktheater bekommen hat. „Sie weiß ja, dass ich es immer um 22 Uhr wieder ablegen kann.“ Und ihre Mutter verstehe, wie wichtig ihr interessante Rollen sind.

„Meine Eltern hätten auch nichts dagegen, wenn ich eine Prostituierte spielen würde.“ Oder die Kindermörderin Medea, ihre Lieblingsrolle – aus der sie etwas bei den „Highlights“-Abenden vortragen wird: „In dieser Rolle kann man die Abgründe menschlichen Verhaltens ergründen – Verzweiflung und Gefühlskälte.“ Und danach, sozusagen als Kontrast, will sie eine Popschnulze trällern: „I will always love you“. Auch die anderen Schauspielschüler arbeiten sich quer durch den Unterhaltungsgemüsegarten: etwa mit Tanzeinlagen, in Filmsequenzen und natürlich mit Theaterszenen. „Was dabei alles schief gehen kann“, sagt Atina Tabiei Razligh. Deshalb ist sie auch immer noch aufgeregt vor Auftritten in der Schule. Aber am Schlossparktheater „rutscht das Herz noch eine Etage tiefer“, sagt sie lachend.

Doch dafür stellte sich am Tag nach der Premiere dieses unendliche Glücksgefühl ein: „Jetzt kann ich endlich das tun, was ich will – und verdiene dabei auch noch Geld.“ Keine Nebenjobs mehr, um die 2000 Euro Semestergebühr zusammenzubekommen. Die Zukunft als Schauspielerin ist „auf einmal so unfassbar greifbar“. Es ist fast wie im Märchen.

Highlights in der Filmschauspielschule: Donnerstag, Sonnabend, Sonntag, jeweils 20 Uhr, Helmholtzstraße 2–9, Aufgang D, Charlottenburg, Eintritt 4 Euro. „König der Herzen“ im Schlossparktheater, Schlossstraße 48, Steglitz läuft wieder ab 2. Januar, 20 Uhr.

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