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Qi

© Davids

Friedrichstadtpalast: Glitzern gegen die Krise

Die Show „Qi“ soll den Friedrichstadtpalast retten. Alle verfügbaren Effekte der Revue sind im Einsatz. Und die ersten Zahlen beruhigen Intendant Berndt Schmidt.

Im Friedrichstadtpalast fühlte sich der Gast der gestrigen Premiere oder der Generalprobe am Abend zuvor in eine Hochspannungszentrale versetzt: Werden sie es schaffen, das Ruder herumzureißen und den finanziell angeschlagenen Unterhaltungstanker wieder auf Kurs zu bringen? Wird die neue Revue mit dem kryptischen Namen „Qi – eine Palast-Phantasie“ so zugkräftig sein, dass die Reisebusse aus ganz Deutschland allabendlich wie zu besten Zeiten die Friedrichstraße verstopfen? Wird sich das Ensemble mit den langen Beinen, den Paradiesvögeln und ihren bunten Federn die Seele aus dem Leib tanzen, um aller Welt zu zeigen, dass das Herz des deutschen Entertainments in Berlin schlägt?

Schon vor der Premiere der Show, die am Donnerstagabend mit vielen prominenten Gästen gefeiert werden sollte, beruhigt der Intendant Berndt Schmidt die Gemüter und antwortet auf die ewige Frage nach Sein oder Nichtsein: Über 100 000 Karten seien bereits im Vorverkauf geordert, wiewohl noch niemand wusste, worauf er sich da einlässt.

Mit dem neuen Programm will das Haus vor allem eines demonstrieren: Der Friedrichstadtpalast lebt, und wie! „Und wenn der Begriff Revue für Sie nach alten Schwarz-Weiß-Filmen klingt, dann nennen Sie es Show, was wir hier machen“, sagt der Intendant vom größten Revuetheater Europas.

Für Qi wurden, vielleicht auch ein bisschen aus Trotz, weder Maschinen noch Prospekte geschont und schon gar nicht an Ausstattung gespart, da haben sie einfach zweieinhalb Stunden gezeigt, was dieses Haus, seine raffinierte Technik und sein Ensemble zu bieten haben. Laserstrahlen, Lichtbänder, Wasser von oben und von unten, die größte Eisfläche einer festen Bühne, 520 Kostüme, ein Kronleuchter mit mehr als 50 000 Glassteinen – das ist der äußere Schein rund um die mit Kerlen gemischte Girl-Truppe, die sich durch ein sinnliches Programm tanzt, in dem es gar keine Handlung gibt, aber alles möglich ist, was glitzert und flittert im Showgeschäft – bis hin zu atemlos fliegenden Menschen unter einer imaginären Zirkuskuppel. Am Ende der Generalprobe am Mittwoch gibt es Standing Ovations: Operation gelungen, Patient total happy.

Es hätte ja auch ins Auge gehen können, wäre diese Inszenierung – wie manch eine der letzten Jahre – schiefgegangen. Da wäre jeder blamiert, der sich für den 3,5-Millionen-Euro-Kredit an das Revuetheater starkgemacht hatte. Zur Erinnerung: Diese einmalige Sondersubvention wurde als Überbrückungskredit dringend benötigt, um die drohende Zahlungsunfähigkeit vom Hause abzuwenden. Bis zum Jahre 2020 soll der Kredit getilgt sein, das Abgeordnetenhaus hat ihn im September bewilligt, nur die FDP war dagegen. Im Palast selbst gibt es nicht nur Freudentränen, sondern auch Entlassungen und Abfindungen. Trotz des neuen, rassigen Programms.

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