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Stadtleben: Glasierte Schafsmilch

Geburtstagsgeschenk für Wolfram Siebeck: Gourmetparty mit acht Gängen von Sterneköchen

Die Kulturrevolution begann an einem Donnerstag. Ende der 70er Jahre eroberte das deutsche Küchenwunder die berüchtigten WGs. Joschka Fischer enthüllte gestern Abend im Ritz-Carlton bei der Gourmetparty, die die Wochenzeitung „Die Zeit“ Wolfram Siebeck, dem Vater der deutschen Restaurantkritik, zum 80. Geburtstag schenkte, wie damals plötzlich Mao, Marx und Lenin von einem anderen Namen verdrängt wurden, wie das Magazin mit Siebecks Restaurantkritiken plötzlich begehrter war als der Politikteil. Vor das Paradies mit den Sternen hätten die Götter allerdings die grimmigen Wächter der exorbitanten Preise gesetzt und also die alte schwäbische Tugend des Sparens wiederbelebt. Einmal habe er sich selbst an Siebecks Weihnachtsmenü getraut, und das Zimtparfait habe ganz vorzüglich geschmeckt, bekannte der frühere Außenminister ohne falsche Bescheidenheit. Warum ein Gourmet und ein Grüner gut zusammenpassen, wurde unter anderem am Ende der Rede klar: „Die wirklichen Schrecken der Küche kommen sanft und unblutig daher, als Fast food und Massentierhaltung.“

Palazzo-Chef Hans-Peter Wodarz resümierte nach manchen Anekdoten aus der Frühzeit hoher deutscher Kochkunst: „Niemand hat so viel für unseren Berufsstand getan“, und fügte hinzu: „Siebeck kann einfach viel besser essen, als wir kochen können.“ Auch Siebecks Frau Barbara spielte in allen Lobreden eine Rolle.

Unter den Gratulanten waren Gourmets wie der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, Berlinale-Chef Dieter Kosslick, Schauspielerin Iris Berben und die Grünen Renate Künast und Jürgen Trittin. Nach den Reden gab es ein Überraschungsmenü. „8 Köche, 8 Gänge, 80 Jahre“ war das Motto des Festes. Eckard Witzigmann hatte im Rahmen der kulinarischen Hommage Kalbsbries „Rumohr“ vorbereitet. Carme Ruscalleda vom Restaurant Sant Pau bei Barcelona hatte „Ketchup aus Erdbeeren und Tomaten: Scharfer Thunfisch, Erdbeer-Eis, Kirschtomaten, Wilder Reis, Portulak“ im Gepäck. René Redzepi vom Restaurant Noma in Kopenhagen brachte „Glasierte Schafsmilch und Sauerampfer-Granité“ mit, Cornelia Poletto vom gleichnamigen Hamburger Restaurant schickte mit hanseatischem Understatement „Polettos Labskaus-Tortelloni“, Hendrik Otto vom Ritz-Gourmet-Restaurant Vitrum hatte „Crème von Earl Grey, gestockte Aprikosen und Gewürzsorbet“ vorbereitet, Reinhard Gerer aus Wien „leicht geräucherten Tiroler Schinken mit Erdäpfel Espuma“, Sven Elverfeld vom Wolfsburger „Aqua“ einen „Carabinero mit warmer Wassermelone, Gurke und Basilikum“.

Und Juan Amador brachte dem Siebeck zum Geburtstag „Mieral-Taube mit gelierter Kokosmilch, Mango & Purple Curry“ dar. Per Video gratulierte auch Paul Bocuse: „Bravo!“ Elisabeth Binder

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