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Stadtleben: Haarige Zeiten

AUFTRITT DER WOCHE: Die Fleet Foxes spielen heute im Huxley''s Die fünf Amerikaner sind das Aushängeschild des neuesten Hippie-Revivals

Robin Pecknold kann es kaum fassen. Voriges Weihnachten sang er noch im Kreis der Familie, jetzt spielt der 22-Jährige in ausverkauften Hallen. Das Debütalbum seiner Folk-Pop-Band Fleet Foxes wurde von Fachpresse und Feuilleton euphorisch gefeiert. In Berlin wuchs die Fangemeinde nach einem überfüllten Konzert im Juni im Café Zapata so sprunghaft an, dass der heutige Auftritt der Fleet Foxes vom Columbiaclub ins doppelt so große Huxley’s verlegt werden musste.

Die in feierlichem Ernst vorgetragenen Sakralhymnen der fünf Männer in Holzfällerhemden und Strickjacken passen wirklich aufs Beste in die Vorweihnachtszeit, zum Rückzug unter Wolldecken mit Tee und Gebäck, zur Besinnung auf Höheres und auf das, was laut Beipackzettel zum Album das Wichtigste im Leben ist – die Familie.

Auch wenn sich die Fleet Foxes gegen diese Rolle sträuben: Das aktuelle Hippie-Revival hat ein neues Aushängeschild. Ernsthafter als Langhaarclown Devendra Banhart, extrovertierter als Har fen elfe Joanna Newsom. Ihre Auftritte feiern das ursprüngliche Gemeinschaftsgefühl, das gemeinsames Musizieren schaffen kann. Die fünf zupfen die Hackbretter, schlagen die Trommeln, schütteln die Tambourine und lassen ihre Mönchsstimmen gen Himmel steigen. Die einen halten das für Gefühlsduselei, die anderen feiern es als zeitgemäße Neubelebung des Folks der 60er und 70er, von Beach Boys, Simon & Garfunkel und Crosby, Stills, Nash & Young.

Tatsächlich hat Sänger Robin Pecknold alle Musik aus jener Zeit in sich aufgesaugt. Dafür musste er nur an den Plattenschrank seiner Hippieeltern gehen, als bekennender Soziophobiker hatte er dafür viel Zeit. Pecknold mag keine Bars, war noch nie auf einer Party und hatte auf der High School einen einzigen Freund – Skyler Skjelset, mit dem er im Computerraum abhing und Musik hörte. Irgendwann begannen die beiden, ihre eigenen Songs zu schreiben. Die Fleet Foxes waren geboren.

Auch wenn man das angesichts der bewusstseinserweiternden Klangräume denken könnte, speist sich diese Musik nicht aus Drogen, sondern allein aus Fleiß und Hingabe. „Für mich ist es die großartigste Sache der Welt, gemeinsam mit anderen zu singen“, sagt Pecknold. „Wir lieben Akustikgitarren, Zithern, Orgeln, Klaviere und am allermeisten Harmonie und Melodien.“ In Missachtung aller Coolness-Codes wächst so diese betörende Mischung aus Choralmusik, Gospel, Folk und Pop zusammen, in barocker Formstrenge, mit Texten, die mal die Wiesenlerche besingen, mal verpasste Anschlussflüge. „Die Lieder entstehen aus persönlichen Erfahrungen“, erklärt Robin Pecknold. Jeder darf sich beim Nachsatz seinen Teil denken: „Liebeslieder gibt es keine.“ Seine Menschenscheu hat Pecknold jedenfalls teilweise überwunden. Sonst könnte er die vielen seligen Gesichter im Publikum ja gar nicht ertragen.

Beginn ist um 21 Uhr (17 Euro). Wir verlosen 3x2 Karten. Einfach heute bis 12 Uhr eine Mail mit Betreff „Foxes“ an verlosung@tagesspiegel.de schicken.

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