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© Peters

Hochzeit: Der Tag der Ja-Sager

Regelmäßig, wenn auf dem Kalenderblatt eine sogenannte Schnapszahl auftaucht, steigt der Andrang in den Standesämtern. Auch am Mittwoch, dem 9.9.2009, werden Hochzeiten in Serie geschlossen. Viele glauben, dass der Tag Glück bringt.

Jede Ehe, ob jung, ob alt, hat mancherlei Prüfungen zu bestehen, eine aber kommt gewiss und immer wieder, alljährlich zum stets gleichen Datum, und sie kleidet sich gemeinhin in eine an den Mann gerichtete rhetorische Frage: „Liebling, hast du heute nicht etwas vergessen?“ Hat er natürlich wieder: den Hochzeitstag, den Blumenstrauß, den Extrakuss.

Eine Tücke des Ehealltags, die leicht zu vermeiden gewesen wäre, hätte der vergessliche Partner rechtzeitig auf einem einprägsamen Datum für die Eheschließung bestanden. Viel Ärger wäre vermieden worden, wie der Berliner Eheberater Wolf Kirchmann aus langjähriger Berufserfahrung weiß: „Wenn man den Hochzeitstag vergisst, ist das sehr verletzend für den Partner.“ Ja, Kirchmann sieht hierin sogar einen wichtigen Grund, warum sich viele Paare prophylaktisch gerade für ein besonders leicht zu merkendes Hochzeitsdatum entscheiden.

Am morgigen Mittwoch, dem 9.9.2009, ist wieder solch ein Glückstag, der die Arbeitsbelastung der Standesämter sprunghaft in die Höhe schießen lässt, auch wenn in Berlin Massenhochzeiten wie vor zehn Jahren in Chemnitz nicht anstehen. Damals waren es 98 Trauungen auf einen Streich.

Aber auch ohne Rekorde: Es gibt für die Standesbeamten gut zu tun. Wegen des Andrangs öffnet das Standesamt in Mitte bereits um 9.09 Uhr und schließt erst um 15 Uhr, eine Stunde später als sonst. Sechs Beamte trauen in knapp sechs Stunden 33 Paare. Im Vergleich wirkt das freilich weniger beeindruckend: Am 8.8.2008 vermählten acht Beamte sogar 60 Paare.

In anderen Bezirken sieht es ähnlich aus. In Charlottenburg-Wilmersdorf macht das Standesamt wegen der 30 angemeldeten Trauungen sogar Überstunden: Statt bis mittags wird bis 15 Uhr vermählt. Allerdings, im Gegensatz zum 8.8.2008 seien nicht alle möglichen Termine vergeben worden. In Potsdam sieht der Andrang nicht anders aus: Dort heiraten 18 Paare.

Die leichte Einprägsamkeit einer Schnapszahl ist es meist nicht allein, die Paare gerade einen Hochzeitstag wie den 9.9.2009 wählen lässt. Eine ganz andere Erklärung hat Peter Walschburger, Psychologieprofessor an der Freien Universität. Menschen neigten unabhängig von ihrer Intelligenz dazu, sich emotional und assoziativ zu verhalten, um das Glück zu beschwören. In der Psychologie wird dieses Phänomen als „magisches Handeln“ bezeichnet. Optisch hervorstechende Zahlen böten sich dafür an. Noch dazu seien sie von der Gesellschaft als Glücksbringer überliefert. In Deutschland, so der Psychologe, werde trotz aller Rationalität gerne auf diese besonderen Zahlentage zurückgegriffen.

Die rückläufige Tendenz bei Eheschließungen in Berlin wird dieses Phänomen aber kaum bremsen. 1999 hatten sich noch 14 635 Paare das Jawort gegeben, 2004 waren es nur 12 569 Eheschließungen. Im vergangenen Jahr sank die Zahl nochmals auf 11 762 Vermählungen. Schade also, dass gerade der 20.09.2009 als Hochzeitstag ausfällt, obwohl zu diesem Datum wieder ein Ansturm auf die Standesämter zu erwarten gewesen wäre. Allerdings ist dieser Tag ein Sonntag. Da bleiben auch Standesämter geschlossen.

Johannes Hub, Susanne Thams

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