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© Mike Wolff

Hotel für Schwule: Heteros willkommen

"Axel-Hotels" ist die weltweit erste Kette, die sich speziell an schwule Gäste richtet. Jetzt gibt es sie auch in Berlin. Ihre Klientel wird von den hiesigen Tourismuswerbern besonders gern gesehen. Sie kommt oft wieder und ist gut bei Kasse.

Schwarz ist an sich keine Farbe, sondern eine Haltung. Im Fall des „Axel-Hotels" steht die dunkle Fassade für so etwas wie Coolness und Exklusivität. Wären da nicht die vielen goldenen Fenster und Türen, die eher verspielt wirken. In der grauen Lietzenburger Straße wirkt das Gebäude damit ziemlich aufgebrezelt. „Das Haus hat der Architekt gemacht, damit habe ich nichts zu tun“, wiegelt Juán P. Juliá Blanch ab. Ein gepflegtes Understatement. Denn der Katalane ist der Besitzer der Axel-Hotels, der ersten Hotelkette für Schwule weltweit. Das schwarz-goldene Haus in Berlin ist das dritte Hotel, das Juliá eröffnet, nach Barcelona und Buenos Aires.

Das Gelände an der Ecke Lietzenburger /Ansbacher Straße war lange Zeit eine der wenigen Brachflächen zwischen KaDeWe und Motzstraßen-Kiez. Insgesamt 13 Millionen Euro hat Juliá in sein Berliner Haus investiert, bis zu zehn weitere Hotels sind geplant, auf der ganzen Welt. „In jeder Stadt, die eine Szene hat“, sagt Juliá.

Angefangen hat alles vor über zehn Jahren in Barcelona. Juliá hatte während des Studiums ein Jahr in Berkeley gelebt, und nun kam von dort immer wieder Besuch vorbei. „Alle sagten mir, dass etwas in Barcelona fehle“, erinnert sich der 39-Jährige. Ein Hotel, in dem sich Schwule wirklich wohlfühlen könnten. Juliá, der Unternehmer, witterte eine Marktlücke – allen Vorurteilen zum Trotz. „Bei den Banken um Kredit zu fragen, das war krass. Es war 1999. Ein schwules Hotel zu fördern, war für die Banken nicht selbstverständlich.“

Heute ist das anders: Seit 2005 dürfen Homosexuelle im konservativen Spanien heiraten. Und das Axel-Hotel Barcelona ist zum Fixpunkt in schwulen Reiseführern geworden. 2007 eröffnete Juliá in Buenos Aires das erste Hotel im nicht gerade schwulenfreundlichen Lateinamerika. 2008 zeichnete die IGLCC, die internationale schwule und lesbische Handelskammer, Juliá als „Unternehmer des Jahres“ aus.

Und jetzt das Hotel in der Lietzenburger Straße. Zur Eröffnung und Schlüsselübergabe am Dienstagabend kam auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Kim Fisher moderierte, auf der Bühne standen unter anderem Drag Queens aus Berlin und Barcelona.

Der Erfolg ist das Ergebnis einer smarten Marketingstrategie, die sich an eine wichtige Zielgruppe wendet. Denn homosexuelle Gäste sind für die Hoteliers in Berlin ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. „Schwule und Lesben sind ein Publikum, das zur Stadt passt“, sagt Susanne Schreiber von Berlin Tourismus Marketing. Umso mehr, weil sie der Stadt sehr treu blieben und immer wiederkämen. Berlin gilt als offen und tolerant. Die Partyszene habe international einen guten Ruf, sagt Alexander Zinn vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg. Besonders „der Motzstraßen-Kiez ist ein guter Standort für das Axel-Hotel“, sagt Zinn. Wobei die Idee eines schwulen Hotels nichts Neues ist. Gerade in Schöneberg gibt es auch andere Anbieter, etwa in der Motzstraße Tom’s Hotel und in der Fuggerstraße das Arthotel Connection.

Auch viele nicht explizit homosexuelle Hotels in Berlin bezeichnen sich als „gayfriendly“. Sie weisen durch die Regenbogenfahne im Eingangsbereich darauf hin, dass die sexuelle Orientierung ihrer Gäste keine Rolle spielt. Susanne Schreiber von Berlin Tourismus Marketing sagt, man arbeite mit 168 Hotels zusammen, die sich als „gayfriendly“ bezeichneten. Juán P. Juliá Blanch nennt seine Hotels daher „heterofriendly“. „Das ist das Gleiche, nur von der anderen Seite aus gesehen“, sagt er – alle vorurteilsfreien Gäste seien willkommen.

Besonders in der Finanzkrise, sagt der Unternehmer, blieben Schwule eine verlässliche Zielgruppe. „Schwule sind weniger betroffen. Sie haben meistens keine Kinder, ihr Einkaufskorb ist größer. Sie haben mehr zum Ausgeben.“

Einen dicken Geldbeutel braucht man auch, um im Axel-Hotel zu übernachten. Die billigste Übernachtung im „Single Room“ kostet knapp 80 Euro, die teuerste in der „Suite Berlin" rund 210 Euro. Das Frühstück ist nicht im Preis enthalten, dafür exklusiv.

Daniel Stender

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