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Kulturloge. Das Team hat seinen Sitz im Stadtteilcafé in Tiergarten. Angela Meyenburg (Zweite von links) und Lutz Sepke (rechts) haben das Projekt initiiert.

© Kai-Uwe Heinrich

Kulturloge Berlin: Kultur für lau

Eine Initiative bietet Gratis-Tickets für Leute mit wenig Geld an. Die Resonanz ist enorm: 2000 Berliner haben sich schon angemeldet.

Inzwischen sind die poppig roten Plakate schon überall in der Stadt zu sehen: Kultur für lau, das ist das Thema der Kulturloge Berlin, die vor gut drei Monaten begonnen hat, Theater- oder Konzertkarten an Leute mit wenig Geld zu verschenken. Initiiert hat sie Angela Meyenburg, die ihren Stamm von ehrenamtlichen Helfern von zwei auf inzwischen knapp 27 Leute aufstocken konnte, inklusive einem fünfköpfigen Leitungsteam. Einer der Gründe, warum Meyenburg und Lutz Sepke, der Geschäftsführer des Stadtteilvereins Tiergarten, der dem gemeinnützigen Projekt die organisatorische Plattform bietet, frohgemut in die Zukunft blicken.

An die 2000 „Gäste“ hat die Kulturloge inzwischen in ihrer Datei und beschenkt sie mit von Kulturveranstaltern zur Verfügung gestellten Eintrittskarten, sagt Meyenburg. Bis zum Jahresende sollen es 5000 sein. Anmelden können sich Interessenten nur über die mit der Kulturloge zusammenarbeitenden Sozialträger wie den Lebensmittelspendenverein Berliner Tafel oder die Diakonie, damit gewährleistet ist, dass der kostenlose Kulturgenuss an wirklich Bedürftige geht. An die 40 Kulturveranstalter sind inzwischen fest dabei: unter anderen Grips-Theater, Admiralspalast, Wühlmäuse, Literaturhaus Berlin, Quatsch Comedy Club, Berliner Dom, Ku’damm-Theater, Jazzfest Berlin, Britzer Gärten oder auch der Klettergarten Jungfernheide. Letzteres überrascht erst mal. „Wir machen die Kulturloge auch für Sport auf“, sagt Chefin Meyenburg. Es sei nicht ihr Job, einen Kulturbegriff zu definieren, sondern möglichst viele Leute ohne Geld aus der Isolation zu holen und ihnen die Teilhabe am bunten städtischen Leben zu ermöglichen.

Und da gibt’s inzwischen erste Früchte. Sowohl für die mitmachenden Theater, die Kulturlogengäste kurze Zeit darauf als Kaufkartenbesucher noch mal begrüßen konnten, was Meyenburg als Zeichen dafür wertet, dass es bei vielen Sozialleistungsbeziehern nicht nur am fehlenden Geld, sondern oft auch an der Hemmschwelle liegt, Theater oder Konzertsäle aufzusuchen. Die Befürchtung, dass die Menschen geschenkte Karten einfach verfallen lassen, hat sich bislang nicht erfüllt, sagt Meyenburg. Das Feedback der Theater zeige, dass sehr selten jemand kurzfristig verhindert sei. Und wenn, melde er sich brav ab. Dankesbriefe treffen auch bei ihnen ein. Zum Beispiel von einer begeisterten Frau, die zum ersten Mal im Leben im Improvisationstheater war. Oder von einem 18-Jährigen aus Moabit, der in der Komödie am Kurfürstendamm ein Stück gesehen hat. „Richtig geil“ fand er das, „viel besser als Kino“. Köln, Bonn, Tübingen, Essen und Stuttgart interessieren sich jetzt auch für das Projekt. Gunda Bartels

Das Projekt im Netz unter: www.kulturloge-berlin.de

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