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Immer schön lächeln. Künstlerin Rottraud König (links) gestaltet, Zahnärztin Julia Karras bohrt. Foto: Uwe Steinert

© Uwe steinert

Stadtleben: Kunst überm Zahnarztstuhl

„Mit Freude“ sollten Patienten zum Zahnarzt gehen, schreibt Rottraud König in ihrem Flyer – oder zumindest „ohne Angst“, wie es auf ihrer Internetseite heißt.Die passende und einzigartige Idee kam der Künstlerin aus Schöneberg an einem „feuchtfröhlichen Abend“ im Freundeskreis: Wenn die Patienten sich im Behandlungsstuhl mit einem Kunstwerk beschäftigen könnten, statt nur auf kahle Wände zu starren, könne dies doch wohl von Ängsten und Schmerzen ablenken.

„Mit Freude“ sollten Patienten zum Zahnarzt gehen, schreibt Rottraud König in ihrem Flyer – oder zumindest „ohne Angst“, wie es auf ihrer Internetseite heißt.

Die passende und einzigartige Idee kam der Künstlerin aus Schöneberg an einem „feuchtfröhlichen Abend“ im Freundeskreis: Wenn die Patienten sich im Behandlungsstuhl mit einem Kunstwerk beschäftigen könnten, statt nur auf kahle Wände zu starren, könne dies doch wohl von Ängsten und Schmerzen ablenken. „Seitdem sprudeln meine Ideen“, sagt Rottraud König. Unter dem Motto „Mund-Art“ stellt sie Collagen und Malereien her, die an der Zimmerdecke hängen, und hat inzwischen 15 Zahnarztpraxen als Kunden.

„Ich rede jeden Tag mehrmals über diese Bilder“, sagt Juliane Karras, die ihre Praxis in der Friedenauer Cranachstraße gemeinsam mit ihrer Mutter Susanne betreibt. „Jeder Patient sagt etwas dazu, und alle finden es toll.“ Sie selbst sei „nur manchmal traurig, wenn ein Bild wieder abgehängt wird“. Denn König verkauft ihre Werke nicht, sondern verleiht sie – in der Regel für sechs Monate, was 250 Euro plus einmalig 100 Euro für die Installation des Bildträgers kostet. Die Verleihdauer entspricht dem empfohlenen Turnus für Zahnarztbesuche, wird auf Wunsch aber auch verlängert. Die Neugier auf das neue Bild an der Decke könne größer als die Nervosität vor dem Arzttermin sein, glaubt die Künstlerin aufgrund vieler positiver Rückmeldungen.

Die meisten ihrer bisher knapp 40 Werke sind dreidimensionale Collagen mit Pappfiguren und Dekomaterial. In den zwei Behandlungsräumen von Juliane Karras sieht man derzeit Schweine und Wildschweine auf einer ländlichen grünen Landschaft – oder eine tropische Kulisse mit Papageien, Ferienhäusern und weißen Villen. Letztere hat die reiselustige Berlinerin während eines Urlaubs auf der Karibikinsel St. Lucia selbst fotografiert.

Es gibt auch Arrangements mit aufgesteckten Streichholzschachteln aus aller Welt, die sie ebenfalls eigenhändig gesammelt hat, sowie Buchstabenrätsel, überdimensionale Kreuzworträtsel, ein Städtequiz aus Spielkarten und eine Art Verkehrsquiz mit Autos und Schildern. Manchmal versteckt sie eine Maus, Schmetterlinge oder anderes in den Bildern, damit die Betrachter genug zu entdecken haben und die Ablenkung gelingt. „Ich will Erlebniswelten schaffen.“ Ihre Collage mit Bildern von Hollywoodstars seit der Stummfilmzeit dürfte vor allem erwachsene Filmliebhaber ansprechen und ihre Zusammenstellung von Teddybärbildern vorrangig Kinder.

Rottraud König besucht Kurse bei Berliner Malern und ist seit 25 Jahren als Schaufenstergestalterin für kleinere Läden tätig. Doch in diesem Bereich sanken ihre Umsätze, deshalb dient ihr die Kunst als zweites finanzielles Standbein. Um Kunden zu akquirieren, sucht sie regelmäßig Zahnarztpraxen in Berlin auf. Darüber hinaus wird ihre Kunst bald während einer Messe der Zahnärztekammer in München und im Spätsommer in einem Steglitzer Café ausgestellt. Cay Dobberke

Die Künstlerin im Netz:

www.rottraud-koenig.de

Cay DobberkeD

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