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© Doris Spiekermann-Klaas

Kunstszene: Bei ihr bleibt alles im Rahmen

Heike Grüß ist Rahmenhändlerin: Ihr Geschäft in der Gartenstraße ist Anlaufpunkt für Künstler und Kunstsammler.

Den passenden Rahmen zu finden, ist oft nicht leicht: Da gibt es ein besonderes Foto, ein selbst gemaltes Aquarell oder die erste gegenständliche Zeichnung des eigenen Kindes, und man möchte sie stilvoll präsentieren. Doch welcher Rahmen passt, welche Größe und Farbe soll er haben und woraus soll er bestehen? Soll es einer mit oder ohne Passepartout sein? Und wie schafft man es zu guter Letzt, dass mit dem Werk nicht zugleich auch Fingerabdrücke und Staubfussel hinter Glas ausgestellt werden?

Auf diese Fragen und Schwierigkeiten treffen Künstler und Kunstsammler noch viel häufiger als andere Menschen. Und oft suchen sie sich professionelle Hilfe bei Rahmenhändlern wie Heike Grüß. Die 48-Jährige ist selbst Künstlerin und betreibt in der Gartenstraße in Mitte zusammen mit einer Freundin den „Rahmensalon“. Hier schafft sie für Privatkunden, Künstler, Sammler, mehrere Galerien aus der August- und Linienstraße, für Museen wie den Hamburger Bahnhof und Kunstmessen wie die „Art Basel Miami Beach“ den richtigen Rahmen für ideell und materiell kostbare Werke. Dafür arbeitet sie mit spezialisierten Tischlern und Restauratoren zusammen. „Vor allem ist es wichtig, dass die Proportionen zwischen Rahmen und Bild stimmen. Über den Rest entscheidet der persönliche Geschmack“, sagt Grüß. Und auch der Geldbeutel: Gerade hat Grüß für eine Galerie ein großformatiges Tulpenbild für rund 900 Euro gerahmt. Geheimnisvoll und kräftig leuchten die Farben der Blumen auf einem samtig-dunklen Untergrund, der sich im Holzton des Ahornrahmens wiederfindet. Jedes Detail des Bildes wie der feine Blütenstaub ist dank des hochwertigen Museumsglases klar zu erkennen. Denn nicht nur die Art und Qualität des Holzes und – für die lange Haltbarkeit des Werkes entscheidend – des säurefreien Passepartout-Kartons entscheiden über den Preis einer Einrahmung, sondern auch die Qualität des Glases. Wie genau das nicht spiegelnde Museumsglas im Vergleich zu normalem Fenster- oder auch dem wegen seiner Leichtigkeit beliebten Acrylglas alle Einzelheiten eines Bildes, seine Tiefe und Oberflächenstruktur wiederzugeben vermag, zeigt Grüß auf ihrem großen Arbeitstisch bei Tageslicht mit mehreren Mustern. Die Demonstration ist eindrucksvoll, die Preisspanne allerdings auch: Für ein 40 mal 50 Zentimeter großes Format kostet das herkömmliche Glas vier Euro netto, das Museumsglas beinah das Zehnfache.

Für ihre eigenen Zeichnungen bevorzugt die UdK-Absolventin Eichenholzrahmen. Das für nationale Stärke und Traditionsbewusstsein stehende Holz schenkt ihren Werken, die sich mit der Kolonialgeschichte und dem europäischen Blick auf das „Fremde“ auseinandersetzen, eine ironische Doppelbödigkeit. Grüß ist froh, dass sie die künstlerische Arbeit in ihrem eigenen Atelier am Monbijoupark seit mehreren Jahren mit den Aufgaben als Rahmenhändlerin verbinden kann: „Das eine bedeutet konzentrierte Stille und Alleinsein, das andere team- und kundenorientierte Organisation“, sagt sie. Gern lässt Grüß sich auch das Geheimnis fingerabdruck- und fusselfreier Rahmungen entlocken. Der erste Tipp ist einfach nachzumachen – Handschuhe anziehen. Der zweite dürfte wiederholtes kräftiges Pusten oder den Einsatz eines Pinsels beim Do-it-yourself-Rahmen kaum ersetzen: Im hinteren Werkstattbereich des „Rahmensalons“ steht ein großer Hochdruck-Kompressor. Gegen den hat selbst das kleinste Staubkorn keine Chance. Eva Kalwa

Gartenstr. 113. Tel. 810 17 171. www.rahmensalon.de oder www.heikegruess.de

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