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Knaack Klub vor der Schließung. Der Countdown läuft.

© Maik Werther

Leserdebatte: Einmal hippe Idylle, bitte!

Wie viel Lärm muss man ertragen? Nach 59 Jahren schließt der Traditionsklub Knaack in Prenzlauer Berg Ende des Jahres seine Türen.

Eine Institution gibt auf. Resigniert im Rechtsstreit um Lärmschutzauflagen begibt sich der Klub in eine ungewisse Zukunft. Und steht stellvertretend als Zeugnis manch großstädtischer Doppelmoral.

Ruhig wollen viele es haben. An sich ein Wunsch, der nachvollziehbar ist, einen Rückzugsort vor großstädtischer Hektik im heimischen Wohnzimmer zu finden. Wer es aber so beschaulich mag, zieht nicht neben alteingesessene Klubs wie den Knaack. Allzu ironisch mutet es nämlich an, wenn man neben trauter Beschaulichkeit dennoch weiter das soziale Leben und kulturelle Brennpunkte fußläufig vor der Haustür erwartet. Denn mal ehrlich: Leise war das kulturelle Berlin noch nie. Und so verkommt es zur traurigen Ironie, wenn man neben Klubinstitutionen ein mangelhaft schallisoliertes Wohnhaus errichtet, das Bauamt jedoch die Lärmschutz-Nachbesserung dem benachbarten Gegenüber aufbürdet. Nicht die Wände sind zu dünn, die Außenwelt ist zu laut.

Und so steht neben dem Plattenteller statt Applausometer das Lärmmessgerät. Prenzlauer Berg, der ewig beschworene “Place to be”, aber bitte nur bis 23 Uhr und danach nur auf Zimmerlautstärke? Berlins Trendbezirke werden für ihr hippes Image geliebt und gehasst; im Zwiespalt wird die junge kreative Szene, die auch vor Nachtruhe-Zeiten keinen Halt macht, zelebriert wie verteufelt. Und plötzlich ziehen neue Mieter neben den ältesten Klub Berlins, verliebt in die moderne Urbanität, wundern sich aber über deren Lautstärke.

Ist es aber spießbürgerliche Piefigkeit, die hier nach und nach Trendbezirke enthippt? Spiegeln Generationsklubs wie der Knaack noch die Kultur- und Partyszene von heute wider? Diskutieren Sie mit!

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