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Stadtleben: Lust auf Neues

Die Sexmesse „Venus“ lockt mit viel blanker Haut und allerlei Spielzeug für intime Stunden

Man sieht sie an vielen Ecken: Pulks von Männern meist jenseits der Vierzig, fast alle mit knallbunten Plastiktüten für die Give-aways ums Handgelenk. Die gebräunte Haut der sich vor ihnen räkelnden Frau sieht man nur durch einen Wald ausgestreckter Arme: Alle halten ihre Digitalkameras hoch, um wenigstens für zu Hause einen Blick auf nackte Haut zu erhaschen. Die „Venus“ auf dem Messegelände ist nach Angaben der Veranstalter die größte Erotikmesse der Welt, Live-Performances nackter Schönheiten gibt es quasi im Minutentakt. 400 Aussteller erwarten mindestens 25 000 Besucher, die meisten männlich und auf wogende Busen aus, aber nicht alle.

Vorbei an meterlangen Postern mit spärlich bekleideten Frauen fällt der Blick auf beige Stellwände. In Dunkelrot ranken sich florale Muster nach oben. Hier gibt es keine nackte Haut und keine laute Musik. Der Stand von „Fun Factory“ in Halle 20 wirkt wie ein Ruhepol. Auf einem schwarzen Podest stehen sie: Lustbringer für die Frau, in Pink, Blau, Gelb und Türkis. „Dolly Dolphin“ ist der stromlinienförmige „Begleiter auf den höchsten Wellen von Lust und Leidenschaft“, „Patchy Paul“ eine vibrierende Raupe mit fröhlichem Lächeln. In den Regalen finden sich Flakons mit Stimulationsölen aus Fair-Trade-Produkten. Hier sollen Pärchen, Frauen und Männer angesprochen werden, die Wert auf stilvolles Design und Qualität legen.

Steffi und Christian, sie 24, er 36 Jahre alt, sind übers Wochenende mit einem befreundeten Pärchen aus Hannover angereist. Er im braunen Cordsakko, sie in taillierter Jacke, der türkisfarbene Lidschatten passend zum Halstuch. Seit viereinhalb Jahren sind sie zusammen, Neugierde treibt sie an: „Sexuell aufgeschlossen“ seien sie eben, und es sei immer gut, etwas Neues in die Partnerschaft einzubringen. Sexspielzeug gehört bei ihnen dazu, aber nur auf die sanfte Tour. Es ist nicht ihre erste Erotikmesse, aber die anderen seien kleiner, irgendwie anrüchiger gewesen. Er kennt sich gut mit dem Angebot von Film bis Fetisch aus, ihr gefallen vor allem ausgefallene Dessous. Gerade sind sie auf der Suche nach Seidenstrümpfen mit kunstvollen Verzierungen.

Der Stand von „Sin Five“ drei Gänge weiter ist ganz in Weiß getaucht. Die Vibratoren und Dildos, entworfen von einem Designprofessor und hergestellt aus antiallergischem Material, sind hier in dezenten Pastelltönen gehalten, teilweise mit kleinen Lilien verziert, um eine „luxuriös-stilvolle Atmosphäre“ zu schaffen. Sie sollen „edel“ aussehen, erklärt Sandra Landwehr. Sie ist auf der Messe eine der wenigen Standbetreuerinnen im Hosenanzug. Preislich liegen die Designerteilchen bei 30 bis 60 Euro – mit fünf Jahren Garantie. Ute Zauft

Die „Venus“-Messe hat noch einmal heute von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Ute Zauft

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