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Marianne & Michael

© Breuel-Bild

Marianne und Michael: "A Wahnsinn" im Tierpark Friedrichsfelde

Bevor Marianne und Michael vielleicht aus dem ZDF-Programm gekippt werden, durften ihre "Lustigen Musikanten" im Tierpark Friedrichsfelde aufspielen. Mit jeder Menge volkstümlichen Stargästen.

Die Sonne lacht über dem Schloss Friedrichsfelde. Springbrunnen plätschern, Bratwurstduft weht über bunte Blumenrabatten. Die langen Biertische sind mit schweren Humpen eingedeckt. Das Altrosa der Plastiktischwäsche harmoniert perfekt mit dem der Schlossfassade. Pelikane watscheln umher, und die Kameramänner vom ZDF überprüfen noch mal ihre Technik. Marianne und Michael, das Traumpaar der Volksmusik, weiß, wo Berlins Osten am schönsten ist: im Tierpark Friedrichsfelde. Da wurden am Wochenende die „Lustigen Musikanten on tour“ vor einigen Hundert zahlenden Freunden deutschen Liedguts aufgezeichnet.

Zum drittletzten Mal, denn nächstes Jahr kippt das ZDF nicht nur Dieter Thomas Hecks „Melodien für Millionen“ aus dem Programm, sondern auch die Volksmusiksendungen von Marianne und Michael. Das Entsetzen der Altersdiskriminierung witternden Volksmusikfans ist groß und die AG Deutscher Schlager und Volksmusik will sogar klagen.

„Grüaß di Gott“, sagt der stattliche Steirer Michael, 58, warm und ist genau wie seine fesche Marianne, 54, die professionelle Liebenswürdigkeit in Person. Zu ihrer Zukunft im ZDF wollen sie trotzdem nichts sagen, die Verhandlungen laufen. Aber das Einvernehmen sei blendend. „Wir hatten immer nur Spaß mit dem ZDF“, beteuert Marianne. Nur so viel: Der Aufschrei von Fans und Kollegen sei ein solches Glücksgefühl für sie. Post komme körbeweise, Belgier weinten am Telefon und Holländer böten an, für sie zu kämpfen.

Sängerkollege und Stargast Heino, 66, hat mit Kämpfen nichts am Hut. Er sitzt vor der Show mit anderen lustigen Musikanten beim VIP-Frühstück in der Tierpark-Caféteria und blickt relaxt durch die Brille. Wo seine Hannelore ist? „Kommt gleich, macht ja sonst keinen Spaß“, sagt er. Was er über den ZDF-Volksmusikskandal denkt? „Tangiert mich nicht.“ Und was ist mit der Solidarität unter Volksmusikkünstlern? „Gibt’s nicht, hat’s nie gegeben. Viele von denen, die heute mit Volksmusik ’ne gute Mark machen, haben mich noch ausgelacht, als ich vor 40 Jahren mit Volksliedern anfing.“ Und was ist mit dem Publikum? „Wenn die beim ZDF nichts mehr für Leute über 60 bringen, sollen sie Rentner von den Rundfunkgebühren befreien“, ist Heinos klare Ansage. Dann folgt der launige Rheinländer brav der Maskenbildnerin und bietet seinen Frühstücksteller an. „Kannste essen, ich war nur am Brötchen dran.“

Inzwischen brutzeln in den dicht gefüllten Bankreihen massenhaft Rentner in der von Scheinwerfern verstärkten Sonne. Der Warm-up-Moderator macht Späßchen und mahnt zum rechtzeitigen Bierkauf. So eins zischen auch Sänger Hubi von den „Jungen Original Oberkrainern“ und Trompeter Johannes Wrus von den „Lausern“ noch schnell vor dem Auftritt. Beide tragen Haferlschuhe und bestickte Trachten, der „Lauser“ sogar ein Kilt. Ein PR-Gag der Truppe, die mit Skilehrerausstrahlung und verpoppter Volksmusi deutlich auf jüngere Fans schielt. Hubi von den Oberkrainern aus Slowenien weiß sogar, wer schuld ist am TV-Schwund der deutschsprachigen Musik: Die jungen Fernsehredakteure. „Das sind alles Studierte mit anderem Musikgeschmack.“

Ob Ehepaar Scopinkski aus Treptow, beide um die 80, Heino-Fan Mitja Huth aus Fürstenwalde, 20 und Eisenbahner, oder die Funkes aus Aschersleben, beide um die 50: Alle fühlen sich vom ZDF verschaukelt. Deutschsprachige Musik sei wichtig. „Die versteht man wenigstens!“ Am schlimmsten trifft der Verzicht auf Marianne und Michael aber den aus ganz Deutschland angereisten Fanclub. Jasmin Bauer aus Marburg, 20, sieht aus wie Victoria Beckham. Ihr Gruß-Plakat hat sie mit Fotos der Stars beklebt und eine dicke Lage Glitzer drübergestäubt. Alle hätten sie Protestbriefe ans ZDF geschrieben und auch sofort Antwort bekommen. Welche? Dass alles noch offen sei. Was ihr an Marianne und Michael gefällt? „Na, die Musik. Und die beiden sind ein Vorbild für meine Generation. So lange ist doch heute sonst keiner mehr verheiratet.“

Dann ruft die Regie „Plakate runter!“, die lustigen Musikanten ziehen winkend ein und die Aufzeichnung rollt. Nur Marianne und Michael sind selten zu sehen. Immerzu wandeln sie mit der Kamera abseits der Bühne umher. Treffen den Tierparkdirektor, überfallen eine Familie aus Biesdorf und amüsieren sich über die Pelikane. „Da schau her“, sagt Marianne, „mei is des siaß.“ Und Michael ergänzt staunend: „A Wahnsinn! Nach der Show gibt’s viele Sonnenbrände und großes Autogrammgedrängel. „Wir wussten immer, dass die Berliner Volksmusik lieben“, seufzen die erhitzten Moderatoren zufrieden.

Zu sehen sind die „Lustigen Musikanten“ am Donnerstag um 20.15 Uhr im ZDF.

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