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Riesenhund

© Thilo Rückeis

Mitte: Promenadenmischung XXL

Künstler machten eine Brachfläche in Mitte zum Hingucker: Sie stellten einen Riesenhund auf und eröffneten ein Minihotel.

Wenn man durch Mitte läuft, fühlt man sich derzeit an den Urlaub in Spanien erinnert. Wie das? Auf der Brachfläche an der Kommandantenstraße, Ecke Alte Jakobstraße steht dieses große Tier, über sieben Meter hoch und breit. Auf den ersten Blick scheint dort der Osborne-Stier Reklame zu machen. Doch die Silhouette ist vielmehr zu tiefst berlinisch. Mit dem Geschöpf aus schwarzen Holzplatten huldigt die Künstlerin Valeska Peschke dem Hund. „Und er kommt nicht allein“, heißt das Projekt der Berliner Kreativen, das noch bis März auf der Brache steht.

Das ist genau die Fläche, auf der jüngst die Künstler Franz Höfner und Harry Sachs Bienenstöcke in Bonsai-Plattenbauten installierten, wo sie „Original Berliner Blüte“ als Honig ernteten und auch verkauften. Jetzt haben sie die Brache zum „Skulpturenpark Berlin Zentrum“ erklärt. „Wir hatten die Idee, diese Brachfläche langfristig künstlerisch zu bespielen“, sagt Harry Sachs. Das Gelände gehöre verschiedenen ausländischen Eigentümern, sagt Sachs. Solange diese das Grundstück nicht komplett bebaut sei, wolle sein Verein „Kunstrepublik e. V.“ mit derzeit fünf Mitgliedern dort weiterhin Kunst im öffentlichen Raum schaffen. An die Eigner zahlt der Kunstverein dann jeweils eine Pacht.

Der riesige, per Stichsäge aus Betonverschalungsbrettern geschaffene Mischlingshund ist aber nicht das einzige kreative Werk am Platz. An der Ecke Neue Grünstraße ist ein weiteres verborgen – hinter den riesigen Plakatwänden. Dahinter versteckt sich das „Single Room Hotel“, ein Hotelzimmer mit Zwei-Sterne- Standard samt allem, was dazu gehört, wie Dusche und Kabelfernsehen. Geschaffen hat das der Franzose Etienne Boulanger aus Metz – und weil Medien weltweit über die kuriose Übernachtungsstätte berichteten, sind die Wochenenden schon ausgebucht bis März. „Wir haben Gäste aus aller Welt“, sagt Künstler Philip Horst. Die Schlüsselübergabe an die Hotelgäste erledigen jeweils Nachbarn, mit denen auch die Strom- und Wasserversorgung abgesprochen ist. Buchen kann man das Hotelzimmer preisgünstig übers Internet. Den besonderen Reiz sehen die Künstler darin, dass sich das voll ausgestattete Heim auf Zeit in einem Ambiente hinter Plakatwänden versteckt, in dem wohl „sonst eher Obdachlose übernachten“.

Im April nächsten Jahres werden Hund und Haus abgebaut, denn dann nutzt die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst die Brache, wie Harry Sachs sagt. Diese stelle Arbeiten in der Alten Nationalgalerie aus – und eben auch gut ein Dutzend Werke im Skulpturenpark.

Das Grundstück, auf dem im nächsten Jahr einer der Eigner erste Townhouses bauen lassen will, hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Vor dem Zweiten Weltkrieg war es mit Gründerzeithäusern bebaut, Straßenbahnen fuhren dort über Schienen. Dann kam der Krieg, alles wurde zerbombt. Zu DDR-Zeiten war dort der Mauerstreifen, nach der Wende wurde auf dem Gelände Müll abgekippt, auch einen Parkplatz gab es. Und weil viele Hundebesitzer ihre Lieblinge zum Auslauf hierherbringen, entstand die Idee für den Riesenvierbeiner.

Mal sehen, wo sich die Berliner Kunstcrew demnächst noch öffentlichen Raum erobert. Das nächste langfristige Projekt soll in den USA starten, sagt Harry Sachs. Und da gibt es ja viel Platz.

Informationen und Buchung unter www.skulpturenpark.org

Annette Kögel

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