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hagen damaschke

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MS Europa: Job mit Meerwert

Von der Jannowitz- auf die Luxusschiffbrücke: Ein Berliner hat sich seinen Jungentraum erfüllt und ist Kapitän der MS Europa. Einst lernte er bei der DDR-Handelsmarine.

Es ist der Abend, an dem Hände zu seinem Beruf gehören, viele Hände, etwa 400. Und alle wollen geschüttelt werden. Hagen Damaschke lässt keine aus. Er parliert höflich einen Moment mit den Menschen, die in einer langen Schlange auf dem polierten Boden vor ihm stehen, dann gibt es noch ein Foto mit dem bald 45-Jährigen in seiner dunkelblauen Uniform, die sieben goldene Knöpfe zieren. Seit fünf Jahren ist der gebürtige Berliner Hagen Damaschke nun einer der zwei Kapitäne des Luxusschiffs „MS Europa“,auf dem das „Captains’s Welcome“ festes Ritual auf der Reise ist.

Der gebürtige Ost-Berliner hat sich einen Jungentraum erfüllt und es vom Spreeufer auf die sieben Weltmeere geschafft. Sein Großvater war Binnenschiffer und besaß mehrere Schleppkähne. Damaschke wuchs an der Jannowitzbrücke auf und schon bald reichte ihm die Spree nicht mehr. Mit 17 begann er eine Matrosenlehre, das Telegramm mit dem Ruf zu seiner ersten Reise auf einem Frachter kam ausgerechnet am 13. August 1981, 20 Jahre nach dem Mauerbau.

Eine Befreiung sei die Seefahrt nicht gewesen, sagt Damaschke. Das klingt ihm zu politisch. Nach all den Jahren auf Kühl- und Containerschiffen, und ab Mitte der 1990er-Jahre als leitender Offizier auf den vier Kreuzfahrtschiffen der Reederei Hapag-Lloyd, erinnert er sich aber an ein erhabenes Gefühl, damals: „Raus zu dürfen, ohne sich verbogen zu haben“, das betont er denn doch. „Ich habe das letztlich durch Arbeit geschafft. Ich wollte die Möglichkeit nutzen, etwas zu sehen von der Welt“, sagt der Mann mit den vier dicken goldenen Streifen plus Stern auf der Uniform.

Damaschke macht nicht viel Aufhebens um seinen Beruf. Dabei hätte er allen Grund dazu: Die MS Europa ist ein exklusives Schiff. 408 Passagiere kommen an Bord, betreut von 275 Mann Besatzung. In den Kühlräumen des Luxusschiffes lagert der Kaviar kiloweise, und mit dem aufeinandergestellten Bestand an Champagnerflaschen könnte man mehr als zweimal die Höhe des Eiffelturms erreichen. Immerhin – „ein bisschen“ Ehrfurcht habe er schon empfunden, als er erfuhr, dass er Kapitän dieses Schiffs werden würde, sagt Damaschke.

Inzwischen hat der Kapitän weit mehr als Kuba oder Murmansk gesehen, die Ziele seiner ersten Reisen, als es die DDR noch gab. Mehrmals steuerte er schon die Antarktis an, wovon er ergriffen schwärmt, befuhr die Nordwest-Passage und umrundete Spitzbergen. Allein mit der MS Europa hat er in etwa 800 Häfen festgemacht.

Und was ist mit den Aufgaben als Traumschiffkapitän? Man müsse es schon mögen, in Uniform herumzulaufen, sagt Damaschke. Dazu gehört auch, sich beäugen zu lassen: „Es wird auch mal geschaut, wie beim Kapitän die Haare sitzen.“ Klagen sind diesbezüglich nicht überliefert.

Für den passionierten Segler und Surfer bedeutet Urlaub vom Traumschiff, nach Hause zu kommen und seinen Garten zu pflegen: „Ich steige dann nicht gleich in den nächsten Ferienflieger.“ Sein Wohnsitz ist aber nicht mehr Berlin, sondern die Karibik-Insel Antigua.Marcus Müller

Marcus Müller

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