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Musical: Aus der Reihe getanzt

Er studierte Finanzwissenschaften, doch seine Liebe gehört der Bühne. Daniel Rakasz spielt die Hauptrolle in "Dirty Dancing".

Es macht ihm Spaß, Menschen glücklich zu machen. Abend für Abend wirbelt Daniel Rakasz, der Hauptdarsteller des Musicals „Dirty Dancing“, über die Bühne mit einer atemberaubenden Mischung aus Akrobatik und Tanz. „Härter kämpfen“, ist die Botschaft, die er und seine Partnerin als Tanzlehrer Johnny Castle und Frances „Baby“ Houseman vermitteln. Nebenbei helfen sie ihren Zuschauern, den Alltag zu vergessen.

Auch er selber musste ziemlich hart kämpfen, um das zu tun, was er heute macht. Auf den Stufen am Rande des Teichs am Potsdamer Platz hat der 24-jährige Ungar vor der Premiere mit seinem Phonetiklehrer die letzten Ausspracheübungen. Dort sitzt er mit braungoldenem T-Shirt, Jeans und makellos weißen Turnschuhen und erzählt von seiner wunderbaren Blitzkarriere. Unter 3000 Bewerbern haben sie ihn für die Rolle des Johnny Castle ausgewählt. Er kann es immer noch nicht fassen.

Mit zwölf war er ein bisschen zu dick, wollte abnehmen, auch mit Hilfe von Sport, probierte es mit Rudern und Tennis und sah irgendwann das Plakat, das für Tanzunterricht warb. Mit lateinamerikanischen Tänzen fing es an. Unsterblich verliebte sich der Disney-Fan dabei in eine Mitschülerin, die mit ihren langen blonden Haaren und blauen Augen aussah wie eine Disney-Prinzessin. Nach der Schule wollten die Eltern, dass er was Vernünftiges wird, Ingenieur, wie der Vater oder auch Mediziner. Also studierte er Finanzwissenschaften. Am Tag, als er sein Diplom in den Händen hielt, beschloss er, der Stimme seines Herzens zu folgen. „Jetzt will ich endlich machen, was mich froh und glücklich macht“, sagte er den Eltern. „Auf der Bühne stehen. Tanzen.“

Da war er 22. Schauspielunterricht hatte er seit dem 16. Lebensjahr genommen, hatte in Hip-Hop-Formationen getanzt und gehörte zu den Gewinnern eines Tanzwettbewerbs im ungarischen Fernsehen. Eine Weile hatte er auch Klinken geputzt in Mailand, um Model zu werden. Aber eigentlich wollte er immer nur tanzen. „Jeder Mensch kommt mit einem bestimmten Talent auf die Welt“, sagt er. „Wenn man so glücklich ist, seine Berufung zu erkennen, seinen Weg zu finden, ist es egal, ob man Busfahrer, Arzt oder eben Tänzer ist. Wichtig ist die Freude an dem, was man tut.“ Mit der Freude kam der Erfolg. Als er die Hauptrolle in Dirty Dancing bekam, war es, „als bliebe die Welt stehen.“

Seit Januar lebt er in Berlin und hat harte Monate hinter sich. In seinem makellos durchtrainierten Körper steckt viel Kraftarbeit. Gleichzeitig zu tanzen, eine Rolle zu spielen, in einer fremden Sprache den Text zu sprechen, erfordert eine Menge Konzentration. Er spürt auch die Verantwortung, die er als Hauptdarsteller trägt. Deshalb ist ihm Entspannung wichtig, Spaziergänge im Tiergarten oder im Park Sanssouci, die Beschäftigung mit Architektur und Kunst oder Museumsbesuche. Manchmal ist er auch einfach nur zu Hause und hört Musik, gerne Mozart und Beethoven oder Nora Jones. Er freut sich auch aufs Beyoncé-Konzert. Gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse gehört zum Beruf dazu, aber auch davon entspannt er sich manchmal und nascht den Mandelkuchen von Ikea.

Nach der harten Probenarbeit möchte er sich jetzt etwas mehr Zeit nehmen für die kleinen Dinge des Lebens. „Für die Sonne“, sagt er und legt den Kopf in den Nacken, während auf dem Wasser eine Ente vorbeizieht. „Ich bin ein Sonnenmensch.“ Bei der Premiere von „Dirty Dancing“ saßen seine Eltern in Reihe acht und waren sehr stolz auf ihn. Das war der Tag, an dem er ihnen zeigen konnte, wie richtig die Entscheidung war, dem Herzen zu folgen und Tänzer zu werden statt Banker. „Seht – jetzt spiele ich die Hauptrolle.“

Es werde nicht oft genug gesagt, wie wichtig es sei, eine gute Familie zu haben, sagt er nachdenklich. „Ich konnte mit meinen Eltern immer über alle Probleme reden, habe dort immer ein Zuhause. Mein Bruder ist mein bester Freund. Dafür bin ich dankbar.“ Künstlerisches Talent liegt in der Familie, die Mutter ist Hobbysängerin, der Vater spielt in der Kirche Orgel.

Vielleicht kann er das Finanzstudium ja irgendwann mit dem Tanzen kombinieren. „Zehn Jahre habe ich sicher noch als Tänzer vor mir“, sagt Rakasz. Aber dann kann er sich vorstellen, eine Produktionsfirma zu gründen, eine Kunstschule aufzubauen, Jugendliche zu fördern. „Das Leben hält so viele Überraschungen bereit“, sagt er. „Ich genieße jeden Augenblick.“ Eigentlich möchte er auch mal rund um die Welt reisen. Im richtigen Leben wirkt er weniger herb als auf der Bühne, er besitzt eine Aura wie eine Brise aus Pfefferminz und Frühlingsblumenduft. Seine Lebensfreude wirkt ansteckend. Im Moment ist er Single. „Ich hoffe aber, dass der Frühling das ändert.“

„Dirty Dancing“, im Theater am

Potsdamer Platz, Karten ab 39 Euro

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