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Einheitsdenkmal

© ddp

Nationaldenkmal: Einheits-Kunst

Wie könnte ein Nationaldenkmal aussehen? Das wollte ein Wettbewerb für Studenten wissen. Am Montagabend wurden die Sieger gekürt.

Achtzehn Jahre nach dem Fall der Mauer und dem Beginn eines Prozesses, der schließlich zur Wiedervereinigung führte, scheint es an der Zeit, diesem Ereignis eine künstlerische Form zu geben. Unter Politikern der beiden regierenden Volksparteien wird der Ruf nach einem Einheits- und Freiheitsdenkmal lauter, am 9. November beschäftigt sich der Bundestag mit einem entsprechenden Antrag. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geht schon mal voran. Unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert lobte sie im Frühjahr den Gestaltungswettbewerb „Geschichts-codes“ aus. 55 Entwürfe von Studierenden an Kunsthochschulen gingen ein – gestern Abend wollten der Bundesstiftung-Ratsvorsitzende Markus Meckel und Bundestagspräsident Norbert Lammert die Preisträger sowie zahlreiche Gäste in der Nikolaikirche begrüßen, wo die Entwürfe bis zum 1. Januar 2008 zu sehen sind.

In seiner Ansprache wollte Bundesminister Wolfgang Tiefensee den Wunsch nach einem solchen Monument mitten in Berlin unterstreichen und den Ideenreichtum der Studenten würdigen, die während der Tage der Einheitseuphorie vor 18 Jahren vielfach noch Kinder waren. Unter den 55 Einsendungen gab es einen ersten und gleich drei dritte Preise, die insgesamt mit einer Summe von 6000 Euro honoriert werden.

Den 1. Preis erhielt Bernadette Boebel von der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Ihr Denkmalentwurf besteht aus zwei runden, gebogenen Stahlelementen und 13 in den Boden eingelassenen Platten mit wichtigen deutschen Geschichtsdaten von 1949 bis 1990. Je nach Standpunkt des Betrachters nehmen die Hauptelemente unterschiedliche Beziehungen zueinander ein. Als Standort für ihre Arbeit wählte die Studentin das Fundament des ehemaligen Nationaldenkmals gegenüber dem Palast der Republik.

Die drei dritten Preise zeigen, wie vielfältig das Thema gestaltet werden kann. Norman Schmidt von der Fachhochschule Erfurt entwarf für den Platz des 18. März am Brandenburger Tor zwei abstrahierte, einander zugeneigte Figuren, die zwei Menschen darstellen sollen, aber auch die beiden deutschen Staaten, die sich am 9. November 1989 die Hände reichten. „Die Kopflosigkeit der Figuren spiegelt die unvorbereitete Situation wider“, sagte Norman Schmidt.

Christoph Knoth und Ronny Schmidt von der halleschen Burg Giebichenstein erdachten für den Leipziger Platz eine 3,50 Meter hohe Wand aus Wasser an jener Stelle, wo die Mauer verlief. Kleine Springbrunnen versiegen in dem Moment, wo sich zwei Menschen auf der Ost- oder Westseite gegenüberstehen. Und Jan Blatt vom Berliner Lette-Verein möchte auf dem Marx-Engels-Forum im Boden solarbetriebene Lampen versenken – jeden Montag um 17 Uhr gäbe es eine Soundcollage: Montagsdemo!

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