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Naturkundemuseum

© promo

Naturkundemuseum: Traum von Meer

Abtauchen in Mitte: Das Naturkundemuseum zeigt eine einzigartige Schau über Riffe, Korallen – und die Klimaerwärmung.

Man muss nicht extra eine Reise in die Tropen buchen, um in die bunte Welt unter Wasser einzutauchen. Im Naturkundemuseum können Besucher bald in ein Glasbodenboot steigen und während einer nachgestellten Überfahrt exotische Fische und Korallen im Film bewundern. Oder um den 3-D-Nachbau eines Riffs herumlaufen und sich zumindest gedanklich in die Tiefe des Meeres versenken. „Abgetaucht“ heißt die Sonderausstellung des Museums für Naturkunde anlässlich des „Internationalen Jahr des Riffes 2008“, die vom Tagesspiegel präsentiert wird. Vom 8. April an und bis September werden in der Schau auch Millionen Jahre alte Korallen gezeigt – und die aktuelle Bedrohung des einzigartigen Lebensraumes durch Tourismus, Meeresverschmutzung und Klimaerwärmung dokumentiert.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) eröffnet die Naturschau – er ist Pate des Internationalen Riff-Jahres. Vom Bundesamt für Naturschutz bekam das Museum in Mitte 129 000 Euro für Schau und Buch zur Ausstellung. Doch vieles stellt das Museum in Eigenleistung, denn die meisten der 500 Exponate kommen aus den Sammlungen des Hauses, die aufbereitet und präpariert wurden.

„Die Ausstellung soll Lust aufs Thema machen und richtet sich keineswegs nur an Taucher“, sagt Projektleiter Uwe Moldrzyk vom Naturkundemuseum. So sind fossile Korallen zu sehen, 400 Millionen Jahre alt, aus der Devon-Zeit, als große Teile der Erde noch von Wasser bedeckt waren. Geologen und Paläontologen haben sie in der Eiffel und im Harz gefunden. „Heute wird vielerorts auf der Welt aus den versteinerten Riffen von damals, die Kilometer tief unter die Erdoberfläche gepresst wurden, Erdöl gefördert“, sagt Moldrzyk. Oder Millionen Jahre alte gepresste Riffe werden heute als Marmor verbaut, auch das zeigt die Schau: „Die Säulen am Parlamentsgebäude in Wien bestehen aus solchem Adnetmarmor“, erklärt der Ausstellungsleiter. Selbst im Berliner Dom wurde Riffmarmor verbaut. Der Begiff Riff kommt übrigens vom niederdeutschen Wort „Ref“, was Rippe bedeutet, auch das lernt der Besucher – eine Leihgabe vom Technikmuseum ist der Tonofen aus einer versunkenen Dschunke.

Natürlich werden auch Schulklassenführungen angeboten. Wer weiß schon, dass es selbst in Ost- und Nordsee Kaltwasserriffe gibt? Da ernähren sich die einzelnen Polypen-Weichtiere, deren Ausscheidungen den Riffkalk entstehen lassen, nur von Plankton. Während die Warmwassserkorallen in Symbiose mit Algen leben – und wegen der Photosynthese dicht unter der Wasseroberfläche. Somit ist die Schau auch ein Fundus für die Biologielehrer dieser Stadt. Und für alle, die das Problem der Erderwärmung beschäftigt, denn Riffe sind Moldrzyk zufolge „eine perfekte Klimadatenbank“. Experten ermitteln dort Daten über den Klimawandel, „der die Existenz von Meer und Mensch bedroht“, sagt der Ausstellungsmacher. Nach Kenntnis der Fachleute sind drei Viertel aller Korallenriffe bedroht und könnten sogar schon bis zum Jahr 2050 ausgestorben sein. Derzeit sind schon 20 Prozent komplett verloren, die Zunahme abgestorbener Riffe stieg in den vergangenen Jahren viermal so schnell wie der aktuelle Rückgang der tropischen Regenwälder.

Nun soll den Besuchern aber auch deutlich gemacht werden, was sie selbst dazu beitragen können, diese Entwicklung zu bremsen. Und damit der Spaß nicht zu kurz kommt, gibt es auch eine Filmreihe - sowie diverse Vorträge. Am 9. April um 20 Uhr will der Kammerchor Tonikum „das Wasser erklingen lassen“.

„Abgetaucht“, Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43 in Mitte. Ab 8. April (bis September). Erwachsene zahlen 6 Euro, ermäßigter Eintritt 3.50 Euro. Im Internet: www.naturkundemuseum-berlin.de

Annette Kögel

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