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Nerd Nite in Berlin: Experten tragen Spezialwissen vor

Bei der "Nerd Nite" tragen Referenten ihr Spezialwissen in einer Bar dem Publikum vor - auf dem Programm stehen dabei die individuellsten und ungewöhnlichsten Themen.

Wie verlief die Geschichte der Interpunktion, wie klingt mathematische Musik in der peruanischen Wüste, gibt es giftige Vögel, und wie bügelt man Leinenhemden absolut faltenfrei? Solches Expertenwissen kursiert normalerweise nur im Arbeitsumfeld und im Familien- und Freundeskreis. Doch ab heute können auch andere daran teilhaben. „Eigentlich hat doch jeder so sein Spezialgebiet“, sagt Bettina Rech, Organisatorin der ersten „Nerd Nite“ in der FC Magnet-Bar in Mitte.

Zusammen mit ihrem Arbeitskollegen Jan Renz will die 34-Jährige das Konzept in Berlin bekannt machen, das es unter dem Motto „It’s like Discovery Channel with beer“ bereits in New York, Boston und München gibt: Drei Referenten tragen ihr Spezialwissen in einer Bar 20 Minuten lang dem Publikum vor, danach können sie darüber mit den Experten, den „Nerds“, diskutieren. Kennengelernt hat Rech die „Nerd Nite“ in München. „Ich konnte es kaum glauben, dass es das noch nicht in Berlin gibt“, sagt die Mitarbeiterin einer Multimedia-Agentur.

So nicht, das stimmt. Denn „Radio Hochsee“ des Autors Falko Hennig ist eher eine Talkshow mit Experten-Auftritt. Und das oberschlaue „Supatopcheckerbunny“ gibt sein Wissen über Alltagsthemen bei Lesungen seiner Entdeckerinnen Ulrike Sterblich und Strese Wagner weiter. Auch das Konzept des „Pecha Kucha“, zu deutsch „Stimmengewirr“, ist anders gestrickt. Genau sechs Minuten und 40 Sekunden hat man dabei Zeit, um einen Vortrag zu 20 Bildern zu halten.

Die drei Experten für die erste „Nerd Nite“ hatte Rech schnell zusammen, ein wenig Herumfragen im erweiterten Freundeskreis genügte. So wird die Historikerin Carina Brumme heute etwas über die „Button“-Kultur im Mittelalter erzählen. Damals trug der einfache Mann solche „Zeychen“ genannten Zinnplaketten an der Kleidung, um über seine religiöse oder politische Gesinnung, Freizeitinteressen und selbst über sexuelle Vorlieben Auskunft zu geben. Medientechnikerin Kathrin Damian, die schon mit zehn Jahren die Computer ihrer technikbegeisterten Familie zum Absturz brachte, berichtet über Hypes und Flops im digitalen Zeitalter. Und der Kreuzberger IT-Projektmanager Christian Vesterling spricht über „Leben und Lieben mit Bier – die Geschichte einer Leidenschaft“.

„Dabei würde ich mich gar nicht als Bier-Experten bezeichnen, ich mag es nur sehr gern“, sagt Vesterling. Zwölf verschiedene Biersorten bringt er mit, darunter neben Weiß-, Export und Kellerbier auch Kölsch sowie je ein Bier aus Spanien und Portugal. „Ich möchte mit dem Publikum testen, ob die Adjektive fruchtig oder feinherb auf den Etiketten wirklich zutreffen“, so der 36-Jährige. Wenn er im Ausland in Urlaub ist, probiert er gern neue Sorten aus. „Ausländisches Bier ist meist wässriger und nicht so herb im Geschmack“, sagt Vesterling, ein Fan von hellem Süddeutschen und Astra-Bier.

Der Termin für die nächste „Nerd Nite“ ist noch offen, es ist geplant, die Veranstaltung monatlich stattfinden zu lassen. „Jeder kann sich bei uns bewerben, der etwas Interessantes zu erzählen weiß“, sagt Rech. Sei es über italienische Autobahnraststätten oder die perfekte Kultivierung von Sauerteig. Eva Kalwa

Heute 20 Uhr, Veteranenstraße 26. Eintritt frei. Infos und Bewerbungen über www.berlin.nerdnite.com. Mehr unter www.falko-hennig.de, www.supatopcheckerbunny.de und www.pechakucha.de.

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