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© ddp

Neuer Cameron-Film: Die Blaumacher

Sigourney Weaver und Zoë Saldana werden in James Camerons Film „Avatar“ zu Fantasiewesen.

Eigentlich jammerschade! Da hat die wunderhübsche Zoë Saldana, hoffnungsvoller Nachwuchs für Hollywood, eine Riesenrolle ergattert – und dann ist sie im Film niemals zu sehen, jedenfalls nicht mit originalem Körper, nur als blauhäutige Außerirdische, per Computer mutierte Bewohnerin des Planeten Pandora. Zwar für dortige Verhältnisse gewiss eine Schönheit, mit weiblichen Attributen aber nicht gerade üppig ausgestattet – die Frage nach den pandoranischen Brustwarzen, am Dienstag in der Pressekonferenz zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ scherzhaft an Regisseur James Cameron gestellt, lag da schon nahe.

Erstaunlich, wozu die Filmtechnik heute fähig ist. Auch Sigourney Weaver und Sam Worthington waren für den Film durch die Gigabyte-Mühlen gedreht worden. Teilweise durften sie zwar auch schlicht im eigenen Körper agieren, in dem sie gestern auf dem Podium saßen, ebenso wie ihr Kollege Stephen Lang und Produzent Jon Landau. Aber weit häufiger wurden sie zu einem Avatar verwandelt – das ist in der Fantasiewelt von Camerons Film ein Kunstlebewesen der Zukunft, ein von einem Menschen ferngesteuerter Körper, der in der für menschliche Lebewesen tödlichen Atmosphäre Pandoras zu überleben vermag – dank einer Mischung aus der DNA des Menschen und derjenigen der Ureinwohner.

Einige der Anwesenden im Festsaal des Hotel de Rome hatten das Filmteam schon am Vorabend getroffen. Zu dessen Ehren hatte der Deutschlandchef von Twentieth Century Fox, Vincent de La Tour, im selben Haus einen Empfang gegeben. In erfreulich entspannter Atmosphäre übrigens, mit den von Tisch zu Tisch wandelnden Stars, allesamt in Plauderstimmung. Schon da gab Cameron preis, dass er auf Kritiken nichts gebe, was er gestern noch einmal wiederholte. „Avatar“ eine Art „Der mit dem Wolf tanzt“ im Weltraum? Möglich, dass das schon geschrieben wurde, er macht sich deswegen keine Sorgen. Es sei „eine klassische Geschichte“, aber von ihm ganz neu erzählt. „Ich wollte etwas schaffen, was die Menschen noch nie gesehen haben.“

Man könne sich natürlich bei „Avatar“ an die Grundidee von „Der mit dem Wolf tanzt“ erinnert fühlen, gesteht Cameron zu, nennt aber gleich einen weiteren vergleichbaren Film: „Lawrence von Arabien“. In all diesen Filmen gehe es um das Eindringen einer technisch überlegenen Kultur in eine andere, die zerstört werde. Keineswegs wolle er aber in seinem Film über den Planeten Pandora, den die Menschen zu unterwerfen versuchen, eine einseitige Parabel auf die US-amerikanische Geschichte – die Indianerkriege, Vietnam, Irak, Afghanistan – sehen. Die Engländer in Australien, die Franzosen in Kanada – leicht fallen ihm andere Beispiele für das Grundmuster ein, das sich durch die ganze Menschheitsgeschichte ziehe. Nicht weniger wichtig ist ihm das ökologische Anliegen von „Avatar“ (deutscher Kinostart am 17. Dezember), in dem die menschlichen Invasoren den außerirdisch-paradiesischen Urzustand Pandoras gnadenlos umpflügen. Der Natur werde auf der Erde zu wenig Respekt entgegengebracht, „das muss sich ändern, wenn wir dieses Jahrhundert überleben wollen“, sorgt sich der Regisseur. Nicht zufällig beginne und ende der Film mit sich öffnenden Augen – für ihn ein Symbol für „eine sich verändernde Wahrnehmung“. Andreas Conrad

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