zum Hauptinhalt
Hecker

© Promo

Neues Album: Maximilian Hecker: Das Ironie-Problem

Der junge Berliner Sänger Maximilian Hecker, der sich allein mit seiner Musik am wohlsten fühlt, wird in Asien zum Star. In dieser Woche stellt er sein bereits fünftes Album vor.

Neulich hatte Maximilian Hecker eines seiner besten Konzerte. Fand er jedenfalls selbst. Er stand in der vollen Bar Tausend am Schiffbauerdamm auf der Bühne, kaum beachtet. Die Gäste unterhielten sich, er unterhielt sich. „Das war toll“, sagt er, „ich war alleine mit meiner Musik.“

Der Berliner Sänger, der am Donnerstag im Lido sein fünftes Album vorstellt, macht Musik, die eigentlich verboten ist. Lieder von Leid, unerfüllten Sehnsüchten und Tod, mit verzehrender Stimme zu großen Arrangements gesungen. Ein deutscher Richard Ashcroft. So viel Kitsch traut sich hierzulande sonst niemand, schon gar nicht im cool-abgeklärten Berlin, wo Hecker seine Karriere als Straßenmusiker am Hackeschen Markt begann.

Es ist so eine Sache mit der Wahrhaftigkeit. In einem Youtube-Video ist Hecker bei einem nächtlichen Interview zu sehen. Während er über die Sehnsucht spricht, im Club einfach mal in den Arm genommen zu werden, bleibt ihm die Stimme stecken und in seinen Augen sammelt sich das Wasser. Wenn Leute in Berlin den Sänger auf das Video ansprechen, knuffen sie ihn in die Seite, zwinkern und sagen: „Cool“, als hätten sie die Ironie kapiert. Hecker fühlt sich mal wieder missverstanden, wie er beim Gespräch in einem Mitte-Café erzählt. „Ich kann machen, was ich will, die Leute denken immer, ich will sie verarschen!“ Vielleicht liegt es daran, dass er es mit dem Pathos sichtlich übertrieb. Vielleicht liegt es auch an der lustigen Fellmütze, die er dabei trug.

Am anderen Ende der Welt fällt Heckers Musik auf ganz anderen Boden. In Taiwan ist er inzwischen ein mittelgroßer Star, spielt in Clubs vor 800 kreischenden Fans, die hinterher für Autogramme anstehen. Auf Heckers Website kann man Bilder sehen, die Fans von ihm gemalt haben, teils im Manga-Stil. Ein Junge aus Südkorea schrieb ihm: „Ich hatte vor, mich an meinen 18. Geburtstag umzubringen, aber deine Musik hat mir geholfen. Kann ich so fröhlich werden wie du?“

„Man erlebt dort alle Pop-Klischees“, erzählt Hecker. „Die hinterfragen nicht gleich alles und schämen sich nicht, aus sich raus zu gehen.“ Anfangs legten Labels in Taiwan, China und Korea Heckers in Deutschland erschienene Platten neu auf. Inzwischen läuft es umgekehrt: Sein neuestes Album erschien in Taiwan im November, hier wird „One Day“ erst am Freitag veröffentlicht. Und, schon eigene Songs beim Karaoke entdeckt? Bald dürfte es soweit sein: Die taiwanesische Sängerin Faith Yang hat Heckers Song „Miss Underwater“ vom neuen Album gecovert. Das kann man sich gut vorstellen, das zärtliche Stück gehört wirklich auf eine Karaoke-Sammlung. „Im Exotischen, Fremden“, sagt Hecker über Asien, „fand ich mein eigenes Unbewusstes.“

Es gibt da eine Differenz zwischen solchen Sätzen, unschuldig und rein wie Heckers Musik, und dem coolen Typ, der nachts in Conny Oppers Club Scala hinter den Plattentellern steht, dem Zentrum des hippen, zynischen Berliner Nachtlebens. Die Differenz ist so groß, dass man fragen muss: Maximilian. Meinst du das ernst, was du da sagst? „Ja!“, ruft Hecker, „warum glaubt mir denn niemand?“ Selbst geht Hecker nicht auf Konzerte. „Ich mag’s nicht, so lange zu stehen.“ Eine Ausnahme wird er am Mittwoch bei Bob Dylan machen. „Dylan hat mich zum Mann gemacht“, sagt Hecker. „Das ist der beste Punkrock, der je gespielt wurde. Am liebsten würde ich einfach auf Hochzeiten Bob-Dylan-Songs spielen.“

Lido, Donnerstag, 21 Uhr, 16 Euro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false