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Stadtleben: Ohne Kultur

Das Café Garbáty ist eine Institution in Pankow Nun könnten bald die Lichter ausgehen

Schummriges Licht fällt auf alte Stuckdecken. Das Publikum steht dich gedrängt und lauscht einer Band, die harte Funk-Beats in den Raum hämmert. Das Café Garbáty ist ein Lichtblick im ansonsten eher düsteren Pankower Nachtleben. Jeden Donnerstag kann man hier Live-Musik hören – bei freiem Eintritt. Doch damit könnte bald Schluss sein.

Wolfgang Spors, der Betreiber, mietete die ehemals hochherrschaftliche Villa vom Bezirk Pankow. Im Jahr 2000 eröffnete er das Café eröffnet und benannte es nach Josef Garbáty, der als sozial engagierter Zigarettenfabrikant die Pankower Geschichte geprägt hat. Spors große Leidenschaft ist es, „die beiden Risikobranchen Kunst und Gastronomie zu verbinden. Ich will zeigen, dass es möglich ist, einen tragfähigen Kulturbetrieb ohne Subventionen und Fördertöpfe aufzubauen.“ Mit dem Garbáty ist ihm das gelungen, und so treten hier Rock- und Jazzmusiker aus aller Welt auf. Tagsüber ist das Café eine Galerie. Im Jahr 2007 gab es hier insgesamt 180 Veranstaltungen, darunter Schauspielrevuen und Dichterlesungen.

Das Ende kommt nun, weil sich Spors mit dem Bezirksamt über die Fortsetzung des Mietvertrags streitet. Jede Seite sieht sich im Recht; einen ersten Prozess im November hat Spors allerdings verloren. Er ist zwar in Berufung gegangen, fürchtet nun aber täglich die Zwangsräumung Der Bezirk hat das Haus mittlerweile zusammen mit dem benachbarten leer stehenden ehemaligen Kreiskulturhaus neu ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt das Tanzinstitut „Dock 11“ aus Prenzlauer Berg. Das ist zwar ein Kulturbetrieb, doch ob unter seiner Regie das Café weiterbetreiben wird, ist unklar. Die zuständige Stadträtin Christine Keil war trotz mehrfacher Nachfragen zu keiner Stellungnahme bereit.

Wolfgang Spors sieht keine Möglichkeit, das Café an anderem Ort, etwa im leerstehende Gebäude der benachbarten Garbáty- Zigarettenfabrik, wieder zu eröffnen. „Mit welchen Mitteln? Ich habe rund 70 000 Euro allein in die Renovierung der Villa investiert.“ Seit 2006 gibt es einen Unterstützerverein aus 40 Mitgliedern und 3000 teils prominenten Unterstützern wie dem Schauspieler Henry Hübchen oder dem früheren Kultursenator Thomas Flierl. Mit Infoständen und Demonstrationen will der Verein verhindern, dass das Café geschlossen wird. Die Aktivisten denken zudem über eine Besetzung des Hauses oder die Gründung einer Wahlalternative in Pankow nach. „Das Garbáty ist der einzige Ort in Pankow, wo Menschen um die 40 ausgehen können, die sich in Prenzlauer Berg nicht mehr wohlfühlen“, sagt Vereinssprecherin Antonia Herzog. „Wäre es nicht mehr da, wäre das ein riesiger Verlust für viele Pankower Künstler, die hier regelmäßig auftreten.“ Der Grafiker Manfred Butzmann, der mehr als 40 Jahre in Pankow gelebt hat und im vorigen Jahr nach Potsdam gezogen ist, unterstützt das Café auf seine Weise: Er zeigt dort seine politische Plakate aus den vergangenen 20 Jahren. Es könnte die Ausstellung letzte für das Garbáty sein. Udo Badelt

Mehr zum Thema unter

www.cafe-garbaty.de

www.garbaty-verein.de

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