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Popkomm 2007 - Festivalzentrum Kulturbrauerei

© dpa

Popkomm: Endlich Feierabend

Die Arbeitstage auf der Fachmesse Popkomm waren hart. Aber nachts wurde wild gefeiert. Auch Gotthilf Fischer tanzte mit.

Als Tokio Hotel kommt, ist das E-Werk schon voll. 2000 Musiker, Manager und Mitarbeiter von Plattenfirmen feiern – so viele, dass niemand mehr zur Bar durchkommt. Außer Tokio Hotel: Die Band hat fünf Bodyguards dabei.

Tagsüber wird auf der Fachmesse Popkomm hart gearbeitet. Aber abends wird gefeiert: in der Nacht zum Freitag zum Beispiel im E-Werk bei der „European Music & Media Night“. Bunt schillernde Lichtprojektionen mit Blumenprint leuchten auf den Wänden und Decken. Eine zwei Meter große Blondine glänzt im Mini mit schwarzer Netzstrumpfhose und rosa Lipgloss. Es gibt Mojito, Sekt und Bier. „Und ganz viel Musik“, freut sich Senna von der Girlband Monrose. Das sei die Hauptsache. Thomas Stolle, der Gitarrist von Silbermond, hört privat gern Musik aus dem Heimatland: „Es gibt viele geile deutsche Bands. Die Fantastischen Vier sind nach wie vor unglaublich. Aber auch die Ärzte und die Toten Hosen.“

Ex-Blümchen Jasmin Wagner spricht nicht. Sie steht in der ersten Reihe vor der Bühne, tanzt ausgelassen zur Musik von der Band The Checks. Währenddessen steigt im Esplanade-Hotel am Lützowufer Natasha Bedingfield auf die Bühne. Auch hier wird gefeiert, sogar fast unter dem selben Motto: „Music meets Media“ heißt es. Natasha Bedingfield singt sich den Soul aus dem Leib. Um echte Gefühle in der Musik geht es auch Henning Wehland, Sänger bei H-Blockx und den Söhnen Mannheims: „Musik ist ein Ventil, um Gefühle auszudrücken.“ So etwas wie die Popkomm sei wohl unumgänglich, um Musik zu vermarkten. „Aber das wichtigste ist Glaubwürdigkeit: und die findest du nur, wenn du merkst, wie dein Herz schlägt.“

Wo sein Herz schlägt, hat Jazzsänger Roger Cicero schon als Kind bei Stevie Wonder gespürt. „Richtige Krokodilstränen“ hat er aber erst zu „Sometimes it snows in April“ von Prince vergossen. „Da war ich 18 und hatte mich gerade von meiner Freundin getrennt.“ Bei Xavier Naidoo bedanken würde sich aus einem ähnlichen Grund gerne Johnny Strange, Sänger der Berliner Hiphop-Formation Culcha Candela. Weil „Schau mir noch einmal in die Augen“ ihn wieder mit seiner Freundin versöhnt hat: „Ich hab den Song gehört, dann hab ich sie angerufen, und dann waren wir wieder zusammen.“

„War’s zünftig?“ Diese Frage stellt Sänger Philipp von Fertig,Los! atemlos im BMW-Haus am Kurfürstendamm. Kurz vorher hat er sich noch in die tanzende Zuschauermenge geworfen, begleitet vom lauten Gitarrengeschrammel seiner Bandkollegen. Rockige Bühnenshows vermischen sich beim Popkomm-Empfang der bayerischen Vertretung mit der landestypischen Gemütlichkeit: So hält Oliver Gottwald, Frontmann der Band Anajo, in der einen Hand die Gitarre und in der anderen Hand eine Bierflasche. Die Indieband heizt den Gästen mit eingängigen Popsongs ein. „Wir singen deutsch, weil wir uns in unserer Muttersprache einfach am besten ausdrücken können. Außerdem ist das viel persönlicher als Englisch“, so Gottwald.

Den Ohrwurm von No-Angels-Sängerin Lucy können die drei Musiker bei aller Anstrengung aber nicht ersetzen: „Ich habe schon seit Tagen ’She’s My Man’ von den Scissor Sisters im Kopf. Richtig nervig“, so Lucy. Zusammen mit ihren Bandkollegen erhält die Musikerin einen bayerischen Löwen für das „Comeback 2007“.

Für das Missgeschick von Staatssekretärin Dagmar Wöhrl, die den Charthit „Daylight In Your Eyes“ in ihrer Aufregung versehentlich mit „Download in Your Eyes“ bezeichnet, hat Lucy charmante Worte auf Lager: „Die Downloads werden jetzt auch in den Charts gezählt, insofern passt das schon." Und Gotthilf Fischer verleiht nicht nur einen bayerischen Löwen, sondern dirigiert auch spontan zum Klassiker „Hoch auf dem gelben Wagen“. Das junge Indiepublikum in Ringelshirt und Jeans kann damit zwar weniger anfangen, die Abgeordneten älteren Semesters umso mehr. kala/mga/gök

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