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McDonald's Kreuzberg

© dpa

Premiere: Es ist angerichtet: Die erste McDonald's-Filiale in Kreuzberg öffnet

Vor sechs Jahren stellte der Konzern den Bauantrag. Seitdem regt sich Widerstand gegen die Baupläne. Genutzt hat es wenig. Morgen öffnet der erste Ableger der Fast-Food-Kette in Kreuzberg seine Türen.

Stell dir vor, in Kreuzberg eröffnet eine McDonald's-Filiale und keiner geht hin zum Protestieren. Für Alexander Schramm, Sprecher des Konzerns, ist das durchaus vorstellbar. "Wir haben keine Informationen, dass es morgen zu Störungen kommen wird", teilte er gegenüber dem Tagesspiegel mit.

Bauzaun weg, Kunden rein

Geht es nach den Wünschen des Konzernsprechers, wird die Eröffnung morgen völlig unspektakulär verlaufen. Sobald innen der Laden auf Hochglanz gebracht worden ist, wird zwischen 9 und 10 Uhr einfach der Bauzaun entfernt, der bisher noch vor fremden Blicken und Besuchern schützt. Außer einigen bunten Luftballons wird dann nichts darauf hinweisen, dass die Filiale gerade erst den Betrieb aufgenommen hat. Besondere Feierlichkeiten wird es nicht geben. Dies sei aber für Filialen in Innenstadtlage auch sonst übliche Praxis, erklärte Schrammer. Schnäppchenjäger brauchen sich erst gar keine Hoffnungen machen, auf besondere Eröffnungsangebote wird nämlich ebenfalls verzichtet.

Für die morgige Eröffnung der ersten Filiale der Burgerbrat-Kette in Kreuzberg rechnet Schramm mit keinen größeren Zwischenfällen. Trotz der friedlichen Vorzeichen sei der eigene Sicherheitsdienst aber zu erhöhter Wachsamkeit in der Nacht und während des morgigen Tages aufgerufen. Die Berliner Polizei wird ebenfalls die Lage im Auge behalten.

In den zurückliegenden Wochen war es wiederholt zu Attacken auf die neue Filiale gekommen. Mal wurden Steine gegen Scheiben und das Logo geschleudert, ein anderes Mal Farbbeutel gegen das Gebäude geworfen oder Graffitis gesprüht. Ein Bauarbeiter sei sogar bedroht worden. Insgesamt stellte McDonald's fünf Anzeigen im Zusammenhang mit den Vorfällen.

Kreuzberg wehrt sich schon seit Jahren

Die Geschichte des Widerstands gegen die erste Burger-Filiale im Kiez lässt sich aber nicht auf einige Steinewerfer reduzieren. Sie reicht auch wesentlich weiter zurück als nur ein paar Wochen. Bereits vor sechs Jahren hatte der McDonald's-Konzern das Grundstück gekauft. Für viele Bewohner des als alternativ und politisch links geltenden Viertels eine Provokation. Christian Ströbele (Grüne), Vertreter des Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain im Bundestag: "Ein McDonald's passt dort nicht hin."

Im Protest vereinen sich generelle Vorbehalte gegen den amerikanischen Konzern, der vielen als Inbegriff für die undurchsichtigen Machenschaften weltweit agierender Großunternehmen gilt, mit den ganz konkreten Sorgen der Anwohner vor Ort. Sie fürchten zunehmenden Autoverkehr, der durch das "Drive In"-Lokal angelockt wird, für Lärm sorgt und ihre Kinder gefährdet. Gegenüber des neuen Burgerladens liegt ein Oberstufenzentrum mit 7000 Schülern. Der Schulleiter hat seit Bekanntwerden der Bauabsichten gegen die Pläne protestiert: Statt in seine Mensa würden die Schüler künftig zu McDonald’s gehen, und das trage dazu bei, dass die Kinder noch dicker würden. In der Bürgerinitiative "McWiderstand" bündelt sich all diese Kritik der Anwohner.

"Der Eröffnungstag interessiert uns Banane"

Trotz der morgigen Eröffnung geben die Kritiker ihren Kampf noch lange nicht verloren, wie die Sprecherin der Bürgerinitiative Sarah Miller im Gespräch mit dem Tagesspiegel betonte. "Der Eröffnungstag interessiert uns Banane", erklärte sie. Deshalb seien auch für morgen keine Aktionen geplant. Mit Protesten vor der Filialtür wollen sie sich nicht in Szene setzen.

Den Schwerpunkt ihrer Arbeit will die Initiative auf den Kampf mit juristischen Mitteln legen. So bescheinigt ein Umweltgutachten, das von einer Anwohnerin in Auftrag gegeben worden war, dass eine Überschreitung der zulässigen Geruchs- und Benzolbelastung durch die McDonald's-Küche für die umliegenden Häuser zu befürchten sei.

Die Hoffnung, am Schluss als Sieger aus dem Kampf Bürger-"David" gegen Großkonzern-"Goliath" hervorzugehen, ist weiter ungebrochen, bestätigt Miller. Der Auszug der vielkritisierten Fast-Food-Kette ist das erklärte Ziel. Für das nun bereits stehende Gebäude hat die Initative auch schon ein Nutzungskonzept: Die Räume sollen der Jugend des Kiezes als Freizeitzentrum zur Verfügung gestellt werden.

Benedikt Schöneck

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