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In Berlin

© promo

Premiere: Neuer Ballhaus-Film ist Liebeserklärung an Berlin

Der Dokumentarfilm "In Berlin" von Michael Ballhaus und Ciro Cappellari ist eine mal leise, mal leidenschaftliche Liebeserklärung an die Metropole.

Eine Alltagsszene vor dem Auswärtigen Amt, aus der Ferne beiläufig eingefangen: Ein Polizist hält eine Fahrradfahrerin an, ermahnt sie offenbar, hier auf dem Fußweg müsse man absteigen. Sie scheint schnippisch zu reagieren, jedenfalls hebt er, sich abwendend, nur resigniert die Arme. Ein paar Schritte, dann steigt sie wieder auf, radelt von dannen. Der Ordnungshüter sieht ihr ohne Protest hinterher, er kennt das wohl.

Det is ooch Berlin. Und es ist zugleich ein winziges Kleinod in dem an ebenso präzisen wie unterhaltsamen Beobachtungen überreichen Dokumentarfilm „In Berlin“ von Michael Ballhaus und Ciro Cappellari. Auf der Berlinale im Februar war er schon zu sehen, am Montagabend dann bei der Premiere im Cubix am Alexanderplatz mit anschließendem Empfang im Roten Rathaus, ab Donnerstag im Kino – und in den nächsten Wochen innerhalb der „Be Berlin“-Kampagne bei Veranstaltungen in fünf deutschen Großstädten.

Dieser Rahmen vermag kaum zu überraschen, denn wenngleich die erste Regiearbeit von Hollywood-Kameramann Ballhaus alles andere ist als ein bestellter Werbefilm, so wurde daraus doch eine mal leise, mal leidenschaftliche Liebeserklärung an diese Stadt, in der er geboren wurde und die er, nach dem Ende seines Pendelns zwischen Los Angeles und Berlin, ohne Weiteres wieder als „mein Lebensmittelpunkt“ bezeichnet. Freilich ist es kein irgendwie autobiografisch gehaltenes Bekenntnis des Regieduos, sondern ein Kaleidoskop aus Orten und vor allem Personen, prominenten wie unbekannten, die von ihrem Leben in der Stadt erzählen, von ihren Wünschen, Träumen, dem Alltag in Berlin, dieser unvergleichlichen Stadt. Fast eine moderne Fortschreibung von Walter Ruttmanns berühmtem Film „Berlin: Die Sinfonie der Großstadt“ von 1927, nun ins Rhapsodische gewandelt, als locker strukturierter Streifzug durch das Leben der Stadt.

Sie ist nicht gerade eine Schönheit, eher von einer wohl „nicht mehr aufhebbaren Hässlichkeit, aber es ist eine Hässlichkeit von großem Charakter“, wie der Schriftsteller Peter Schneider rühmt, der das Filmteam mal zum Weinhaus Huth, dem lange Zeit einzigen Haus am Potsdamer Platz, führt oder auch auf den Teufelsberg zu den Gleitschirmfliegern, wo er allerdings eine Bruchlandung erleidet. Die Moderatorin Maybritt Illner hingegen versucht sich in ihrer alten Wohngegend am Frankfurter Tor als Zeitreisende und erlebt eine Überraschung: Die dortige alte „Jägerklause“, nach der Wende für die neue Zeit aufgerüstet mit indischem Koch und dem neuen Namen „Himalaya-Klause“, heißt jetzt doch wieder Jägerklause. Berlin ist eben niemals fertig, sondern immer im Werden oder, wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier schwärmt: „Berlin hat seine Zukunft noch vor sich“ – was ja auch zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Etwa der von Klaus Wowereit, dass Hertha BSC tatsächlich einmal Deutscher Meister werde und er die Mannschaft oben auf dem Balkon des Roten Rathauses präsentieren könne: Dem Manager habe er den Ort immerhin schon mal gezeigt. Na, warten wir es ab.

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