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© AFP

Saudischer König Abdallah: Mit fünf Jumbos und vier Frauen nach Berlin

Der saudische König Abdallah besucht Berlin und steigt mit großem Gefolge im Hotel Adlon ab. Angela Merkel will ihn persönlich willkommen heißen. Manches wird ihm hier fremd vorkommen, zum Beispiel Frauen hinterm Steuer.

Abdallah Bin Abdulaziz Al Saud, der König von Saudi-Arabien, besucht Berlin. Ab Mittwoch will er drei Tage lang deutsche Spitzenpolitiker treffen, über die Probleme des Nahen Ostens beraten und über Irans Atomprogramm. Und sich ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen. Wohnen wird der 83-Jährige im Hotel Adlon. Wie viele Zimmer er für sich und seine Vertrauten dort mietet, wird nicht verraten – aber es dürften viele sein: Diese Woche beim London-Besuch begleiteten den König 30 Minister, Wirtschaftsexperten und Diplomaten, 23 persönliche Berater sowie 100 Diener. Und seine vier Ehefrauen.

Einige Programmpunkte sind schon bekannt: Nachdem der König am Mittwochmittag auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel gelandet ist, fahren er und Angela Merkel sofort ins Kanzleramt, wo es noch einmal eine feierliche Begrüßung mit militärischen Ehren gibt. Am Abend lädt ihn dann Horst Köhler ins Schloss Bellevue. Ein Treffen mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist ebenfalls geplant.

Da König Abdallah als gefährdet gilt, wird er im Adlon wahrscheinlich Zimmer 480 beziehen, die Präsidentensuite im vierten Stock, die voriges Jahr in Abstimmung mit dem Bundeskriminalamt eingerichtet wurde und als besonders sicher gilt. In der 240-Quadratmeter-Suite befinden sich nicht nur Schlaf-, Arbeits- und Konferenzzimmer, sondern auch ein eigener Fitnessbereich inklusive Sauna. Durch das schusssichere Fensterglas kann der Monarch über das Holocaust- Mahnmal hinüber zum Potsdamer Platz sehen. Und: Es wird in der Suite Markierungen in Richtung Mekka geben. Als tiefgläubiger Moslem betet der König fünfmal am Tag.

Am Donnerstagmittag wird Klaus Wowereit den König im Adlon abholen, um gemeinsam über den Pariser Platz und durchs Brandenburger Tor zu spazieren. Anschließend fahren sie zum Roten Rathaus, dort wird sich der König im Wappensaal ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Was sich der 83-Jährige sonst noch in Berlin anschauen will, ist nicht bekannt. Aber im Gegensatz zu vielen andere prominenten Berlin-Besuchern der vergangenen Monate wird sich König Abdallah wohl nicht bei Eisbär Knut im Zoo blicken lassen. Der Monarch hat kein Faible für Bären, er interessiert sich eher für Falken und Rennpferde. Bei seinem London-Besuch machten ihm die Queen und Prinz Philip eine Riesenfreude: Sie empfingen ihn mit einer Pferdeparade.

Manches wird dem König in Berlin fremd vorkommen. Zum Beispiel: Frauen hinterm Steuer. In Saudi-Arabien dürfen bis heute nur Männer Auto fahren. Möglicherweise wird der König das bald ändern, denn obwohl er als konservativ gilt, hat er in zwei Jahren seit seiner Krönung einige zaghafte Reformen durchgesetzt: Frauen haben jetzt eigene Personalausweise, das Fotografieren in der Öffentlichkeit ist nicht mehr strafbar. Trotzdem wird der König von Menschenrechtlern kritisiert, unter anderem deshalb, weil die saudische Rechtsprechung weiterhin auf der islamischen Scharia basiert und weil es weder politische Parteien noch Gewerkschaften gibt. Amnesty International wirft dem Staat Folter vor. Während seines London-Aufenthalts gab es deshalb mehrere Demonstrationen, in Berlin sind bisher keine angemeldet.

Auch christliche Gottesdienste und der Import von Bibeln sind in Saudi-Arabien verboten. Umso erstaunlicher, dass König Abdallah einen Tag vor seinem Berlin-Besuch noch in Rom bei Benedikt XVI. Halt macht. Dabei unterhalten sein Land und der Vatikan nicht mal diplomatische Beziehungen. Sebastian Leber

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