zum Hauptinhalt
Schuld

© promo

Showgeschäft: Kleider machen Laute

Die junge Band "Schuld & Söhne“ wollen den Optikrock etablieren. Zu ihren Songs präsentiere sie die passenden Accessoires.

Eine junge Band hat einen großen Plan. Der ist ganz einfach: Sie will die Musikszene aufmischen. Und das mit einem selbst erfundenen Stil, der „Optikrock“ heißt, bei dem jeder Song visualisiert wird. So erklären es die Erfinder von der Band „Schuld & Söhne“. Das Ganze sieht in etwa so aus: Eine durchscheinende Frau, die Sängerin, flirtet auf der Bühne mit ihrer Rolle und mit dem Publikum. Für jeden Song zaubert sie ein neues Accessoire hervor: eine Strasskrawatte, einen Mozart-Zopf, einen Fächer. Später steigt sie in ein Kleid aus Lidl-Plastiktüten. Hinter ihr hängen fünf Männer an ihren Instrumenten, in schwarzen Anzügen und weißen Hemden, mit dunklen Sonnenbrillen und Perücken. Auch sie wechseln die Kostümierung nach jedem ihrer Songs, die sich zwischen Pop, Rock, Funk und Heavy Metal bewegen.

Das Berliner Publikum scheint ganz angetan gewesen zu sein, denn es hat die Gruppe beim Musikausscheid „emergenza“, bei dem die Zuschauer durch Applaus die Platzierungen festlegen, auf Platz 3 im deutschen Halbfinale geklatscht. Unter den jungen Berliner Bands sind „Schuld & Söhne“ die Exoten, vor allem auch, weil sie bis vor kurzem mit aufblasbaren Gitarren auf die Bühne gestiegen sind.

Das „Spaß- und Spielmoment“ war es auch, das die Band zusammengeführt hat. Zwei Freunde, die schon alles Mögliche in ihrem Leben gemeinsam gemacht hatten – Schauspielerei, Regie, Bühnenbild, Fotografie, Film –, sagten sich vor drei Jahren: Eigentlich fehlt nur noch die Musik. Der eine, Roman Kowalzek, war klassischer Pianist und Akkordeonspieler, der andere, Robert von Wroblewsky (beide 25), Mitglied verschiedener Rock- und Punkbands und Sohn der Jazz-Sängerin Pascal von Wroblewsky.

Innerhalb weniger Stunden entstand der erste Song: „Gegen alles“. Darin nehmen sie all jene auf die Schippe, die ihre themenübergreifende Anti-Haltung stets und überall zur Schau tragen. Auch die nächsten Titel waren schnell eingesungen und die beiden Männer gaben sich die Fünf: Auf die Bühne damit! Aber wie, ohne eigene Band, aber mit einem musikalischen Anspruch, der Gitarren, Schlagzeug und Bass mit einschließt? Roman Kowalzek hatte die Idee: „Wir spielen die Songs selber ein, lassen auf der Bühne das Band laufen und singen Playback.“

Es dauerte nur wenige Wochen und sie traten in Klubs wie dem SO 36 und auf kleinen Bühnen auf. Playback singend und mit einer modischen Eleganz, wie sie die Stadt das letzte Mal wohl bei Frank Sinatra gesehen hat. Im Herbst 2005 trafen Kowalzek und von Wroblewsky die 24-jährige Hiphoperin Anna Margolina. Nach drei Probesongs stand fest: „Die bleibt bei uns.“ Allerdings wurden den Dreien die Nummer mit dem Playback alsbald zu öde. „Wir wollten live spielen“, sagt von Wroblewsky . So holten sie sich vor einem Jahr noch einen Gitarristen, einen Bassisten und einen Schlagzeuger dazu, vom Jazz, Death Metal und Funk. Seit Kurzem liegt das Debütalbum vor: „Gesetzt den Fall ...“.

Allerdings fremdelten die Neumitglieder anfangs mit dem Optikrock-Prinzip, sich coram publico zu jedem Song umzuziehen. Doch der Wille zur Stilbildung war stärker. Mittlerweile kommen die Neuen selber mit Vorschlägen, welches Kleidungsstück zu welchem Lied am besten passt.

Nächste Auftritte: 30. Juni, 16 Uhr, Oktopus Open Air, Französisch-Buchholz, Parkstraße 12-14, 13. Juli, 23 Uhr, Knaack-Klub, Greifswalder Straße 224. Infos zur Band unter www.optikrock.de

Simone Schmollack

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false