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Vladimir Malakhov

© dpa

Staatsballett: Einen Schritt weiter

Vladimir Malakhov kämpft um ein Zuhause für sein Staatsballett. Eine Gala im September soll helfen.

Schade, dass man seine Augen nicht aus der Nähe sehen kann, wenn er tanzt. Sie sind so groß und so dunkel wie warme, innen flüssige Edelsteine. Vladimir Malakhov, Gründungschef des Staatsballetts, ist dafür berühmt, sich in neue Dimensionen hineinzutanzen.

Aber auch, wenn er abseits der Bühne unterwegs ist, beschreitet er gern neue Wege. Sein jüngstes Projekt: eine festliche Ballettgala zur Saisoneröffnung im September in der Staatsoper. Sie soll einerseits einem guten Zweck gewidmet sein, da zehn Euro pro Karte an die Hannelore-Kohl-Stiftung für Verletzte mit Schäden des Zentralen Nervensystems gehen. Ein Teil des Geldes ist aber auch für das Ballett selbst bestimmt, denn Vladimir Malakhov verfolgt vehementer denn je sein Ziel, ein Zuhause für das Ballett zu finden. Zeit ist knapp bei fünf Premieren im Jahr und 110 Aufführungen. Mit 89 Tänzern ist das Staatsballett das größte in Deutschland. Es wäre aus der Sicht des Chefs gut, einen Ort zu haben, an dem man sich konzentrieren kann, an dem man in kleineren Gruppen Szenen einstudieren, Kostüme aufheben und warten kann, kurz: wo man hingehört. „Wir brauchen eine Basis.“ Dann könnte er endlich auch eine Schule aufbauen, gezielt Nachwuchs fördern. Kinder, die sich wirklich fürs Tanzen interessieren, könnten sich dort erproben und die ersten Schritte in die Gemeinschaft der Tänzer hineinwagen.

Der 1968 in der Ukraine geborene Malakhov war vier Jahre alt, als er zu tanzen anfing, mit zehn kam er zum Bolschoi-Ballett. Er wollte nie etwas anderes als tanzen, und darauf allein kommt es an. Malakhov ist sicher, dass er die Mittel für ein Staatsballett-Haus bei privaten Geldgebern auftreiben kann.

Seinen Optimismus zieht er aus New Yorker Erfahrungen. Die Galas des American Ballet Theatre haben eine lange Tradition. Am Ende einer Gala ist die für das folgende Jahr angesetzte in der Regel schon ausverkauft. Malakhov, der 1995 beim American Ballet Theatre an der Metropolitan Opera in New York debütierte und dort auch als Erster Solotänzer engagiert ist, hat viele Freunde auf der anderen Seite des Atlantiks, die helfen wollen. Der Mangel an reichen Leuten in Berlin stört ihn gar nicht. Er glaubt fest daran, dass sich das ändern wird. „Ich kenne Leute in Amerika, die davon träumen, in Berlin zu leben.“ Er selbst könnte sich nicht vorstellen, anderswo zu leben. Schon wegen der vielen Theater, wegen der unendlich vielen Konzerte, der ganzen kulturellen Vielfalt.

Er sieht, wie hier etwas Neues heranwächst. Daran will er teilhaben. „Man muss immer Risiken eingehen, sonst macht es keinen Spaß“, lacht er. Wolfgang Joop, Sabine Christiansen, Regine Sixt, Ute Ohoven, Maren Otto und Anne Maria Jagdfeld sind im Ehrenkomitee der Gala, die am 25. September stattfinden soll. Geplant ist ein exklusives Dinner nach der Aufführung, aber zunächst kein Tanz wie etwa bei der Aidsgala.

Bis dahin will Malakhov auch im Urlaub mit Lebenspartner Burkhard Niehoff neue Wege gehen. Zwei Wochen Auszeit gönnen sich der Ballettstar und der Flugbegleiter. Eine Woche geht es auf die Malediven, und eine Woche lang gondeln die beiden mit dem Wohnmobil Richtung Holland. Mal was ganz Neues. Nach Holland dürfen die beiden Hunde Bonni und Lucky mitfahren. Während der anderen Reise kommen sie bei Freunden unter.

Malakhov hat sich die Ferien verdient. In Grenada hat er unter freiem Himmel zum Abschluss der Saison den Prinz in Dornröschen getanzt. Aber die Mücken hatten keinerlei Respekt vor dem blauen Tänzerblut des Stars. „Schauen Sie mal“, sagt er und deutet auf die vielen roten Schwellungen an den Armen.

Auch das ständige Leben an der Grenze des eigenen Könnens hat ihn zu der Überzeugung gebracht, dass „wir aufhören müssen, eine Zigeunertruppe zu sein“. Vielleicht findet er ja einen wirklich reichen Sponsor, der das Ballett so unterstützt wie Dussmann die Staatsoper.

Malakhov ist optimistisch. Jeder Tag kann ein Wunder bringen. Und bis es so weit ist, „muss man hart arbeiten“. Natürlich ist er mit seiner Gala weit entfernt von dem New Yorker Vorbild, an dem 3000 finanzkräftige Gäste teilnehmen. Mehr als 1280 dürften es nicht werden, noch sind auch Karten für 650 Euro auf dem Markt. „Wir sammeln ja erst noch Erfahrungen.“ Vielleicht, glaubt er, könne man so auch neue Ballettfans finden. Er hält alles für möglich. Er will auch weiterhin die Freiheit haben zu experimentieren, unbekanntes Tanzterrain zu erschließen. „Schwanensee bringt immer 100 Prozent Auslastung“, weiß er. Aber er will eben nicht immer nur Schwanensee tanzen.

Malakhovs Leben besteht daraus, neue Dinge auszuprobieren. Und er hat auch ein ganz einfaches Rezept, wie man das durchhält: „Man muss stark sein“, sagt er und lächelt. Seine Augen blicken ernst und unergründlich.

Karten für die Gala inklusive Dinner gibt es für 650 Euro an der Kasse der Staatoper Unter den Linden.

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