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Stadtmenschen: Buletten am Boxi

Am Mittwoch feiert Matti Geschonnecks Film "Boxhagener Platz" im Kino International.

Das Amor in der Wühlischstraße wäre ideal als Premierenkino für Matti Geschonnecks Heimatfilm „Boxhagener Platz“. Da hat der Regisseur, der Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger im Friedrichshainer Kiez aufgewachsen ist, mit sechs seinen ersten Film gesehen. Gibt’s nur leider nicht mehr. Da ist das International in der Karl-Marx-Allee zum Glück eine prachtvolle Alternative. Mittwochabend wird hier einen Tag vor dem Kinostart bei der Premiere nach der Berlinale-Präsentation der rote Teppich für allerlei illustre Gäste und vor allem für das Filmteam ausgerollt. Dazu gehören Gudrun Ritter, die die massenweise Männer überlebende Oma Otti mit spröder Herzlichkeit spielt, ihre Filmverehrer Horst Krause und Michael Gwisdek, und natürlich Filmenkel Samuel Schneider, der ebenso wie die Verehrer magisch von Omis Fleischtöpfen angezogen wird. Meret Becker und Jürgen Vogel gehören ebenfalls zu Matti Geschonnecks großartigem All-Star-Ensemble. Sie spielt – in ungewohntem Blond – eine Friseurin, die angeweht vom aus dem Westen rübergeschwappten Revoluzzergeist des Jahres 1968 mit der Republikflucht liebäugelt. Vogel ist ihr stiller, verunsicherter Ehemann und ausgerechnet Volkspolizist. Selbst die Nebenrollen sind mit Milan Peschel, Hermann Beyer oder Winnie Böwe blendend besetzt. Und weil der Film ein Berlinfilm ist, spielt die Stadt natürlich die Hauptrolle. Nicht so sehr als bespielter Ort – der Boxhagener Platz selbst ist im Film überhaupt nicht zu sehen –, sondern in Figurenzeichnung, Sprache, Mutterwitz, Buletten und Rouladen. Die mag auch Torsten Schulz, der als Autor der Romanvorlage am Mittwoch ebenfalls dabei ist. gba

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