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Für keine Handvoll Euros. In seinem Schlossparktheater tritt Dieter Hallervorden stets ohne Honorar auf. Der Start vor einem Jahr war gut, durch die Fußball-WM und das schöne Wetter gab es aber Einbrüche in den Besucherzahlen.

© ddp

Steglitz: Dieter Hallervordens Schlossparktheater: Warten auf Gewinn

Seit einem Jahr betreibt Dieter Hallervorden das Steglitzer Schlossparktheater. Die Bilanz ist sehr durchwachsen, seine Begeisterung für die Bühne aber ungebrochen.

Wer mit Bart aus dem Urlaub ins Büro zurückkommt, gerät schnell in den Verdacht, sich von der Freiheit und Ungezwungenheit der vergangenen Wochen nicht lösen und den beruflichen Herausforderungen nicht ins Auge sehen zu wollen. Bei Dieter Hallervorden ist das anders. Zwar trägt er einen stattlichen weißen Bart, als er das erste Jahr des wiedereröffneten Schlossparktheaters bilanziert und das Programm für die kommende Spielzeit vorstellt. Aber dass er Weltflucht betreiben und mental noch ein Weilchen im Urlaub in Frankreich weilen wolle, kann man beim besten Willen nicht behaupten.

Ein Jahr ist es jetzt her, dass der 75-Jährige das Steglitzer Schlossparktheater, das mehrere Jahre geschlossen und von Verfall bedroht war, mit seinem eigenen Geld zurück ins Leben geholt hat und dafür viel verbale Anerkennung bekommen hat. Mit gehobenem Unterhaltungstheater und bekannten Schauspielernamen ist es ihm im ersten Jahr auch gelungen, künstlerisch zu überzeugen. Trotzdem: „Die Bilanz des ersten Jahres ist durchwachsen“, sagt er auf der Pressekonferenz. Einem starken Winter seien schwere Einbrüche in den Besucherzahlen von Mai bis August gefolgt, verursacht durch schönes Wetter und die Fußball-WM. Teilweise wurde nur Donnerstag bis Sonntag gespielt. „Das kann noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein“, kommentiert er. Da blitzt sie wieder auf, die Mischung aus Distanz und Selbstironie, die so typisch für ihn ist.

Bis auf Weiteres ist das Schlossparktheater also ein Zuschussgeschäft. Die Annahme, in rund zehn Jahren in den Bilanzen bei einer Null rauszukommen, hat sich vorerst als Trugbild erwiesen. „Das ist nicht zu machen.“ Zwar darf Hallervorden das Haus vier Jahre lang mietfrei nutzen, aber er hat über eine Million Euro an eigenem Kapital ins Schlossparktheater investiert – und kann nicht wirklich hoffen, etwas von dem Geld wiederzusehen. „Ich mache das aus Liebe zum Theater, nicht aus Gewinnsucht.“ Er selbst trete ausschließlich honorarfrei auf: „Ich habe noch nicht einen Cent aus dem Theater für mich persönlich entnommen.“ Nein, es läge ihm fern zu klagen. Jeden Tag des vergangenen Jahres sei er mit Spaß und bester Laune zur Arbeit gekommen – und glaubt man den auf der Pressekonferenz zahlreich anwesenden Regisseuren und Schauspielkollegen, ist er nicht der Einzige. Aber eine Unterstützung, die über ein billiges Schulterklopfen hinausgeht, würde ihn schon freuen. Die Hoffnung, dass die „Spione des Senats“ irgendwann sehen, dass hier jemand gute Arbeit macht, Risiken eingeht, Opfer bringt und dann doch Subventionen möglich sind – diese Hoffnung hat Hallervorden noch nicht verlassen. Aber allein schon das Theater über Steglitz-Zehlendorf hinaus für einen Tag zu bewerben, kostet 10 000 Euro. Ein Brief Hallervordens an den Plakatwandvermieter Hans Wall, der als Mäzen bekannt ist, wurde nie beantwortet.

Es herrscht also eine leichte Ernüchterung. Trotzdem gibt es in der nächsten Spielzeit mindestens sechs Eigenproduktionen, darunter „Arsen und Spitzenhäubchen“, ein Stück, das die Kapazität der Bühne mit zwölf Darstellern, darunter Brigitte Grothum, bis an die Grenzen ausreizen wird. „Wir werden das Stück so spielen, wie es von Kesselring gemeint war“, sagt Regisseur Ottokar Runze. Offenbar hat sich an der Ablehnung jeglichen Regietheaters in Steglitz nichts geändert. „Bei uns wird Hamlet seine Ophelia nicht in der Sauna treffen“ – was Hallervorden vor einem Jahr sagte, gilt noch immer.

Neben den Eigenproduktionen besteht der Spielplan aus Gastspielen. Besonders erfreulich: Becketts „Warten auf Godot“, dessen deutschsprachige Erstaufführung 1953 den Mythos des Schlossparktheaters begründete, soll wieder gezeigt werden, in Kooperation mit dem Ernst Deutsch Theater Hamburg. Uwe Ochsenknecht, Hannelore Hoger, Hardy Krüger, Dieter Hildebrandt und Max Goldt kommen für Soloabende vorbei, und „Monsieur Ibrahim“, mit dem Ilja Richter vor wenigen Monaten einen großen Auftritt hatte, wird wieder aufgenommen. Echte, ungeheuchelte Vorfreude glimmt in Hallervordens Augen, während er die Pläne vorstellt. Und der Bart, der kommt bestimmt auch noch ab.

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