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Szene: Berlin ist angesagt

Die Stadt der Gegenwart heißt Berlin. Der „Hollywood Reporter“ hat die Metropole kürzlich zur coolsten Stadt des Planeten gekürt: Clubs, Mode und Gettoschick bestimmen das Bild

New York war Achtziger, London während der Hochzeit des Britpops und Paris’ Sternstunden liegen schon ganz lange zurück. Die Stadt der Gegenwart ist Berlin. Und nicht nur das, wenn es nach dem „Hollywood Reporter“ geht. In seiner Online-Ausgabe geht das Magazin der Frage nach, wie Berlin die coolste Stadt des Planeten wurde. Der Zeitpunkt der Geschichte ist natürlich nicht zufällig. Denn das Magazin ist eine wöchentliche Fachzeitschrift für die Filmindustrie. Und wo auf diesem Planeten dreht sich zurzeit fast alles um den Film? Richtig, es ist Berlinale – und da sollen auch die amerikanischen Filmschaffenden wissen, wie grandios jene Stadt ist, die sich traut, bei meist schäbigem Winterwetter ein großes Filmfestival zu veranstalten.

Indikatoren für das coole Berlin sind laut Autor Scott Roxborough die Clubs Berghain, Watergate, Cookies oder Tresor, die Modelabels Lala oder Kaviar Gauche, die sich in Mitte etabliert haben. Oder der Gettoschick von Kreuzkölln, wo sich die von Migranten geprägte Bevölkerung gegen Gentrifizierungstendenzen wehrt und wo die wahren Berliner Party machen. Das Besondere an der Stadt sei die Untergrundszene, sagt Roxorough. Außerdem sei Berlin nach wie vor billig. Während andere Städte wie London, New York oder Paris aufgrund horrender Immobilienpreise die Künstler aus ihren Innenstädten vertrieben hätten, habe Berlin eigentlich nur die Künstler, auf die es bauen könne, da es hier praktisch keine Industrie mehr gebe. Junge Kreative aus Europa und der ganzen Welt seien in die Stadt gekommen.

Als Kronzeugen für die Berliner Entwicklung nennt der Hollywood-Reporter den Designer Michael Michalsky oder den Gastronomen Klaus Peter Kofler mit seinem Pop-up-Restaurant „Pret a diner“: „Berlin ist alles, was Deutschland nicht ist: spontan, aufregend, offen und kosmopolitisch.“ Der Artikel verweist zudem auf sieben Leute, die man während der Berlinale kennen sollte. Unter anderem – na klar, wie kann’s derzeit auch anders sein – Dieter Kosslick, den Filmfestchef, Roland Mary, den Besitzer vom Borchardt’s, und Till Harter von der Bar Tausend. Dieser lässt zumindest ein paar warnende Zwischentöne hören: Der Hype um Berlin könnte auch das Besondere der Stadt ruinieren.

Das Interesse der Leser ist groß: Der Artikel gehört zu den meistaufgerufenen Beiträgen auf der Hollywood-Reporter-Homepage.

Ein wenig irritierend ist, dass der Beitrag mit einem Bild des beleuchteten Reichstags illustriert wird. Den würde man jetzt nicht gerade zwangsläufig als coole Location verorten. Zumindest der Wiedererkennungsfaktor ist groß.

Aber die Berlin Tourismus-Werber werden den Bericht auch so begeistert zur Kenntnis nehmen. Mit dem Label „Coolste Stadt des Planeten“ können sie schon etwas anfangen. Diese Ehrung geht ja auch weit über die hinaus, die das renommierte britische Magazin „DJ Mag“ vor einiger Zeit vergab. Das hatte nämlich das Berghain zum „coolsten Club“ der Welt gekürt. Internationale Lobeshymnen auf die Stadt freuen Berlins Marketing-Experten besonders. Schon vor einigen Jahren schrieb die Los Angeles Times vom „Buzz“ Berlins, also von der Energie der Stadt, die so viele Kreative anziehe. Und als vor vier Jahren unser aller Lieblings-Eisbär Knut gemeinsam mit Leonardo di Caprio – in Szene gesetzt von Starfotografin Annie Leibovitz – das Titelbild der „Vanity fair“ zierte, war der Jubel hier groß.

Der Beitrag im Internet: www.hollywoodreporter.com

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