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© Spiekermann-Klaas

Szene: Feiern wie in Tel Aviv

Die Metropole ist berühmt für ihre Clubszene und ihre exzessiven Partys. Am Sonnabend steigt die erste jüdisch-isrealische Fete in Berlin.

Große Sprünge sind im Moment nicht drin. Vernen Liebermann hat den rechten Fuß eingegipst. „Kein Problem“, sagt der 25-Jährige und setzt die Sonnenbrille ab. Im Takt wippen, das geht allemal. Dazu wird er am Sonnabend viel Anlass haben. Denn dann steigt im Ultra Lounge Club im Stilwerk die erste jüdisch-israelische Party der Stadt. Vernen Liebermann und sein Freund Daniel Stern, 22 Jahre alt, organisieren sie. Ein großer Sprung, im übertragenen Sinne, ist das durchaus.

„In Deutschland treffen sich Juden und Nichtjuden immer nur bei Gedenktagen und Podiumsdiskussionen“, sagt Liebermann. „Das ist alles wichtig und richtig. Aber es ist Zeit, dass wir auch mal zusammen feiern.“ Außerdem, sagt Liebermann und humpelt an diesem Nachmittag durch die Ultra Lounge, kommen immer mehr Israelis nach Berlin. Er schätzt, dass mittlerweile über 4000 hier leben. Sie studieren, arbeiten bei der Botschaft oder bei der israelischen Fluggesellschaft El Al, sie investieren Geld in Immobilien und andere Projekte oder suchen ihre Wurzeln.

Vernen Liebermann ist Ur-Berliner, wie er sagt. Seine Eltern sind in den 70er Jahren aus der Sowjetunion nach Berlin eingewandert, seine Mutter wurde im November ins neue Parlament der jüdischen Gemeinde gewählt. Er selbst hat die Jugendgruppen der Gemeinde durchlaufen und war mehrmals mit der Zionistischen Jugend in Israel. „Ich bin jeden Sommer in Tel Aviv, das ist mein zweites Zuhause.“ Ihm gefällt besonders, dass die Leute dort so exzessiv feiern und „ ganz im Hier und Jetzt“ leben. Die Clubszene in Tel Aviv sei in Bewegung, es gebe eine große House- und Techno- Szene.

Diese Lust am Feiern will Liebermann nun nach Berlin bringen. Der DJ soll am Sonnabend vor allem israelische Hits auflegen, Evergreens genauso wie das Neueste aus den Charts. Wo jetzt weiße Schalensitze stehen, sollen sich dann 500 Menschen zu orientalischem Pop und House-Musik drehen. Dazu wird es „Funky Falafel“ Fingerfood von einem arabischen Caterer geben und Cocktails, wie sie auch in Tel Aviv getrunken werden, zum Beispiel mit Melonenextrakt und Rum. „Sababba – Party the Jewish Way“ steht auf den 5000 Flyern, die Liebermann und Stern haben drucken lassen. Das Jüdische soll bewusst nach außen vertreten werden. „Ich will mich nicht mehr verstecken“, sagt Liebermann. Läuft die Party am Sonnabend gut, soll es künftig alle zwei bis drei Monate „Sababba-Partys“ in Berlin geben. „Sababba“ heißt auf hebräisch „cool, perfekt“. Für den Anfang haben die beiden Partymacher die Lounge im Stilwerk gemietet, weil dieser Ort nicht für eine bestimmte Gruppe oder Musik stehe.

2500 Euro habe er vorgestreckt, sagt der 25-Jährige, der an der Hochschule für Film- und Fernsehen studiert und gerade an seiner Diplomarbeit sitzt. Unternehmerisches Risiko einzugehen, daran ist er aber seit drei Jahren gewöhnt. Denn seitdem organisiert er mit seiner Event-Agentur „Vitamin D“ Partys in Berliner Clubs, etwa im Felix oder im 40 seconds. Auch zwei „Weihnukka“-Bälle gehörten zu Liebermanns Aufträgen, eine Mischung aus christlichem Weihnachts- und jüdischem Chanukka-Ball. 7500 Menschen umfasst sein sms-Verteiler, 8000 Leute bekommen den elektronischen Vitamin-D-Newsletter. An Kontakten mangelt es Liebermann also nicht. Nervös sei er trotzdem, sagt er. „Man weiß ja nie, ob tatsächlich alle kommen, die zugesagt haben.“

Sorgen wegen der Sicherheit macht er sich keine. Metalldetektoren oder Sicherheitsschleusen soll es nicht geben. „Klar, die Polizei weiß Bescheid, und wir haben einen Sicherheitsdienst engagiert“, sagt Liebermann. „Aber man darf als Jude in Deutschland schon ein bisschen offensiver mit seiner Religion umgehen – ausgelassener und mit schnellen Beats.“

5. April, ab 22 Uhr, Ultra Lounge, Kantstraße 17, Eintritt 10 Euro oder 60 Schekel

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