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Born in the GDR. Aus der ganzen DDR reisten 1988 die Fans an, um Bruce Springsteen live auf der Radrennbahn Weißensee zu sehen. Das Areal war überfüllt.

© picture-alliance / dpa

"The Boss" in Berlin: Bruce Springsteen spielt 2012 im Olympiastadion

Im kommenden Jahr spielt "The Boss" Bruce Springsteen nach langer Zeit wieder in Berlin. Das weckt Erinnerungen an legendäre Auftritte – wie an das Konzert 1988 in Weißensee.

Der Druck der Menschenmenge muss gewaltig gewesen sein, damals, im Sommer 1988 auf der Radrennbahn Weißensee. Die Zuschauer kletterten auf Müllcontainer, Autos, trampelten die Zäune nieder, sie schwenkten selbstgebastelte Sternenbanner und sangen „Born in the USA!“ – den Hit von Bruce Springsteen, der an jenem Sommerabend Ost-Berlin rockte.

Mittendrin schwitzten die Helfer des Roten Kreuzes, weil die „jungen, dünnen Dinger“ reihenweise vor Erschöpfung umkippten, erzählte eine Helferin dem Tagesspiegel-Reporter, der damals vom Springsteen-Konzert aus dem anderen Teil Berlins berichtete. „So viele Leute habe ich nicht mehr auf Liegen gesehen, seitdem ich 1945 ausgebombt wurde.“

Tagesspiegel-Autor war Cherno Jobatey

Springsteen kommt wieder in die Stadt, am 30. Mai 2012 ist das Olympiastadion für ihn gebucht, am Montag beginnt der Vorverkauf. 70 000 Fans werden dabei sein, doch so politisch, so bedeutend, so fulminant wie damals kann der Abend kaum werden.

160 000 Eintrittskarten hatte der Kultursekretär der Freien Deutschen Jugend (FDJ) drucken lassen für diesen 19. Juli 1988, Stückpreis: 19,90 Ost-Mark. Doch die Tickets reichten bei weitem nicht aus, das ahnten die Verkehrspolizisten, als die Autokarawane aus allen Bezirken der DDR in der Stadt eintraf – aus Erfurt, Schwerin, Suhl. „Vom größten Verkehrsstau, den der SED-Staat vor der Maueröffnung je gesehen hatte“ war später in West-Zeitungen die Rede. Veranstalter war damals Gerald Ponesky, der auch heute noch mit seiner Agentur „Compact Team“ aus Prenzlauer Berg Großveranstaltungen in Berlin durchführt. Die Fanmeilen etwa, oder die Eröffnung des neuen Flughafens 2012.

Den Wunsch, einmal auf der anderen Seite der Berliner Mauer aufzutreten,hatte Springsteen schon 1981 geäußert, nicht erst in den letzten Jahren der sich wandelnden, aber niedergehenden DDR. „Wenn wir das nächste Mal in Berlin sind“, soll er 1981 seinem Manager gesagt haben, „ dann will ich bei denen spielen, die nicht zur Party geladen sind“.

Springsteen heute.
Springsteen heute.

© reuters

Sieben Jahre später war’s dann so weit, die Uhr zeigte 19.07 Uhr, als Springsteen ans Mikro trat: „Es ist schön, in Ost-Berlin zu sein“, rief Springsteen ins Publikum, notierte Tagesspiegel-Reporter Jobatey. „Ich kam, um Rock’n’Roll zu spielen, in der Hoffnung, dass eines Tages alle Barrieren abgerissen werden“. Zum Auftakt spielte Springsteen leise Bob Dylans „Chimes of Freedom“. Am Ende sollten es 36 Songs werden, dreieinhalb Stunden stand Springsteen auf der Bühne. Wie die anwesenden FDJler auf die jubelnde Menschenmenge reagierten? Einer ließ sich hinterher zerknirscht, aber doch diplomatisch so zitieren: „Es ist hier halt üblich, ausländische Gäste zu begrüßen“ – vor allem in Weißensee.

Dort lag in jenen Monaten die vielleicht wichtigste Rockbühne der DDR, denn auch Bryan Adams und Joe Cocker spielten damals auf dem Gelände der einstigen Trabrennbahn. 1878 erbaut, wurde daraus in den 50ern eine Radrennbahn, Ende der 90er Jahre war deren Aus besiegelt. Heute erinnern nur noch Namen wie „Rennbahn-Apotheke“ an die Vergangenheit, und natürlich das Straßenschild: Rennbahnstraße.

Drei Tage später in jenem Sommer 1988 trat Springsteen in West-Berlin auf, kurz nach der Wende kam „The Boss“ wieder, 1993 in die Waldbühne. Das Foto von jenem Abend war das erste Konzertbild, das auf der Titelseite des Tagesspiegels landete. Kai-Uwe Heinrich, heute Tagesspiegel-Fotochef, stand damals am Gitter. Die Tickets waren auch für jenes Konzert in Windeseile weg, wie auch für die Show 2002 im Velodrom in Prenzlauer Berg. Eine politische Botschaft hatte er auch damals geäußert in Berlin: Sie richtete sich an Präsident Bush. Springsteen spielte sein USA-Lied und schloss mit dem Ausruf „Peace!“ Ein Jahr später begann der Irakkrieg.

Der Vorverkauf für das Berlin-Konzert von Bruce Springsteen am 30. Mai 2012 beginnt am Montag, 29. November, um 9 Uhr. Die Sitzplatzkarten kosten zwischen 61,50 Euro und 175 Euro, eine Karte für einen Stehplatz kostet 73 Euro. Tickets sind auch erhältlich bei der Tagesspiegel-Theaterkasse telefonisch unter 29021-521 oder im Tagesspiegel-Shop, Askanischer Platz, Kreuzberg, direkt am Anhalter Bahnhof (9 bis 18 Uhr).

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