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THEKEN Tanz: Marweld’s

Manchmal gerät der drinking man auf Abwege. Und landet in einer Gegend, die nicht gerade als barträchtig gilt – doch dann steht da ein Lokal, das mehr sein will als Kneipe.

Von Frank Jansen

Manchmal gerät der drinking man auf Abwege. Und landet in einer Gegend, die nicht gerade als barträchtig gilt – doch dann steht da ein Lokal, das mehr sein will als Kneipe. So geschah es kürzlich am Forum Steglitz, einer betont preisgünstigen Shoppingmall. Hier eine anspruchsvolle Cocktailbar zu erwarten, erscheint ziemlich kühn. Doch an der Seite blinkt das Marweld’s und sieht auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht aus. Warum sollte es unmöglich sein, hier einen guten Cocktail zu trinken?

Ein langer, dunkelholziger Tresen mit footrail schwingt sich durch den eher kleinen Raum. Vor schwarzen Lederpolsterbänken mit hohem Rücken stehen quadratische Holztische, ebenfalls dunkel, und gleichfarbene Stühle. Von der Decke hängen rötliche Tütenlampen herab – und superkitschige Minikronleuchter aus Plastik. Man traut sich was in Steglitz. Wer will da noch behaupten, Trash fange erst nördlich in Kreuzberg an?

Die Erscheinung des Keepers erstaunt auch. Der offensive Latino-Typ könnte einem alten Foto mit Ché Guevara in den bolivianischen Bergen entsprungen sein. Doch gänzlich unmartialisch und unentwegt freundlich servierte er Snacks und Drinks. Das Publikum, Paare und Grüppchen wohl aus der Umgebung, schien sich wohlzufühlen. Trotz der manchmal etwas zu lauten Beschallung mit den Hits der 80er, 90er und so weiter.

Der drinking man und eine aficionada bestellten einen Gimlet, der leider im Whisky-Glas erschien, aber geschmacklich genauso wenig zu beanstanden war wie der Caipirinha. Es folgten ein Gin Fizz (Bewertung siehe Gimlet und Caipirinha), ein Singapore Sling und zwei Drinks, die am besten schmeckten – obwohl ihnen der Alkohol fehlte. Den wuchtigen Mosquito und den süffigen Ipanema (Orangensaft, Limette, Rohrzucker, ein Extrafläschchen Ginger Ale) hatte der Guerillero-Keeper offenbar mit besonderem Ehrgeiz gemixt. Und dann brachte er noch, stolz und gratis, zwei rötliche Miniaturcocktails. Halblaut vermutete die aficionada pürierte Goldfische, aber nein: Diesen Drink mit viel Bacardi und Erdbeersirup frozen habe, betonte der Keeper, „meine Oma“ erfunden. Muss eine robuste Frau gewesen sein.

So kann man nett und bar größerer Sensationen im Marweld’s trinken und plaudern. Schon ab 10 Uhr, eben shoppinggemäß. Das Lokal könnte sich auch in New York oder einer anderen Metropole befinden, am Rande der großen Einkaufsstraßen. Vielleicht sogar mit rausreißwürdigen Kronleuchtern. Frank Jansen

Marweld’s, Steglitz, Schloßstraße 1, Tel.: 792 20 99, montags bis samstags ab 10 Uhr, sonntags geschlossen

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