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THEKEN Tanz: Riva

Manche Cocktailbars müssen den Sommer fürchten. Die Räume sind schon bei mäßigem Andrang stickig, das gedämpfte Licht deprimiert, wenn draußen der Himmel noch lange hell bleibt.

Von Frank Jansen

Manche Cocktailbars müssen den Sommer fürchten. Die Räume sind schon bei mäßigem Andrang stickig, das gedämpfte Licht deprimiert, wenn draußen der Himmel noch lange hell bleibt. Und die paar Stühle auf dem Trottoir sind meist nur ein fauler Kompromiss. Eine Bar, die auch an heißen Tagen ein Hit sein will, braucht vor allem – eine Terrasse. Und sie sollte, um das gleich vorwegzunehmen, so sein wie die des Riva. Große Schirme, genügend Abstand zwischen den Tischen und ein nicht gerade alltägliches Ambiente.

Der Gast schaut von unten auf den sich wölbenden Backsteinbogen, der die Berliner S-Bahn trägt. Ab und zu rattert sie über die Drinks hinweg, die Erschütterungen sind indes im Lokal selbst doch stärker. Der Terrasse fehlt vielleicht, aber das kann man dem Riva nicht vorwerfen, der Blick auf menschliches Getümmel draußen, wie es einst der famose Großbalkon des Hecht-Clubs im Prater Biergarten bot (alles vorbei, kommt nicht wieder, der drinking man hat letztens nochmal nachgefragt und bekam zu hören, „das ist jetzt eine Privatwohnung, wohnt ein kanadisches Pärchen drin“). Aber man sitzt auf der Riva-Terrasse sehr angenehm, blickt sich halt gegenseitig in die Augen oder in den ein, zwei Stufen niedriger gelegenen Innenbogen mit dem eleganten, yachtkörperschlanken Tresen.

Der drinking man hat über die Riva-Cocktails schon mehrmals geschrieben, meist euphorisch, selten enttäuscht. An dieser Stelle sei allerdings zu gestehen, dass der Grund des Besuchs nicht nur die Sehnsucht nach der lauschigen Terrasse war, sondern auch kritische Bemerkungen einer eifrigen Leserin überprüft werden mussten. Sie hatte ein paar Riva-Drinks bemäkelt und wirkte unglücklich. Vielleicht, sinnierte die Dame, „hatte der Keeper einen schlechten Tag“. Das kann natürlich passieren, aber der drinking man wollte sich vergewissern, ob dem Riva weiter der traditionelle Standard zu attestieren wäre. Also kam nicht nur die compañera mit, das Testteam wurde um eine aficionada und einen aficionado erweitert. Es hat sich gelohnt.

Getrunken wurden ein Caipiroska (perfekt), ein Daiquiri Papa Hemingway (sehr gut), ein Gimlet (ebenfalls nicht zu beanstanden), ein Gin Tai (fantastisch! So gibt es ihn sonst nur in der Victoria Bar, mit frischem, gestoßenen Eis und exakter Süße), ein Wodka Tai (dito), ein Old Fashioned (ungemein stark, zarten Personen eher nicht zu empfehlen) und ein Tubby King (auf Cachaça-Basis, schmeckte ähnlich gut wie in der Victoria Bar). Der Gesamteindruck, leicht zu ermitteln: Die Riva-Bar bleibt Spitze. Aber ein prüfender Blick darf doch mal sein. Auch wenn das nur der Vorwand für delicious drinking auf der Terrasse gewesen sein sollte. Frank Jansen

Riva, Dircksenstraße 142 (S-Bahn-Bogen), Mitte, Telefon 24 72 26 88, geöffnet täglich ab 18 Uhr

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