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© privat

Tiergarten: Stein auf Reisen

Ein Künstler vollendet nach zwölf Jahren sein Friedensprojekt „Global Stone“ im Tiergarten. Das letzte Stück kommt aus Bhutan.

Etwas verloren wirken sie, die vier großen Steine des Friedens – umringt von Bauzäunen und tiefen Traktorspuren im Sand des Tiergartens, wo derzeit Rohre verlegt werden. Doch bald schließt sich ihr Kreis: Der Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld, 76, hat das letzte Puzzlestück für sein Friedensprojekt „Global Stone“ gefunden: Vier Steinkolosse aus vier Kontinenten sind im Tiergarten nahe dem Potsdamer Platz zu sehen, nun ist der fünfte steinerne Friedensbotschafter unterwegs. Seine Bestandteile kommen am Mittwoch aus dem asiatischen Land Bhutan nach Berlin.

Vor rund 52 Jahren kam Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld die Idee zu seinem Kunst-Projekt: Bei einer Weltumsegelung brachte eine Welle sein Boot zum Kentern, 16 Tage überlebte er im Nordatlantik. Beim Blick in den Himmel hatte er ein Nahtod-Erlebnis: „Mir wurde in diesem Moment bewusst, dass das Leben nie aufhört“, sagt der Bildhauer. Alle Menschen seien eine Einheit, wie die Millionen Zellen im menschlichen Körper. Gleichzeitig gestalteten sich Konflikte immer schwieriger: „Auseinandersetzungen werden nicht mehr mit dem Knüppel ausgetragen. Jemand drückt einen Knopf, und Millionen Menschen sterben.“

Für den Künstler ein Grund mehr, an einer materiellen Darstellung vom friedlichen Miteinander der Kontinente festzuhalten: Jeder Stein des „Global Stone“ hat einen Gegenpart in seinem Ursprungsland. Diese Kolosse hat der Bildhauer künstlerisch bearbeitet und in einem Winkel ausgerichtet, dass sie am 21. Juni das Licht zurück zur Sonne reflektieren. Die Berliner Steine sind mit ihren Spiegelflächen so im Kreis angeordnet, dass zwischen ihnen unsichtbare Linien aus Licht entstehen.

Der asiatische Koloss wird aus mehreren Einzelteilen bestehen. Für den Transport eines einzelnen Steins vom Gewicht der rund 30 Tonnen, auf die es die Brocken des Projekts bringen, fehlten in Bhutan die Transportmöglichkeiten. „Meine Betreuer dort und der Premierminister waren hochengagiert“, sagt Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld, der jahrelang versucht hatte, die chinesische Botschaft zur Zusammenarbeit zu bewegen. Dort aber hätte man wohl beim Begriff „Friedensprojekt“Angst bekommen, dass er mit „Free Tibet“-Plakaten hantiere. „Dabei ist das nicht meine Art. Konflikte müssen immer von den Konfliktparteien selbst gelöst werden.“ In einem Jahr soll es eine Eröffnungszeremonie geben. Der Premierminister von Bhutan hat schon zugesagt und versichert: „Den König bring ich mit.“ Lydia Brakebusch

Mehr Informationen über das Projekt gibt es unter www.globalstone.de.

Lydia Brakebusch

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