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Umpokert. Die Arena an der Eichenstraße in Treptow zählt zu den bekanntesten Kultur- und Veranstaltungsstätten Berlins. Nach dem Scheitern der Übernahme sind die Stellen von rund 30 festen und 60 freien Mitarbeitern gefährdet.

© promo

Treptower Veranstaltungsort: Übernahme der Arena ist geplatzt

Ärzte-Manager Axel Schulz zieht sich überraschend aus den Verhandlungen zurück. Eine Abwicklung des Veranstaltungsorts in Treptow ist nun nicht mehr ausgeschlossen.

Die Zukunft der insolventen Arena ist wieder offen. Überraschend ist das favorisierte Bieter-Konsortium um Axel Schulz, den Manager der Band Die Ärzte, von den Verhandlungen zur Übernahme des bekannten Kulturareals in der Eichenstraße in Treptow abgesprungen. Dies sei „nach eingehender Betrachtung und Bewertung der einzelnen Bestandteile und ausführlichen Gesprächen und Verhandlungen mit den beteiligten Personen und Institutionen“ erfolgt, sagte Schulz dem Tagesspiegel.

Schulz konnte mit seinem Konzept den einflussreichen Gläubigerrat überzeugen und hatte mit dem Insolvenzverwalter über eine Zahlung für die An- und Einbauten auf dem Areal verhandelt, um die Altschulden abzubauen. Der Betreiber der C-Halle (ehemals Columbiahalle) wollte das Areal modernisieren und weiterentwickeln, so wie schon den von ihm betriebenen Postbahnhof am Ostbahnhof. Schulz’ Ausstieg ist ein herber Rückschlag für die Kunst- und Kulturstätte, denn nun ist nicht ausgeschlossen, dass der Insolvenzverwalter die Betreibergesellschaft liquidiert – so schreibt es das Gesetz vor. Der Insolvenzverwalter wollte sich nicht äußern.

Im Poker um die Arena spielt das „Art-Kombinat“ eine Schlüsselrolle: Der gemeinnützige Verein hat das Areal seit Mitte der Neunziger vom landeseigenen Liegenschaftsfonds Berlin für mehrere Jahrzehnte gepachtet und vermietet es. Die Pachteinnahmen bekam er bisher aus der Vermietung an die Betreiber der Arena. Seit deren Pleite bezahlt der Insolvenzverwalter. Sollte der nun die Spielstätte liquidieren, stünde auch der Verein vor dem Aus, weil er seine Pacht nicht mehr zahlen könnte. Schlimmstenfalls könnte der Liegenschaftsfonds dann den Pachtvertrag kündigen.

„Man muss mit dem Verein können, sonst hat man keine Chance“, sagt ein Insider. Dem Vernehmen nach soll dies auch einer der Gründe gewesen, warum das Betreiber-Trio um Axel Schulz und der Verein nicht auf einen Nenner gekommen sind, obwohl die Gespräche anfangs sehr vielversprechend verlaufen sein sollen. Schulz selbst wollte dies auf Nachfrage nicht bestätigen und auch sonst keine Details für das überraschende Scheitern der bereits weit gediehenen Verhandlungen nennen.

Offenbar Zerwürfnis zwischen den Beteiligten

Die Annäherung soll auch deshalb so schwierig gewesen sein, weil der einflussreiche Gründer und Entwickler der Arena, Falk Walter, immer noch im Verein sitzt. Obwohl er selbst mit seiner Kultur-Arena-Veranstaltungs-GmbH pleite ging und auch mit dem Admiralspalast wirtschaftlich scheiterte, bleibt er weiterhin eine zentrale Figur im Ringen um eine Zukunft von Badeschiff, Schiffsrestaurant und Konzerthallen auf dem Wassergrundstück. Der 44-Jährige ist nicht nur Mitglied im Verein sondern saß bis vor Kurzem sogar noch in dessen Vorstand.

Und auch künftig sollte Walter dem Vernehmen nach weiterhin als „künstlerischer Direktor“ der Arena tätig sein. Insidern zufolge soll es allerdings zu einem Zerwürfnis zwischen den Beteiligten gekommen sein. Dabei soll Walter auch eine Rolle gespielt haben. Der frühere Arena-Chef selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Zu den komplexen Pacht- und Machtverhältnissen kommt hinzu, dass ein weiterer Betreiber für einen Teil des Geländes verantwortlich ist, auf dem die Hallen stehen. Auch dieser muss dem neuen Mieter zustimmen.

Der unvorhergesehene Rückzug von Schulz könnte nun eine Chance für die anderen Mitbewerber um das Areal sein. „Ich bin weiterhin an einer Übernahme des Geländes interessiert“, sagte Armin Mostoffi. Der Manager von Marusha und Veranstalter großer Techno-Events hatte ebenfalls sein Konzept für die Fortführung der Arena vor dem Gläubigerrat und dem Insolvenzverwalter vorgestellt.

Mostoffi sagte weiter, er sei noch nicht von Schulz’ Ausstieg aus den Verhandlungen informiert worden. Der Insolvenzverwalter habe ihm aber zu einem früheren Zeitpunkt neue Verhandlungen für diesen Fall in Aussicht gestellt. Der Unternehmer hatte zuletzt im Juni den „Berlin Summer Rave“ auf dem früheren Flughafen Tempelhof mitorganisiert.

Für diesen Dienstag ist ein Treffen zwischen dem Insolvenzverwalter und dem Vereinsvorstand anberaumt. Dabei sollen auch die möglichen Folgen des Ausstiegs von Axel Schulz aus den Verhandlungen diskutiert werden. Sicher wird dabei auch das schlimmste erdenkliche Szenario zur Sprache kommen: die Liquidation. Für die Berliner Kulturszene wäre das ein herber Verlust – und den rund 30 festen sowie 60 freien Mitarbeitern ginge es an die Existenz.

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