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Uniform gegen die Nervosität: Designer Matthew Williamson zu Gast im Soho Club

Die Londoner Modeikone Matthew Williamson kam in den Soho Club am Alexanderplatz, um ein ziemlich dickes Buch über sich zu präsentieren.

Wer entwirft Kate Middletons Brautkleid für die Heirat mit Prinz William? Die Londoner Mode-Ikone Matthew Williamson wird in Wettbüros unter den Topfavoriten an zweiter Stelle gehandelt. Vielleicht ist er deswegen so konservativ angezogen beim „Members Event“ im Soho House, einem angesagten Hotelclub nahe dem Alex. Am Montagabend trägt er Jeans zu hellbraunen Schuhen, weißes Hemd mit Stehkragen und ein selbst entworfenes dunkles Jackett. Das ist also der Mann, der das italienische Label Pucci mit neuem Leben erfüllt hat und um dessen H-&-M-Kollektion sich im Frühjahr 2009 die jungen Fashionistas balgten. Er hat in London sein eigenes Label und ist gekommen, um ein ziemlich dickes Buch über sich zu präsentieren. Hätte er geahnt, wie schwer es ist Bücher zu machen, hätte er sich gar nicht erst dran begeben, sagt er. Moderator Chris Glass fragt den 39-Jährigen, was sich in den 14 Jahren seit seinen Anfängen am meisten verändert habe. „Das Internet“, antwortet der. „Wir müssen es umarmen, denn es ist die Heimat des Geschäfts. Das war damals nicht so.“

An der hufeisenförmigen Tafel sitzen an diesem Abend überwiegend junge Clubmitglieder aus der Modebranche und füllen sich Risotto, Rosenkohl und Kürbishühnchen aus riesigen heißen Schüsseln auf die Teller. „Wie im Landschulheim“, sagt jemand. Für Malinka Rerné ist es das erste Members Event. Die 26-Jährige hat kürzlich einen Laden für grüne Mode in Charlottenburg eröffnet. „De la Reh“, heißt der, und sie läuft an diesem Abend gewissermaßen Reklame dafür, trägt ein T-Shirt aus peruanischer Pimabaumwolle, ein hellgraues Täschchen aus Aalhaut, die in Fischfabriken als Abfall anfällt. Ihre schwarzen Stiefeletten sehen ziemlich scharf aus für die Tatsache, dass sie aus einem Wiederverwertungsprodukt alter Plastikflaschen in Handarbeit gefertigt sind. Celia Czerlinski hat ein Hermès-Tuch umgeschlungen. Vor einem Jahr hat sie die Kunsthochschule Weißensee abgeschlossen, jetzt entwirft sie Taschen, die zwischen 750 und 2500 Euro kosten, handgenäht aus feinstem italienischen Leder. Ihre ist leuchtend lindgrün, und man darf sie gerne anfassen. Williamson ist in diesem Raum der Star, der geschafft hat, wovon viele träumen. Berühmtheiten wie Sienna Miller und Gwyneth Paltrow tragen seine Kreationen. Die Arbeit mit Prominenten betrachtet er als das am weitesten verbreitete Marketinginstrument seiner Branche. Luxus freilich ist für ihn nicht am Preisschild erkennbar, sondern hat mehr was mit persönlichen Sentimentalitäten zu tun. „Wer ist dein Lieblingsdesigner?“, fragt der Moderator als nächstes. „Dries van Noten“, antwortet er.

„Das Jeans-Jackett-Outfit ist eine Uniform, die ich immer trage, wenn ich nervös bin“, verrät Matthew Williamson bei der After-Dinner-Zigarette auf dem Balkon. Und was das Brautkleid für die Königshochzeit betrifft, sehe er keine Chancen. „Ich wette, es steht schon fest, wer das macht.“

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